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Kap Arkona und Putgarten
Text und Fotos: © Martin Schlu 2011-2025   Stand: 11 . März 2025

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Kap Arkona Putgarten - Vitt
Kap Arkona ist die nordöstliche Spitze Deutschlands. Das Kap ist der Sitz der Wetterstation und war schon zu Kaisers Zeiten ein touristischer Höhepunkt. Der dem Kap vorgelagerte Ort heißt Putgarten und ist für automobile Besucher gesperrt. Wer dort nicht wohnt oder sein Ferienhaus hat, muß sein Auto am Ortseingang auf dem Parkplatz stehen lassen und die etwa drei Kilometer bis zum Kap zu Fuß gehen. Alternativ gibt es ein paar Mal am Tag einen Bus, der vom Nachbarort Altenkirchen bis zu den beiden Leuchttürmen fährt, von denen man zwischen April und Oktober den größeren besichtigen kann. Der kleinere Leuchttum wurde 1825-1827 wahrscheinlich von dem preußischen Stararchitekten Karl-Friedrich Schinkel gebaut und ist heute ein Museum, der größere ersetzte ab 1905 den Schinkelturm und ist nachts bis zu 40 km weit zu sehen. Außerdem gibt es in direkter Nachbarschaft eine Bunkeranlage der ehemaligen NVA und diverse Künstlerhäuser.

Die nördlichsten Leuchttürme Deutschlands am Kap Arkona, der kleinere Turm wurde von Schinkel erbaut
Die nördlichsten Leuchttürme Deutschlands am Kap Arkona, der kleinere Turm wurde von Schinkel erbaut. Foto: Juli 2012

Den Ausblick auf die Ostsee hat man hier aber nicht, weil seit vielen Jahren alles um die Steilküste zugewachsen ist. Zum Gucken muß man auf den roten Leuchttum, der im Sommer geöffnet ist oder - ganzjährig - auf den Peilturm hundert Meter weiter westlich (nicht im Bild). Die Aussichtsplattform des Schinkel-Turms ist allerdings seit Jahren gesperrt, weil sie verrostet und nicht mehr sicher war.

Die Freßbuden an den Leuchttürmen haben ab Ende März geöffnet und im Sommer finden auf der Bühne unterhalb dieser Türme Tag für Tag Kleinkunst, Kabarett oder Musik statt. Wem das immer noch nicht reicht, kann im Schinkel-Turm heiraten und das Datum und die Namen der Brautleute auf einer Steinplatte verewigen lassen - der Schinkeltum ist die Außenstelle des Standesamts Rügen.

Wer wirklich lieber seine Ruhe haben will, kann sich im alten Leuchttumwärterhaus einmieten und hat vom späten Nachmittag bis zum späten Vormittag absolute Ruhe, weil dies die touristenfreie Zeit ist und selbst der Souvenierladen geschlossen hat. Nur die Einkäufe muß man vorher in Altenkirchen gemacht haben, denn in Putgarten gibt es keine Lebensmittelläden und parken darf man im Ort auch nicht. Meine Frau und ich haben hier eine Woche gewohnt und diese himmlische Ruhe erlebt. Es gab zwar auch einen Tag mit dichtem Nebel, wo man nicht weiter als fünfzig Meter gucken konnte, aber das war nur schlimm für die Besucher, die extra wegen des Ausblicks gekommen sind und die Spitze des Leuchttums nicht mal erkennen konnten. 

Während ich diesen Tetx schreibe, wird nebenan ein Gerüst hochgezogen und mir wurde erklärt, daß jetzt das Geländer des Schinkel-Turms saniert wird. Ich werde es in ein paar Jahren ja sehen, wenn ich wieder da bin.

Im Erdgeschoß gibt es die Souveniere, im ersteh Stock kann man wohnen.
Im Erdgeschoß gibt es die Souveniere, im ersteh Stock kann man wohnen.     Foto: März 2025


Der Ausblick vom Peilturm zeigt die Stellen, an denen die Slawen bereits vor weit über tausend Jahren die sogenannte Jaromarsburg bauten. Früher (Bis 2012) konnte man das Gelände noch besichtigen, doch seit längerem ist es abgesperrt, weil die letzten Funde gesichert und Spaziergänger verhindert werden mußten - immerhin sind von der Burg in knapp tausend Jahren mehr als zwei Drittel unwiderbringlich verloren, weil die Steiküste jedes Jahr etliche Zentimeter abbricht. Was man noch erkennen kann, sind die Überreste des Burgwalls - alles andere liegt bereits im Meer.   Zum Leuchttum

Die Spuren der ehemaligen Arkonaburg sind vom Peiltum aus gut sichtbar
Die Spuren der ehemaligen Arkonaburg sind vom Peiltum aus gut sichtbar


Damit König Friedrich Wilhelm III.  anläßlich eines Besuchs nicht durch den Wald hochklettern mußte, wurde um 1850 ein Anlegesteg ins Wasser gebaut, an den sich eine 45 Meter hohe Treppe anschloß, so daß der König ganz bequem an das Wasser kommen konnte. Steg und Treppe wurden von der Sturmflut 1953 weggeblasen und erst nach der Wende wieder aufgebaut. Bis 2012 konnte man die Treppe herunterlaufen, auf einem ca. zehn  Meter breiten Strandabschnitt spazierengehen, aber ich habe schon damals immer nach oben geguckt, weil die Steinschlaggefahr ja real war.

Am Zweiten Weihnachtstag 2012 brachen große Teile des mürben Gesteins ab, wobei ein kleines Mädchen dabei ums Leben
kam und erst Tage später gefunden wurde. Seit dem Abbruch ist dieser Strandabschnitt unter Wasser und die entsprechende Stelle am Abhang gesperrt. Ein Neubau dieser Treppe hätte keinen Sinn, weil das Meer ständig an dieser Steilküste knabbert.

Nach zwölf Jahren ist das Holz halbwegs vermodert und wird wieder in den Naturkreislauf integriert.

Intakte Königstreppe im Juli 2012 von unten
Vermoderte Königstreppe im März 2025
Intakte Königstreppe im Juli 2012 von unten
Vermoderte Königstreppe im März 2025 von oben

Zwei Kilometer links und rechts fällt die Höhe sanft ab, im Westen liegt ein Sandstrand, im Osten der Fischerort Vitt. Wenn man Zeit hat, gelangt man über eine andere Treppe (Veilchentreppe) an den nordwestlichen Strandabschnitt. Dort hat man gelben Sand und ein fröhliches Nebenenander von textilen und textilfreien Badefreuden, so daß man Schwimmzeug nicht braucht. In Bezug auf Nacktheit waren die östlichen Deutschen schon immer ein bißchen weniger verklemmt als wir Wessis und das kann man heute noch merken.

Baden am Nordstrand von Kap Arkona
Baden am Nordstrand von Kap Arkona.     Foto Juli 2012

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Putgarten  - Vitt
Die Massen von Tagestouristen fallen gegen halb elf in den Ort ein, kaufen ihre Souvenirs und allen möglichen maritimen Schnickschnack und lassen ihr Geld in der örtlichen Gastronomie. Sie verlaufen sich aber am späten Nachmittag und dann wird dieser Ort sehr ruhig und schön. Wenn man später als sieben Uhr über die Dorfstraße läuft, sind die Bürgersteige hochgeklappt und es tut sich nichts mehr - der Gelegenheitssäufer findet noch nicht mal eine Kneipe, kann aber seinen Schlaftrunk im Hotelrestaurant oder dem anderen Restaurant nehmen. Im sechs Kilometer entfernten Altenkirchen haben um die dortige Tankstelle  bis spät und in der Saison auch Sonntags verschiedene Supermärkte, eine Bäckerei, der Stoltz und die Post geöffnet. Die echten Einwohner des Dorfs bilden in der Hochsaison zwar die Minderheit, weil die Besitzer der meisten Ferienhäuser nicht unbedingt hier wohnen und über ganz Deutschland verteilt sind, doch im Winter sind die Putgartener unter sich.

Kultur gab es hier auch: Helene Weigel kaufte in den 1950er Jahren für sich und ihren Ehemann Bertolt Brecht das Haus Dorfstraße 10, das bis vor ein paar Jahren ein Helene-Weigel-Museum war und jetzt wieder Ferienhaus geworden ist. Heute kann man auf der Dorfstraße und an den Leuchttürmen jeden Menge Kunst und Kunsthandwerk kaufen, denn viele Künstler leben hier von den Touristen.

Die Dorfstraße vor dem Einfall der Tagestouristen.
Die Dorfstraße vor dem Einfall der Tagestouristen.

Ansonsten ist der Ort sehr ländlich, eingebettet in die riesigen Felder, die zu DDR-Zeiten für die landwirtschaftlichen Kombinate zusammengelegt wurden. Mecklenburg-Vorpommern war aber schon zu Wallensteins Zeiten die Kornkammer des Reichs und wenn man in der Erntezeit die riesigen Maschinen sieht, die ein Feld nach dem andern abernten, kann man einen Eindruck vom früheren Reichtum dieser Region bekommen. Landwirtschaft ging hier immer hervorragend und wenn man wogende Felder sehen will, kann man das hier ausgiebig tun.
Mehrere Mähdrescher fahren parallel und schütten das Korn regelmäßig in die bereitstehenden Lastzüge.
Mehrere Mähdrescher fahren parallel und schütten das Korn regelmäßig in die bereitstehenden Lastzüge.

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Vitt
Vitt ist ein ehemaliges Fischerdorf, in dessen reetgedeckten Häuserm wahrscheinlich noch die eine oder andere Rügener Familie wohnt. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man Ferienhäuser in Vitt googelt, weil die Zahl der Angebote in etwa der Zahl der Häuser entspricht. Im Prinzip gibt es viele schöne Häuser, einen schönen Blick vom Strand auf den Peilturm und wenn man am Strand ein bißchen läuft, kann man auch einen Blick auf das eigentiche Kap mit den Leuchttürmen werfen.

Blick vom Vitter Strand auf den Peilturm
Blick vom Vitter Strand auf den Peilturm

Man kommt nur nicht bis zum Kap, weil seit dem Einsturz 2012 (s.o.) der Strand urgendwann aufhört und ein Weitergehen unterhalb der Abbruchkante lebensgefährlich ist. 

Oberhalb des Dorfs Richtung Peilturm liegt die  Uferkapelle, eine evangelische Kirche, die vom damaligen Pastor und Dichter von Altenkirchen, Gotthard Ludwig Kosegarten 1806 begonnen wurde, damit die Strandgottesdienste (am Ufer) auch bei schlechtem Wetter stattfinden konnten. Jahrzehnte war sie weiß, nun ist sie gelb angestrichen. Geöffnet ist sie zu den Gottesdiensten (s. Link), doch man kann meistens durch die Fenster schauen. Wer sich wirklich dafür interessiert, ruft im Gemeindebüro in Altenkirchen an.

Die Schifferkirche 2012
Die Schifferkirche 2025
Die Uferkirche 2012
Die Uferkirche 2025

Ein Rundgang durch Vitt ist eine Erholung für die Augen, aber man darf als Stadtmensch nicht überlegen, wie es wäre, wenn man mit Kindern auf Dauer hier leben würde: Kindergarten? Einkaufen? Schule? Angebote für die pubertierenden Blagen?  Es ist ein bißchen wie das Freiluftmuseum Venedig - der schöne Schein erscheint nur solange schön, wie man als Tourist keine Fragen stellt und weiß, daß man wieder geht. Etwas zu essen findet man auch im Ort.

Eine Augenweide sind die Dorfhäuser, wenn man verdrängt, was ein neues Reetdach kostet.
Eine Augenweide sind die Dorfhäuser, wenn man verdrängt, was ein neues Reetdach kostet und wie man es verdient.
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