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Dresden im März und November 2024
Text und Fotos: © Martin Schlu 2024 / Stand: 28. November 2024
Allgemeine Hinweise - Dresden 2013  -  Register

In den letzten zehn Jahren hatte ich aus Dresden zwei abschreckende Dinge gehört: Die schlimmen Zeiten von Pegida wurden durch die schlimmen Zeiten der AfD abgelöst und der Berliner Remmo-Clan brach in das Grüne Gewölbe ein, zertrümmerte mit Brachialgewalt die Vitrinen und raubte, was nur irgendwie zu tragen war. Weil das Zeug auf dem Kunstmarkt allerdings unverkäuflich war, wurde es teilweise zerlegt und zerstört und ist nun unwiederbringlich dahin, da es in Einzelteilen verkauft wurde. Die Remmos sind bei den Kunstliebhabern deswegen wahrscheinlich die meistgehaßte Familie in Deutschland.

Dennoch ist Dresden erheblich mehr als eine Ansammlung von Rechten und Geistesgestörten und weil man von Bonn aus nicht mal eben schnell dorthin fährt, wurde die Unterkunft diesmal so gewählt, dass man das Auto vor Ort nicht braucht. Das Flugzeug ist politisch weder korrekt, noch eine Alternative zum Auto und wer nicht unbedingt auf die Bahn angewiesen ist, lässt dies heutzutage besser sein - auch ohne Klaus Weselsky ist eine Bahnreise ein nicht kalkulierbares Risiko. Mit dem Auto sind wir auch so in knapp sechs Stunden da und sobald die Thüringische Grenze überschritten ist, wird das Wetter besser und wir fahren - wie es der Wetterbericht vorausgesagt hat - in die Sonne.

Das Hotel ist kein Hotel, sondern ein Apart-Hotel, was bedeutet, daß man für den Preis eines Hotelzimmers eine Wohnung bekommt. Unsere liegt buchstäblich neben der Frauenkirche (Münzgasse 10) und weil an der Tiefgarage „Frauenkirche“ gerade gebaut wird, muss man an der Kirche vorbeifahren um zur Garage zu gelangen. Das habe ich aber erst herausgekriegt, nachdem ich ein paar Runden durch die Altstadt gedreht habe, ohne die Einfahrt zum Aparthotel zu finden, wo man den Krempel ja ausladen mußte. Es ist etwa so, als würde ich über den Frankfurter Römerberg oder den Bonner Münsterplatz fahren, wo Autos einfach nicht hingehören. Als ich endlich die Einfahrt gefunden habe, stellt sich heraus, daß der Aufzug kaputt ist und als ich das Gepäck in den zweiten Stock gewuchtet habe, merke ich meine mangelnde Kondition. Dafür liegt das Schlafzimmer mit Blick auf die Frauenkirche und das Abendgeläute kann man später gut hören.

Der Neue Markt mit der Frauenkirche
Der Neue Markt mit der Frauenkirche (März 2024)

Natürlich wird eine Runde um den Neuen Markt gelaufen und ich stelle fest, daß viele der Häuser, die 1987 alle bewohnt waren, zu Hotels oder Appartements umgebaut wurden. Die Gentrifizierung ist in vollem Gang, denn die Jungen können sich die Wohnungen noch nicht leisten, die Pensionäre zahlen lieber etwas mehr, wenn sie für den Kurzbesuch in der Innenstadt wohnen und die alteingesessenen Dresdner wohnen schon länger nicht mehr hier. Es wirkt auf mich wie Venedig - die Altstadt wird zum Disneyland für Kulturtouristen und das Personal wohnt außerhalb und pendelt. Spätestens, wenn meine Generation (Babyboomer) ausgestorben ist, wird aber wieder Wohnraum frei.

Beim nächsten Besuch (Nov. 2024) sind wir in die Residenz am Zwinger gegangen, die Apartements lagen wirklich hinter dem Zwinger, es gibt einen Parkplatz im Haus und das Apartement ist sehr großzügig eingerichtet - dreimal mehr Schrankraum, als man braucht. Nur das Geschirr war spärlich (mit viermal Gäser, Teller, Messer etc. kommt  man nicht weit und die Spülmaschine wird damit längst nicht voll)

Die näheren Abschnitte erscheinen hier alphabetisch - das Register hat den Überblick.
Albertinum  - Allgemeines  - Brühl'sche Terassen - Coselpalais - Essen gehen Frauenkirche  - Kultur  - Meissner Porzellan   - Residenzschloß   -  Verkehrsmuseum Striezelmarkt  - Tagestouren von Dresden ausUnterkunft  -   Zwinger allgemein - Zwinger/Gemäldegalerie - Zwinger / Astronomie




Albertinum - Artikel 2013
Das Albertinum ist ein Muß - das war es nicht nur vor elf Jahren, sondern seit seinem Bestehen im 19. Jahrhundert. Es wurde immer wieder erweitert und diente bereits bei der Gründung als Sammelzentrale für zeitgenössische Kunst. Weil es  1945 nicht so schwer beschädigt war wie der größte Teil der Innenstadt, wurde es ab 1950 zum Aufbewahrungsort der von der Roten Armee beschlagnahmten Kunstschätze. Allein die Dauerusstellung der Kunstsammlung rechfertigt einen Dresden-Besuch und soviele weltberühmte Gemälde findet man nur selten auf einem Fleck.

Im zweiten Obergeschoß beginnt die Abteilung 19. Jahrhundert mit Stadtansichten Dresdens von Traugott Faber und Johann Christian Dahl, geht weiter über Carl Spitzweg, Arnold Böcklin und den preußischen Hofmaler Adolph Menzel. Im Übergang zum 20. Jahrhundert sieht man Henri Tolouse-Lautrec, Edgar Degas (von es hier auch Skulpturen gibt), Max Liebermann, Max Beckmann, Vincent van Gogh, Lewis Corinth, Auguste Rodin, Emil Nolde, Paula Modersohn-Becker und viele mehr. Caspar David Friederich ist natürlich auch vertreten (Das große Gehege in Dresden), wie der „Blaue Reiter“, der Kubismus, der Impressionismus und der Expressinismus. Hinterher gibt es noch Neo Rauch und Gerhard Richter - so kriegt man einen guten Überblick über die Kunstgeschichte. Otto Dix hat einen eigenen Raum mit dem berühmten Kriegs-Triptychon, vor das man zum Glück eine Bank gestellt hat, damit man in Ruhe gucken kann.

Nach über zwei Stunden ist eine Pause im Cafe fällig. Das Café Solino liegt im inneren Museumshof und wer nach einem Spaziergang über die Brühl'sche Terasse Lust auf einen Besuch hat, der kommt auch ohne Karte herein, weil man die Karten erst bei den Eingängen zu den Sälen braucht. Rund um das Café stehen im Innenhof scheinbar Marmorblöcke. Beim Näherkommen stellt man aber fest, daß es sich um mit Folie überzogene Schaumstoffwürfel handelt. Man kann nicht nur - man soll sich sogar drauf setzen.

Blick aus dem Lift auf den Innenhof des Albertinums
Blick aus dem Lift auf den Innenhof des Albertinums
 
Weitere Räume zeigen tolle Ansätze der Museumspädagogik. Im
Rayski-Raum sind alle Bilder so tief gehängt, daß sie auf Augenhöhe bei Grundschulkindern sind und als Erwachsener muß man sich bücken um sie anzusehen. Das fällt bei einem Hasenbild natürlich extrem auf (Hase im Schnee, von Ferdinand von Rayski) und öffnet eine neue Perspektive beim Betrachter, wie man Kinder zur Kunst kriegen kann.

Das Albertinum hat - wie jedes andere Museum - natürlich mehr Objekte, als an die Wände passen und diese Werke stehen in einem Depot. Das sind meistens riesige fensterlose Keller, in denen weitere Milliardenwerte stehen und das war auch bei Albertinum so. Als das große Elbhochwasser im August 2002 die Innenstadt überschwemmte, wurde klar, dass die Depots gefährdet sind. Man konnte die Inhalte noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, aber danach wurde ab 2005 ein neues Depot über der Eingangshalle angelegt,in dem die Milliarden teure Kunst zumindest vor Hochwasser geschützt ist (Link zur Neukonstruktion der Architekten Staab).

Damit die Besucher aber wissen, was „Depot“ bedeutet, hat man sogenannte „Schaudepots“ angelegt, die man passiert, wenn man vom Klinger-Saal zum Treppenhaus geht:

Ein Teil des Depots im Albertinum
Ein Teil des Schaudepots im Albertinum (1. OG)

Im Skulpturensaal im Erdgeschoß stehen originale und kopierte Griechen und Römer und Richtung Ausgang Altstadt kommt man wieder an einem Schaudepot vorbei (Gläsernes Depot), wo Hunderte von Marmor- und Sandsteinköpfen auf Regalen und Gestellen liegen - überragt von einer David-Kopie Michelangelos. Ich habe das Orignal in Florenz gesehen und eine weitere Kopie am originalen Standort - es ist immer wieder toll, aber ich stelle mir auch vor, wie meine Schüler/innen kichernd und verlegen davorstünden und bin darum froh, daß ich die Schule nun hinter mir habe.

Eine David-Kopie in Dresden

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Allgemeines - Artikel 2013 
Dresden ist eine Gründung der Slawen, die ab 929 die Burg Meißen bauten und von ihr aus die Handelswege kontrollierten. Um 1200 gab es die erste Steinbrücke über die Elbe, um 1206 kam es zur Stadtgründung und im 13. und 14. Jahrhundert siedelten sich Klöster an. Im 15. Jahrhundert wurde Dresden Stammsitz der Meißener Herzöge (der Wettiner) , damit Residenzstadt und so wurde die Stadt Sitz der sächsischen Kurfürsten. 1487 kam es zu einer Trennung in der Erbfolge zwischen Ernst und Albrecht. Die “ernestinische“ protestantische Linie starb aus, die „albertinische“ katholische Linie setzte sich seit Moritz (1547) durch. Protestantisch war Dresden unter Friedrich dem Weisen geworden, der 1517 Luther zur Seite stand, als der sich mit dem Papst angelegt hatte, doch von Moritz an bis Beginn des Dreißigjährigen Krieges war Sachsen katholisch.

August der Starke (August I.) , ein Protestant, wurde auf dem Höhepunkt der sächsischen Politik auch noch König von Polen, nachdem er heimlich katholisch geworden war und hatte eine große Vorliebe für Statussymbole wie Porzellan, Schmuck, Elfenbein und andere schöne Dinge. Er hatte sich Ludwig XIV. zum Vorbild genommen und gab das Geld mit vollen Händen aus. In diese Zeit fallen der Aufbau eines modernen Verwaltungsstaates mit Beamten und der Aufbau eines stehenden Heeres auf 30.000 Mann.Durch ihn hat Dresden heute immer noch Kunstschätze in Milliardenwerten.

An der Außenmauer des Alten Schlosses sind die seitdem in Dresden herrschenden Landesfürsten bis ins 19. Jahrhundert aufgelistet. Man kann es nicht im Ganzen fotografieren, weil es ca. 200 Meter lang ist.

August IIim Fürstenzug
August II (Ausschnitt aus dem „Fürstenzug“ am Alten Schloss

https://www.dresden.de/de/leben/stadtportrait/geschichte.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_III._(Sachsen)

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Brühl'sche Terassen
Die Brühl'schen Terassen sind Promenade und Aussichtspunkt gleichzeitig. Sie beginnen an der Semperoper und laufen etwa einen  Kilometer parallel zur südlichen Elbkurve bis zur am 11. September 2024 eingestüzten Carolabrücke. Von den Terassen aus kommt man über die Schloßstraße und die Münzgasse schnell in die Altstadt um den neuen Markt und die Frauenkirche. Vom Albertinum aus hat man einen Blick auf die Brücke und es ist nicht weit zum Stadtmuseum.

Die Brühl'schen Terassen mit Blick zur Schloßkirche
Die Brühl'schen Terassen mit Blick zur Schloßkirche im Westen, hinten rechts die Semperoper.

Blick nach Osten zur eingestürzten Carolabrücke (Fotos: Nov. 2024)
Blick nach Osten zur Carolabrücke

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Coselpalais
Im Coselpalais scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Der Konzertsaal (Festsaal) mit Blick auf die Frauenkirche wird noch immer genutzt und gilt als schönster Konzertsaal in Dresden. In weiteren Gebäudeteilen findet sich Gastronomie der höheren Preisklasse und die Vertretung der Flügel- und Klavierfima Bechstein - auch die in der höheren Preisklasse.

Coselpalais - links sieht man den Beginn der Frauenkirche
Coselpalais - links sieht man den Beginn der Frauenkirche

Clara Schumann trat mit Werken ihres Mannes Robert in diesem Palais häufiger auf, als das Ehepaar von 1846 bis 1850 in Dresden lebte. Von dieser  Wohnung ist heute allerdigs nichts mehr übrig, weil sie in der Dresdner Bombennacht zerstört wurde. Sie lag in der  Waisenhausstr. 7, etwa auf halbem Weg zwischen dem heutigen Hauptbahnhof und der Brühl'schen Terasse. Von Dresden aus zogen die Schumanns 1850 nach Düsseldorf.

Der Festsaal des Coselpalais wird heute für Klavier- ,Kammermusik und Jazz genutzt. https://www.jazztage-dresden.de/de/spielstaetten/spielstaettendetail/coselpalais/

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Essen gehen
In der Münzgasse liegt die Touri-Meile mit Speisekarten in den geläufigsten Sprachen Europas, Amerikas und Asiens. Rund um die Frauenkirche gibt es alle möglichen Restaurants, die zusammen auch einen Flyer produziert haben, auf dem sie sich gegenseitig loben. Wir haben die besten Erfahrungen aber im Vapiano in der Schössergasse 14 gemacht, wo wir im Schnitt pro Person € 25.- gezahlt haben. Für Dresden ist das billig.

Unser Apart-Hotel bot kein eigenes Frühstück an. Zum Frühstücken wurden wir ins Hotel Suitess geschickt (An der Frauenkirche 13) , wo  pro Person € 19,00 berechnet wurden. Das war es allemal wert - das Suitess ist ja auch ein 5 Sterne-Hotel. Eine Übernachtung dort hätte vermutlich soviel gekostet wie die Woche im Apart-Hotel. Ich habe aber nicht gefragt.

Cafés in den Museen sind nötig, wenn man drei Stunden Kunst gesehen hat. Das Café  im Zwinger war zwar recht gut, aber der Weg zur Toilette führte etwa einen Kilometer durch das Museum und ohne Eintrittskarte kam man nicht rein und mußte wieder zurück. Immerhin wird der Zwinger ja großflächig umgebaut und da kann man nicht so viel meckern.

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Frauenkirche
Seit dem Bericht von 2013 hat sich nicht wirklich viel verändert. Immer noch ist diese Kiche das Zentrum der Dresdner Kirchenmusik. Leider war sie jetzt (Nov. 2024) geschlossen, weil das ZDF für die Übertragung des Adventskonzertes die Kirche eine Woche lang mit Beschlag belegt hat und die Fernsehtrucks blockierten einen Teil des Neumarktes.

Frauenkirche in Dresden


Kultur in DresdenZum Register
Artikel von 2013
Dresden hatte immer eine Sonderstellung, weil es an der Schnittstelle zwischen Lausitz und Spreewald, dem polnischen Hinterland, Böhmen und den westichen Teilen des Reichs lag. Aus diesem Grund war es für die Kurfürsten seit dem 15. Jahrhundert immer wichtig, zu zeigen, wie mächtig sie waren, wieviel sie hatten und deswegen wurde unvorstellbar viel Geld in diese Residenzstadt gesteckt. Die Albertina als Beispiel für Statussymbole wurde genannt. Weitere Bespiele ergeben sich aus dem Streit der Ernestinischen  und Albertischen Linie der Wettiner. Die Hofkirche ließ August der Starke bauen, als er katholischer König von Polen geworden war und wo die Macht saß, waren der Adel und das Großbürgertum nicht weit. Aus diesem Grund war Dresden auch in der DDR die heimliche Hauptstadt und zweite Vorzeigestadt neben Berlin. Selbst Leipzig war Dresden damals untergeordnet.

Meissen und das PorzellanZum Register
Am Neumarkt gibt es ein Porzellangeschäft, vor dem man lange stehen und gucken kann. Ich habe mit immer überlegt, ob ich mir einen Kaffeebecher für € 129.- leisten soll, aber jetzt liegen die Dinger bei € 340,00, auch, wenn sie am Rand vegoldet sind. Ich werde also den Rest meines Lebens ohne einen Meissner Kaffeebecher verbringen. Trotzdem ist dort immer Betrieb. Ich erinnere mich, daß im März eine Bodenvase für € 90,000,- und eine € 120.000.-  herumstanden, die wohl für arabische Milliardäre bestimmt waren. Ein Grund, nicht hineinzulaufen, denn was man mit dem Hintern umwirft, muß man mit den Händen oder dem Kopf jahzehntelang abarbeiten.

Die Porzellanmaiglöckchen fand ich im Meißener Museum. Sie stammen aus einer fürstlichen Sammlung und für den Preis, den man zahlen müßte, könnte man sich sein Leben lang täglich frische Maiglöckchen liefern lassen.  Exkurs zur Meißen-Seite


Maiglöckchen aus Meissner Porzellan
Maiglöckchen aus Meissner Porzellan

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ResidenzschlossZum Register
Vom Innenhof nach drinnen .... wird noch geschrieben

August III. (der Starke), 1670-1733

https://de.wikipedia.org/wiki/August_der_Starke
https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/dresden/dresden-radebeul/urteil-gruenes-gewoelbe-prozess-100.html
August III. (der Starke), 1670-1733
August II. (der Starke), Sächsischer Kurfürst und polnischer König

Striezelmarkt
Im November 2024 sind wir dann noch einmal gefahren, weil in der Albertina die große Ausstellung über Caspar David Friedrich lief. Wir haben etwa zwei Stunden dafür gebraucht und es war klar, daß wir am Abend über den Altmarkt laufen, wo jedes Jahr der Striezelmarkt stattfindet (einer von mehreren Weihnachtsmärkten in Dresden), Die Erwartungen waren groß, weil ja überall erzählt wird, daß dieser Weihnachtsmarkt etwas ganz Besonderes ist, was es so nicht woanders gibt. Immerhin ist das dieses Jahr der 590. Striezelmarkt und wenn man weiß, daß in Bonn das 200. Karnevalsjubiläum gefeiert wurde (seit 1824), liegen die Dresdner Weihnachtsmärkte damit in der Frührennaissance (Seit 1434), wie die Chronik schreibt. Es ist der älteste Weihnachtsmarkt der Welt, also muß er etwas Besonderes sein?

Das Wesentliche am Weihnachtsmarkt: Glühwein, Freßbuden und nettes Zeug, was man nicht braucht.
Das Wesentliche am Weihnachtsmarkt: Glühwein, Freßbuden und nettes Zeug, was man nicht braucht.

Um es kurz zu machen: So besonders ist der Striezelmarkt auch nicht. Engelspyramiden gibt es überall, wenn auch kleiner,  Freßbuden und Glühweinstände auch. In Düsseldorf haben wir für zwei Bratwürste € 18,00 bezahlt und hier nur € 12,00, doch der Unterschied zu den Märkten zwischen Düsseldorf, Bonn, Siegburg, Frankfurt and anderen Städten liegt nur darin, daß hier jede Menge Holzfiguren und Schwibbögen aus dem Erzgebirge verkauft werden, jeder fünfte Stand hat den originalen Dresdner Stollen (den es jetzt auch bei Aldi gibt) und hier wird eben sächsisch gesprochen. Dafür ist man in Dresden sicher vor Käthe Wohlfahrt.

Sehr witzig fand ich die Werbeschrift über Dresden, wo auf der Mittelseite (die sich fast von allene aufschlägt) Werbung für den Weihanchtsmarkt in Görlitz gemacht wurde. Immerhin gab es in Dresden eine Bühne, auf der wir ein Bergmannsblasorchester aus dem benachbarten Freiberg gehört haben - in Bonn hat man die Live-Musik schon vor etlichen Jahren wegen der hohen GEMA-Gebühren abgeschafft.

Folgende Essentials haben sich auf dem Striezelmarkt herauskristallisiert:

Essentials des Striezelmarktes: Erzgebirgsfiguren
Essentials des Striezelmarktes: Erzgebirgskrippe
 oben: Erzgebirgsfiguren für den Weihnachtsbaum
 unten: Glühwein (gefühlte dreißig Stände)
 oben: Erzgebirgskrippe und Glühwein
unten: Erzgebirgsschwibbögen und -figuren
Essentials des Striezelmarktes: Glühwein
Essentials des Striezelmarktes: Erzgebirgskrippe

Wer auf diese Figuren steht (auch ich habe sie in meiner Kindheit gehabt), kauft sie am besten im Sommer, da kosten sie nicht über € 40,00 für eine drei Zentimeter hohe Figur.  Im Idealfall läßt man sie sich schenken oder trödelt sie auf ebay für die Hälfte. Es gibt aber viele, die aus Tradition jedes jahr genau hier eine diese kleinen Figuren kaufen - auch das ist Tradition.

Wenn man sowieso in Dresden oder in der Umgebung ist, sollte man den Markt mitnehmen, aber extra deswegen hierhin zu fahren ist Quatsch. Dresden bietet immerhin wesentlich mehr als nur den Striezelmarkt.
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Tagestouren
Jede dieser Touren kann man gut von Dresden aus unternehmen. Zum Schloß Moritzburg fährt man über die B6 über Meißen, der Ort Moritzburg ist ab der Dresdner Neustadt ausgeschildert. Nach Görlitz rechnet man eine Stunde und sollte ein paar Stunden für die Stadt einplanen. In Meißen lohnt sich der Dom, das Porzellanmuseum, die Burg und das Käthe-Kollwitz-Haus. Eventuell übernachtet man dort, weil es wirklich viel ist. Mehr haben wir in drei Dresden-Besuchen noch nicht geschafft
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VerkehrsmuseumZum Register
Das Verkehrsmuseum liegt ebenfalls am Neuen Markt, gegenber der Frauenkirche. Es ist im Gebäude des Johanneums untergebracht, einem Stallhof (eine Art Pferdeparkplatz), der groß genug war, dass man vile Pferde und Kutschen gleichzeitig unterbrinhen konnte. Nach mehreren Umbauten diente das Gebäude als Sammlungsort für Bilder und Porzellan der Herrscher, wurde in der Dresdner Bombennacht ebenfalls erheblich zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1952 dient es als Verkehrsmuseum - eines der ersten Museen, das von der gerade entstandenen DDR gegründet wurde. Zu sehen gibt es alles, was mit Verlehr zu tun hat: Von der Sänfte bis zum aktuellen E-Roller wird alles gezeigt. Schwerpunkte sind die Entwicklung der Sächsischen Eisenbahn, die Luftfahrt , die Schiffahrt der DDR und natürlich eine Autousstellung. Das Museum ist zwar nicht mit dem in Sinsheim/BW vergleichbar, weil die Badener an der A6 gegenüber dem Hoffenheimer Stadion etliche Hektar mehr Platz haben, aber die Sammlung ist hochkompetent und zeigt  die wesentlichen Entwicklungen des Verkehrswesens seit ca. 1850 sehr gut.

https://www.verkehrsmuseum-dresden.de/de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Johanneum_(Dresden)

Einige Impressionen von Straße und Schiene:

oben: Das Gebäude am Neumarkt
oben: Eine Kutsche (Landaulet) von 1900
unten: Waggon und Lok (Hintergrund) von 1898
unten: Autos aus sächsischer Vorkriegsproduktion


ZwingerZum Register
Augst der Starke bauftragte 1709 seinen Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann mit dem Neubau eines Schlosses auf einem ehemaligen Armeegelände, das später um eine Orangerie erweitert wurde. 1719 wurde der Zwinger anläßlich der Hochzeit des Thronfolgers mit der Kaisertochter Maria Josepha begonnen, fertiggestellt wurde er 1728.

In der Desdner Bombenacht 1945 wurde der Zwinger fast vollständig zerstört, doch man konnte noch Gebäudeteile erkennen. Nun war der Zwinger aber auch gleichzeitig Museum von ziemlich wertvollen Dingen (die rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden waren oder später von den Sowjets zurückgegeben wurden) und das hat ihn vermutlich gerettet, denn unmittelbar nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau und 1952 konnte die erste Ausstellung eröffnet werden. In der
neugegründete DDR galten derlei Gebäude eigentlich als feudalistische Schandflecke und es sind im Sozialismus etliche von ihnen gesprengt worden, damit sie dem sozialitischen Fortschritt nicht im Wege standen (Berliner Schloß, Schloß Putbus auf Rügen, etliche andere). Offenbar war das historische Bewußtsein kurz nach dem Krieg ausgepägter als in den 1950er/60er Jahren.

1985 begann die Großrestauration des Zwinger-Komplexes. Ich konnte 1987 zum ersten Mal den Mathematisch-Physikalischen Salon anschauen, eine Sammlung alter Meßgeräte von Zeit, Entfernung und Gewichten und ich erinnere mich, daß die Geräte ziemlich frei auf irgendwelchen Tischen standen, so daß man sie hätte anfassen oder klauen können, wenn da nicht ein NVA-Soldat daneben gestanden hätte. Zwei Jahe später kam der Mauerfall und die BRD kaufte die DDR im Prinzip auf und stülpte ihr ihr Wertesystem über. Dazu gehörte auch, daß Zigausende marode Gebäude nach - in der Regel westlichen Standards -  restauriert werden sollten. Helmut Kohl redete viel von blühenden Landschaften aber zunächst wurden die DDR-Betriebe abgewickelt bevor die - meist westlichen - Firmen die aus dem Solidarzuschlag erhobenen Milliarden für Instandssetzungsarbeiten bekamen. Eines dieser Projekte war eben auch der Zwinger, den Bonn und Berlin fortan mit Mitteln aus dem Bundeshaushalt förderten. 2013 waren große Teile bereits restauriert, wenn auch nicht fertig. Die folgenden Bilder zeigen die Entwickung der Baustelle, die nunmehr seit fast vierzig Jahren besteht:



April 2013
April 2013

März 2024 März 2024

https://www.der-dresdner-zwinger.de/de/dresdner-zwinger/geschichte/
Blatt zur Geschichte des Zwingers

Zwinger - Gemäldegalerie - früherer Artikel von 2013 -   Zum Register
Im Zwinger gibt es eine Gemäldegalerie, die alles zeigt, was auch schon früher gut und teuer war. So schreibt Johann Wolfgang von Goethe im August 1794 über seinen Besuch der Galerie:

„Die Stunde, wo die Galerie eröffnet werden sollte, mit Ungeduld erwartet, erschien. Ich trat in dieses Heiligtum und meine Verwunderung überstieg jeden Begriff, den ich mir gemacht hatte!“

Goethe kam später noch öfter nach Dresden und besuchte dabei den berühmten Maler Caspar David Friedrich und den etwas weniger bekannten Gerhard von Kügelgen, deren Bilder heute Bestandteil der Sammlung sind. Diese Sammlung wurde 1560 von Kurfürst August I. als Kunstkammer“ gegründet und enthielt von Anfang an Bilder deutscher und niederländischer Maler. Der sächsische Kurfürst und spätere polnische König August der Starke (1670-1733) erweiterte dieses Sammlung mit zahlreichen Ankäufen und sein Sohn August III. (1696-1763) steigerte die Ausgaben dafür bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756, als seine Kaufwut nachließ, weil das Geld für den Krieg benötigt wurde.

Bis heute umfaßt die Sammlung ca. 700 Gemälde zwischen Mittelalter, Renaissance und Romantik. Untergebracht ist sie in einem Gebäude, das Gottfried August Semper 1847 zu bauen begann, doch er konnte es nicht mehr vollenden, weil er mit seinem Freund Richard Wagner 1848 als „Demokrat“ von der sächsischen Polizei gesucht und auch im Ausland bespitzelt wurde. Erst 1863 wurde die Fahndung nach ihm eingestellt und als 1869 das von Semper 1841 gebaute Hoftheater abbrannte, erklärte er sich zwar bereit, die Pläne für die heutige „Semperoper“ zu liefern, kam aber nie wieder nach Dresden und starb 1897 in Italien.

Im 20. Jahrhundert wurden die „modernen“ Gemäde ausgegliedert, weil die Sammlung zu umfangreich geworden war.

Bei Ausbruch des Zweite Weltkrieges wurde die Sammlung zum größten Teil ausgelagert, jedoch verbrannten etwa 250 Bilder im Krieg. Der größte übrige Teil kam als Beutekunst in die UdSSR und erst ab 1955  kam es zur Rückgabe der ersten Objekte. Die Kriegsschäden sind seit 1992 halbwegs beseitigt, die Restaurierung des Zwingers dauert weiter
an. Seit 2020 ist die Gemäldegalerie wieder zu sehen. Immer noch sind aber 450 Gemälde vermißt.
Die heutige Gemäldesammlung in der Sempergalerie bietet einen guten Überblick über die verschiedenen Epochen und deckt einen ganzen Museumsverbund ab. Sie dürfte einen Wert weit im Milliadenbereich haben. Die Highlights kommen eher nebenbei: Raffaels Modonna mit den Engelchen hat eine ganze Wand für sich (und braucht sie auch, weil das ja schon ein paar Quadratmeter sind), deswegen zeige ich hier nur die Engel:

Die weltberühmten Engelchen von Raffaels „Madonna“
Die weltberühmten Engelchen von Raffaels „Madonna“ - das Orignal ist also in Dresden.

Weiter zu erwähnen ist das Bild einer Dienstmagd, die aber nicht das Objekt der Darstellung ist, sondern das, was sie auf dem Tabett serviert: Kakao. Jean-Ètienne Liotard stellte mit dem Bild des Schokolademädchens 1744 die Besonderheit des Kakaos dar: Wer das Geld dafür hatte, konnte natürlich auch das Personal bezahlen, um es sich servieren zu lassen.

Im letzten Raum der Etage sieht man einen ganzen Saal Lukas Cranach und Hans Holbein (beide, Vater und Sohn). Allein dieser Raum repräsentiert einen Kunstwert von einer knappen Milliarde.



Zwinger - Astronomisches MuseumZum Register
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