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Altenkirchen - altes Zentrum des Nordens
Text und Fotos: © Martin Schlu 2011-2025 , ergänzt am 10. Mäz 2025

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Geschichte - Dorf Altenkirchen
Altenkirchen ist eine kleine Gemeinde zwischen Juliusruh und Kap Arkona, die dieser Kirche ihren Namen verdankt. Nachdem  die Bevölkerung Rügens und der Nachbarinseln, die slawischen Ranen, regelmäßig Raubzüge an die dänische Küste unternommen hatten und ein Sturm die ranische Flotte 1157 zerstört hatte, schickte 1158 der dänische König Waldemar I.  Truppen nach Arkona, die die Ranen besiegten, ihre heiige Jaromarsburg , die Tempelanlage des Svantovit (auch Svantevit), zerstörten und ihnen den christlichen Glauben aufzwangen. Ab sofort unterstanden die Rügener Gebiete dem Bischof von Roslkilde (Dänemark) und das Land natürlich auch. Den Ranen wurde das Betreten ihrer ehemaligen Tempelanlage der Gegend um das heutige Kap Arkona verboten und Waldemar bot ihnen als Alternative eine neue Kultstätte auf der Anhöhe des heutigen Altenkirchens an, wo vermutlich schon mal ein Grabplatz gewesen war.

Ab 1168 bauten dänische Baumeister auf der Anhöhe die Kirche für die Rügener Neu-Christen. Man war immerhin so klug, als Grundstein einen Stein aus der ehemaligen Jaromarsburg zu verwenden,  denn damit waren die Rügener Ranen besänftigt und die Dänen wußten ja, daß ihr christliche Gott den slawischen Gott Svantovit in Schach halten konnte. Später wurde noch der „Svantevitstein“ quer eingesetzt, vermutlich eine psychologische Glanzleistung, denn damit ware die Ranen besänftigt, weil ein Teil des alten Galaubens noch Bestand hatte und gleichzeitig war es der Grabstein des vom Svantevit-Kult zum christlichen Glauben übergetretenen Wittower Fürstens Tetzlaw/Tetzlaff. Gleichzeitig bedeutete das falsche  Einmauern eine Verhöhnung des alten Gottes. Näheres dazu

Die alte Südost-Mauer mit dem eingemauerten Stein
Der Svantevit-Stein mit der Darstellung
Die alte Südost-Mauer mit dem quer eingemauerten Stein
 Der Gott Svanevit mit Füllhorn -
beim Anklicken erscheint die Lage richtig.

Spätestens 1200 war der Bau fertig und um 1240 kam ein Taufstein aus gotländischem Muschelkalk hinzu. Der Chor und die Apsis (Altarraum) sind nach dem Stil des 12. Jahrhunderts romanisch, ebenso der Triumphbogen, der das alte Kirchengelände abschließt.

Die Alte(nkirchener) Kirche von Süden
Die Alte(nkirchener) Kirche von Süden. Hinter der weißen Tür ist der Svantevit-Stein eingemauert.


Rügen hatte einhundert Jahre später deutlich mehr Einwohner und darum mußte die Kirche im 14. Jahrhundert vergrößert werden. Das Kirchenschiff wurde nach Westen verlängert,  mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt und bekam ein neues Dach. Das Westwerk (hintere Kirchenwand, weil der Altar immer im Osten stehen mußte) mußte darum neu gebaut werden. Ursprünglich benutzte man das dortige Portal. Noch heute führt der Hauptweg  auf das Westwerk zu, doch der Eingang liegt nun auf der Südseite (rechts).

Das Westwerk in Altenkirchen
Das Westwerk in Altenkirchen


Bis 1326 gehörte die Gemeinde zum Fürstentum Rügen, dann wurden die Gebiete an das Herzogtum Pommern-Wolgastabgetreten. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 gehörte die Gemeinde zu Schwedisch-Pommern und kam erst beim Wiener Kongreß 1815 wieder nach Peußisch-Pommern. Die Kirche war immer der Dorfmittelpunkt  und die erhaltenen Grabsteine sind Jahrhunderte alt und oft nicht mehr lesbar.

Alte Grabsteine, mindesten zweihundert Jahre alt
Alte Grabsteine, mindesten zweihundert Jahre alt
1789 kam eine gebraucht gekaufte barocke Orgel aus Berlin hinzu, von der die äußere Hülle erhalten ist - der Rest ist neuer (Böhm-Orgel von 1971). Nicht alles, was alt aussieht, ist original, aber das ist nicht schlimm - immerhin wird diese Kirche seit 850 Jahren regelmäßig benutzt. Der Pfarrer Ludwig Gotthold Kosegarten hat nicht nur in Altenkirchen deutliche Spuren hinterlassen, auch die Uferkapelle in Vitt ist sein Werk. Berühmt geworden ist er aber als Dichter.
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Der Ort
Das Dorf selbst hat ca. 1000 Einwohner und rund um die Kirche haben sich viele alte und alt aussehende Häuser gehalten. Eine gewisse Bedeutung hat Altenkirchen als Einkaufsort des Gebietes zwischen Kap Arkona und Juliusruh.
Schöne alte Dorfhäuser findet man um die Kirche
Schöne alte Dorfhäuser findet man um die Kirche

Das heutige Zentrum ist nicht mehr die Kirche, sondern der Bereich der Tankstelle an der B96. Dort gibt es zweimal Stoltz, einen Edeka, einen Netto, den Bäcker, eine Poststelle und einen Fahrradverleih. Die Kirche ist aber sehr aktiv mit Veranstaltungen und jeden Freitag probt der Posaunenchor. Die Apotheke liegt im Dorf -  eher abseits.
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