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Königsstuhl bis 2019 - Königsstuhl 2025 - Abschluß Tagestouristen für die Kreidefelsen (TT) kamen bis zum Ausbau der B96n (2019) meistens aus dem Raum Lübeck, Boltenhagen, Wismar, dem nördlichen Brandenburg oder Usedom und hatten im Normalfall zwei Stunden Anreise über die Ostseeautobahn A 20 hinter sich. Egal, woher man kam, man fuhr immer Richtung Stralsund und nahm dort die Brücke über den Strelasund. Eisenbahnfans nahmen den Zug ab Stralsund Richtung Sassnitz, Bergen oder Binz, aber die hatten wahrscheinlich sowieso eine Nacht im Hotel einkalkuliert und interessieren hier nicht, denn sie hatten mehr Zeit, damals weniger Streß und im Normalfall nicht einen Stall voll Kindern dabei. Der übliche TT war mit seinem Anhang aber gegen acht Uhr losgefahren, hatte es irgendwie auf die B 96 geschafft und stand etwa gegen zehn auf der neuen Brücke über dem Sund. Davor gab es nur die alte Brückenstraße nach Rügen, es sei denn man wollte eine der Fähren ab der Küste zwischen Greifswald und Stralsund nehmen, doch man sparte damit keine Zeit. Die Mehrzahl der TT drängte es ohnehin zu den Kreidefelsen im Nordosten der Insel. Die fuhren auf der B96 alle erst Richtung Bergen und dann Richtung Sassnitz oder Jasmund, stellten das Auto gegen zwölf auf dem großen Parkplatz in Hagen an der Stubbenkammer ab, tigerten etwa eine halbe bis ganze Stunde durch den Rügenwald (je nach der Beinlänge ihrer Kinder) und waren frühestens gegen halb eins auf dem Gelände. ![]() Der Buchenwald steht sehr dicht, zieht sich lang hin und ist sehr entspannend - auch mit Kindern („Papa, wann sind wir da?“) Dort gab es keine Toilette, es sei denn, man zahlte ziemlich viel Eintritt pro Person. Dann konnte man außer dem Klo auch ein Dokumentationszentrum mit allerlei Halb- und Vollwahrheiten begucken und stand Schlange vor der Terasse, von der man aus den Kreidefelsen anschauen kann (auf dem anderen stand man ja selbst). Als ich 2009 das erste Mal da war, durfte man etwa eine halbe Minute an der besten Stelle stehen und mußte dann den Platz räumen, wenn man keine Schlägerei riskieren wollte, denn jeder, der die stundenlange Anreise hinter sich hatte, wollte ja das Bild knipsen, das dokumentierte, daß man da gewesen war. Es war damals ein Gedränge um den Felsen wie etwa bei der Mona Lisa im Louvre, nur war diese Diva erheblich größer.
Wer größere, lauffaule Kinder hatte, schickte sie danach für eine Stunde mit etwas Würstchen- , Cola- oder Eisgeld ins Dokumentationszentrum und lief ein paar hundert Stufen bis zum Strand. Dort konnte man bestimmt ein dreihundert Meter unten an den Felsen herunterlaufen, mußte aber immer wieder nach oben gucken, weil der Kreidefelsen eben nicht aus Felsen besteht, sondern aus einem hellen, lehmartigen mit Steinen durchsetzten festen Matsch, von dem immer mal wieder etwas abbricht und nach unten donnert.Natürlich sieht man von oben nicht diese Ansicht, die auf den meisten Postkarten zu sehen ist. Dafür muß man nach Sassnitz. Gibt man in das Navi "Königsstuhl" ein, wird man nach Sassnitz zum Hafen gelotst, wo die Schiffe zum Königsstuhl abfahren. ![]() Heute ist das alles viel einfacher! Die B96n geht seit 2019 von Stralsund bis Bergen dreispurig durch und so schafft man die Strecke störungsfrei in einer guten halben Stunde. Weiter bis nach Sassnitz und Lohme-Hagen (Parkplatz für den Königsstuhl) braucht man noch einmal soviel, so daß die Fahrzeit von früher bis zu vier Stunden auf eine gute Stunde reduziert ist. Vom Parkplatz Hagen gab es früher auch keine regelmäßige Busverbindung und so mußte man eine gute halbe Stunde durch den Wald laufen. Heute fährt alle zwanzig Minuten ein Shuttle-Bus zum Königsstuhl und man kann beim Fahrer für € 15,00 den Bus- und den Eintrittspreis en Block bekommen. Nach fünf Minuten Fahrtzeit ist man am Eingang. Das Gedrängel um die schönste Aussicht ist nicht mehr so groß, denn seit April 2023 gibt es den Skywalk. Das ist im Prinzip eine Hängebrücke, deren Ausleger berührungslos über dem Felsen schwebt, auf dem früher das Holzgerüst montiert wurde. Millionen Touristen haben dort ihre Spuren hinterlassen und weil jetzt nicht mehr auf dem Felsen herumgetrampelt wird, sollte er noch etliche Jahrzehnte oder Jahrhunderte halten. Die Holztreppe zum Strand gibt es auch nicht mehr und so laufen Besucher auch nicht mehr Gefahr, von herabstürzendem Kreidegestein verletzt ode erschlagen zu werden. ![]() Der Skywalk über dem Königsstuhl berührt die Kreidefelsen nicht mehr. Außerdem ist soviel Platz, daß mehrere Menschen gleichzeitig knipsen können ohne sich wesentlich zu behindern. Auf der alten Plattform konnte man bestenfalls vier oder fünf Bilder machen, in denen keine anderen Gesichter, Ellbogen oder Schulter im Bild waren. Auch dafür ist hier mehr Platz. ![]() Die Aussicht ist heute besser, weil man die vollen 180° Grad hat. nach oben Kulinarischer Abschluß Es empfiehlt sich vor oder nach dem Besuch an der Kleinen Försterei einzukehren und dort Wild zu essen. Dieses Lokal ist eines der besten Wild-Retaurants, das ich kenne und während man auf sein Essen wartet, kann man an der Weide hinter dem Gasthaus die kommenden Steak vorbeilaufen sehen. Meine Frau und ich haben das schon ein paarmal gemacht und wir fahren da sogar hin, ohne den Königsstuhl anzusehen. nach oben - weiter nach Juliusruh |
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