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Bergbaumuseum
- Bahnhof - Bermuda-Dreieck - Innenstadt - Kortum und die Kortumstraße -
Maischützen - Planetarium - Rathaus - Sparkassenbügeleisen - Stadtpark und Tierpark - Schauspielhaus - Südring - Starlight-Express - VFL Einführung Herbert Grönemeyer hat dieses Lied immer gesungen, obwohl er nicht in Bochum geboren ist, aber ich komme wirklich aus dieser Stadt, bin vor fast siebzig Jahren im Augusta-Krankenhaus geboren und habe die ersten zwölf Jahre meines Lebens gegenüber dem Bergbaumuseum und dem Polizeipräsidium gewohnt, als diese Straße noch „Vödestraße“ hieß, Eine Vöde meinte im 19. Jahrhundert ein großes Feld, das abwechselnd für Winterfrucht, Sommerfrucht und als Weide genutzt wurde, denn Bochum war ursprünglich ein großer ländlicher Raum und die erwähnte Vöde zog sich zwischen der Herner und Castroper Straße bis zur Krümmede - etwa gegenüber dem Standort des heutigen VFL-Stadions. Um 1860 gab es noch 170 Nutzer dieser Vöde, bevor der Kohleabbau richtig losging und Scharen von polnischen Kohlearbeitern und Bergmännern das Land und die Region prägten. Seitdem tummeln sich die Urbainskis, Jablonskis, Podolskis und viele andere -skis in Pütt und Pott, haben sich in Jahrhunderten mit den Bochumer Bauern vermischt und den Typ Ruhrkumpel geprägt - auch wenn es heute keine Zechen mehr gibt, in die eingefahren wird. Von dieser Vöde sind die letzten Reste heute noch als Wiese vor dem Bergbaumuseum erhalten. Links vom Museum (nördlich) wurde bereits 1937 aus dieser Wiese (einem ehemaligen Überflutungsgebiet) ein Kleingartenverein, der sich heute noch großer Beliebtheit erfreut und in dem viele Kumpel ihr „Pülleken Pils inne Laube“ getrunken haben. Es gibt auch einen Fußballverein „SV Bochum-Vöde“ und eine nach ihr benannte „Grundschule In der Vöde“ - aber die Vödestraße gibt es nicht mehr. Die heißt jetzt „Am Bergbaumuseum“. Man hätte sie auch „Am Finanzamt“ oder „Am Polizeipräsidium“ nennen können, denn wenn ich als Grundschüler aus dem Fenster „kuckte“, sah ich links das Finanzamt, gegenüber das Gefängnis des Polizeipräsidiums und rechts das Bergbaumuseum - allerdings noch ohne den Förderturm, denn der wurde ja damals noch gebraucht und schaufelte auf der Zeche Germania in Dortmund-Marten Bergleute und Kohle rauf und runter. Durch den Kohlenstaub waren die Häuser alle grau und wenn meine Mama Samstags vormittags wusch, war die weiße feuchte Wäsche am Nachmittag zwar trocken, aber auch grau. Wer bis 1971 in Bochum aufwuchs - wie ich - hatte schon vom Wohnort her immer das Risiko einer Steinstaublunge und Umweltschutz interessierte damals keine Sau. Bergbaumuseum Das Bergbaumuseum ist ein ganz guter Einstieg, wenn man nichts über Bochum und das Ruhrgebiet weiß, denn hier wird klar, wie das „schwarze Grubengold“ nicht nur das Ruhrgebiet, sondern auch das ganze Land geprägt hat. Zu meiner Erinnerung an die Grundschule gehörte auch ein Besuch dieses Museums und man konnte damals noch eine Holzrutsche zehn Meter tief auf dem Arschleder rutschen, bis man auf der Höhe des Museumsbergwerkes war. Im Museum ist alles Schau und Modell, sehr, sehr gut gemacht, aber auf diesem Gebiet der Vöde wurde niemals Kohle abgebaut. Das Bergwerkserlebns beginnt schon beim Warten unterhalb des Förderturms, bis die Kabine aufgeht und man gefühlt 1.100 Meter tief fährt. Die Simulation ist schon sehr gut, inclusive kurzen Stopps, wo dann ein digitaler Kumpel irgendwas ruft und daß der Förderkorb ab und zu zittert, wirkt auch sehr echt. Auf der Sohle angekommen, kann man dann laufen und Maschinen begucken, die so aussehen, als seien sie gerade mal kurz abgestellt worden. Die Fachausdrücke will ich nicht nennen, aber in meiner Grundschule (Hagenschule) kannte sie in den 1960er Jahren jedes Kind, weil die Mehrheit der Bochumer Väter ja entweder unter Tage, am Ofen oder in der Konstruktion arbeiteten und bekannte Betriebe wie der Bochumer Verein, Thyssen-Krupp, Hoesch oder Ruhrkohle kamen aus Bochum oder produzierten zumindest dort. Daß am Ende der 1960er Jahre das Zechensterben einsetzte und viele Bergleute Opelaner wurden, gehört aber auch zur Bochumer Geschichte. ![]() Bochumer Wahrzeichen: Das Bergbaumuseum mit dem über siebzig Meter hohen Doppelförderturm (Foto: Feb. 2025 vor der Verhüllung) Wenn man will, kann man im Bergbaumuseum locker vier Stunden verbringen, denn es gibt eine riesige Ausstellung der Bergwerksgeschichte, man sieht die Maschinen, kommt an einer Waschkaue vorbei, bei der die Kleidung der Berggleute an Seilen aufgehängt wurde und hat unglaublich viele Ausstellungsstücke, in die man sich vertiefen kann. Mit Kindern oder Enkeln schafft man aber höchstens zwei Stunden und müßte dann ein weiteres Mal kommen. Doch auch ein zweiter Besuch lohnt sich. Wenn einen der Hunger packt, geht man am besten ins „Kumpels“, das Restaurant im Museum und bestellt sich was Deftiges, etwa die „Steigerpfanne“, ein „Malocherkrüstchen oder einen „Kaventsmann“. In der Nähe gibt es nämlich kein Restaurant und im Kumpels ist das Flair des Dialektes zu spüren: „Komma lecker bei mich, sacht die Omma, willze noch'n Pülleken?“ Auch so etwas hört man noch ab und zu. Der Enkelin hatte es gut gefallen, doch wer nicht gut laufen kann, läßt das Museum lieber. Es ist nicht wirklich für Rollstuhlfahrer geeignet. Deutsches Bergbaumuseum, Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum, Eintritt € 10,00 / erm. 5,00 (Okt. 2024) nach oben Der Bahnhof Wer nach Bochum fährt, kommt meistens am Bahnhof an, weil die zentrale Autoverbindung, die B1 (A40 vulgo „Ruhrschnellweg“) meistens verstopft ist und das Ruhrgebiet per Bahn besser erreichbar ist als mit dem Auto. Als ich von Bochum nach Bonn gekommen bin, habe ich mich gewundert, daß die Bundeshauptstadt nur zwei Gleise hatte (eines nach Norden, eines nach Süden), denn von Bochum kannte ich schon damals acht Gleise auf vier Bahnsteigen. Der Bochumer Bahnhof lag nach dem Krieg in Schutt und Asche und wurde in den 1950er Jahren neu gebaut. Entsprechend ist die Architektur dieser Zeit und heute gilt er als schönster Bahnhof dieser Zeit. Von hier kommt man überall hin. Sieben IC/ICE-Linien fahren hier, acht Regionalzüge, acht U-Bahn-Linien und zwölf Buslininien - viel weniger als in Köln ist hier auch nicht los, obwohl Bochum gerade halb so groß ist wie die Domstadt. ![]() Typisch für die 1950er Jahre: Das geschwungene Dach Wer ein Wochende hierhin kommt, kann gleich am Bahnhof ins Hotel einchecken und ist - einmal über den Bahnhofsvorplatz - sofort in der Innenstadt. Komfortabler ist das Mercure, billiger das Ibis. Wenn man aber wegen Starlight Express anreist, sollte man aber auch dort übernachten - das Paket aus Eintrittskarte und Hotel ist viel billiger als die Einzelbuchung. Dazu später mehr. nach oben Innenstadt Mein Elternhaus liegt immer noch nahe der Innenstadt, die vom Bergbaumuseum keinen Kilometer entfernt beginnt. Das Zentrum liegt zwischen Rathaus, Brückstraße und Südring, wo die B226 (Dorstener oder Wittener Straße) einen Ring bildet (Südring, Westring, Nordring, Ostring), doch den kann man immer wieder verlassen. Im Westen liegt Wattenscheid und irgendwann Essen und Gelsenkirchen (Schalke), im Osten liegt Dortmund - seit dem 14. Jahrhundert mit Bochum „verfeindet“ wie Köln und Düsseldorf. Im Nordosten liegt Castop-Rauxel und südlich liegt bei Hattingen die Ruhr und dann ist man schon im Bergischen. Im Ruhrgebiet sieht man sowieso nicht, wo die Städte aufhören - es kommt nur irgendwann ein gelbes Schild und zeigt an, in welcher Stadt man jetzt ist. Weil Bochum im Zweiten Weltkroeg zu 90% zerstört wurde, mußte man es ganz neu aufbauen und legte die Innenstadt in den Kreuzungsbereich dreier Gleisstrecken (Gleisdreieck), erweiterte die B226 um die vier Ringe und baute die Innenstadt um das Rathaus neu. Die Massenbergstraße, an der früher das Hallenbad lag, ist heute bis zur Bongardstraße eine Fußgängerzone mit Busverkehr und an der Stelle des alten Hallenbades steht nun ein hochmodernes Einkaufszentrum (City Point) mit großem Parkhaus. ![]() Das Gleisdreieck - hier die Massenbergstraße. Der City Point ist nicht zu übersehen. Grob gesagt bewegt man sich in der Innenstadt vom Bahnhof im Süden bis zum Bergbausmuseum im Norden auf einem guten Kilometer. Die wichtigen Läden sind zwischen Bongardstraße (Rathaus) und Brückstraße, zwischen Kortumstraße und Husemannplatz und rund um den Kuhhirten und wenn man eine Stunde durch die Innenstadt gelaufen ist, weiß man schnell, wo man ist und wie man etwas findet. nach oben Das Rathaus Das Bochumer Rathaus ist ein riesiger grauer Kasten, den man nicht fotografieren kann, solange man keine Drohne benutzt, weil es einfach nicht in den Apperat paßt. Die Vorgängerbauten waren schon 1904 zu klein geworden, weil die Einwohnerzahl Bochums stark angestiegen war und mit 100.000 Einwohnern eine Großstadt geworden war - eine ähnliche Entwicklung wie in Hannover. Dennoch dauerten Planung und Bauphase bis 1931, als das Rathaus endlich bezogen werden konnte. Allerdings hatte sich die Einwohnerzahl schon wieder mehr als verdoppelt. Mit knapp vierhundert Räumen ist es heute auch wieder an der Kapazitätsgrenze, zumal die Einwohnerzahl um 1970 bei etwa 400.000 lag (Stand 2023: ca. 357.000). ![]() Ein kleiner Teil des Rathauses ... wird fortgesetzt ... nach oben Kortum und die Kortumstraße Am Rathaus liegt die eigentliche Innenstadt, an der Kreuzung Hans-Böckler-Straße und Bongardstraße. In der Nähe liegt die Kortumstraße, in der das Kaufhaus Kortum die zentrale Einkaufsmöglichkeit war. Ursprünglich gehörte es der jüdischen Familie Alsberg, doch die wurden von den Nazis enteignet, ihr Geschäft wurde „arisiert“ und nach dem Arzt, Wissenschaftler und Dichter Carl Arnold Kortum in „Kaufhaus Kortum“ umbenannt. Ähnliches kennt man von Hertie (Hermann Tietz) oder Wertheim und daß diese Enteignungen nur selten ausgegliche wurden, ist auch ein Stück Nachkriegsgeschichte. Der Fassade des Kortum-Gebäudes sieht man die Nazi-Zeit immer noch an. ... wird fortgesetzt ... Foto Kortum-Haus ![]() Foto Gleisdreieck nach oben Kuhhirte und Propsteikirche
nach oben Das Bügeleisen Ich kannte das Haus immer als „Bügeleisen“ - erst später wußte ich, daß es die Sparkassenzentrale ist. Ansicht von Nordwesten. nach oben Das Bermuda-Dreieck nach oben Der Südring und die Umgebung nach oben Das Schauspielhaus Das Bochumer Schauspielhaus war mal weltberühmt nach oben Planetarium ![]() Das Bochumer Planatarium nach oben Die Maischützen nach oben Stadtpark und Tierpark ![]() Der Stadtpark von der Bergstraße aus nach oben Bochum und der Starlight-Express ![]() In den letzten fünf Minuten darf man knipsen nach oben Dahlhausen Bochum Dahlhausen hat sich de Charme der 1960er Jahre bewahrt nach oben Der VFL Bochum nach oben Nachtrag ![]() Das Haus meiner Kindheit gibt es noch, doch in den ehemals 7.000 qm großen Garten hat man nun eine Wohnanlage gebaut. nach oben |
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