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- Berlin im Vergleich
Text und Fotos: © Martin
Schlu 2003-2016 / Schlußredaktion am 29.3.2016, 22:23:13
- Einleitung - direkt weiter nach oben - zum Register
- Berlin
war, als ich in den 1970ern aufs Gymnasium ging, allgemeine Pflicht der
bundesdeutschen Schüler und Lehrer, denn die in Bonn ansässigen
Politiker hatten
alle das Recht, möglichst viele Leute zur Schärfung des politischen
Bewußtseins nach Berlin einzuladen und machten rege Gebrauch davon. Man
bekam die Fahrt für fast umsonst, mußte dann in einem politischen
Seminar das Donnerwetter über den sozialistischen Bruderstaat ertragen
und sich glücklich bekennen, als Bundesdeutscher im besseren Teil
Deutschlands leben zu dürfen und dann hatte man etwa sechs Stunden
Zeit, in denen man machen konnte, was man wollte. Mich zog es dann
meistens über die innerdeutsche Grenze. Das bedeutete, man mußte den
Reisepaß dabei haben, man zahlte als „Eintrittsgeld“ 25 Mark Ost (die
Münzen wurden den Ruf des Spielgeldes bis zur Währungsunion nicht los)
und dann mußte man spätestens um 24.00 Uhr wieder den Kontrollpunkt Friedrichstraße oder den Checkpoint
Charlie oder einen anderen Kontrollpunkt passiert haben, ohne daß
man Ostgeld ausführen durfte. Es war damals (1976 und später)
wahnsinnig schwer in Ost-Berlin 25 Mark auf den Kopf zu hauen,
weil ein Kaffee 23 Pf. kostete, ein Mittagsmenü 2,78.- und das Geld
ging einfach nicht weg. Ich brachte mir darum immer von der
Buchhandlung am Alexanderplatz Noten und Bücher für den Rest Ostmark
mit, darunter etliche in Leinen gebundene Klavierauszüge der Bach'schen
Kantaten und ich habe heute noch Faksimiles des VEB Leipzigs aus dieser
Zeit. Bei schönem Wetter konnte man lange auf dem Platz sitzen, wenn
man sich gesittet verhielt, und mit anderen Jugendlichen ins Gespräch
kommen und wer Udo Lindenbergs „Mädchen aus Ostberlin“ kennt, kann sich
diese Zeit ganz gut vorstellen. Es waren zwei Welten: die westdeutsche,
perfekte, von amerikanischen Weltbildern, Filmen und Weltanschauungen
geprägt und die ostdeutsche, die man auf Kopfsteinpflaster,
Trabbis und rückständige Elektronik reduzierte. Daß man mir, als ich
1987 aus musikalischen Gründen nach Dresden eingeladen wurde, nicht
glaubte, daß bei mir mehr als die Hälfte des Einkommens für die Miete
draufging (2 ZKB für DM 450.-) und ich nicht glaubte, daß Dresdner
Familien für vier Zimmer auf 120 qm vierzig(!) (Ost)Mark (warm !!!)
zahlten, ist eine andere Geschichte, die ich später noch oft erlebte.
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Ich wurde erwachsen, die Mauer fiel und als ich heiratete, ging die
Reise im Herbst 1992 nach Ostberlin. Wir hatten ein billiges
Hotelzimmer am Gendarmenmarkt, konnten praktisch zum Reichstag
hinüberspucken und erlebten das Chaos der Diplomatenauffahrt zu Brandts
Trauerfeier im Reichstag, auf das die Berliner Polizei überhaupt nicht
vorbereitet war (aus Bonn kannte ich die Praxis, die B9 für fünf
Minuten zu sperren, dann sauste der diplomatische Troß mit 140
Sachen vorbei und danach ging es normal weiter). Bei der
Trauerfeier standen die Diplomaten im Stau, die Polizisten wußten
nicht, wie sie den Stau auflösen sollten, wir gingen zwischen den
schwarzen Autos mit Fähnchen durch, in denen Präsidenten und Minister
saßen, denen ebenfalls unwohl war - heute würden wir vermutlich in
dieser Situation erschossen.
-
Der Ostteil war 1992 immer noch tot, das Leben pulsierte zwischen
Bahnhof Zoo, Breitscheidplatz und Tauentzienstraße und die paar Läden,
die es in der Friedrichstraße damals gab, hatten nur Touristenartikel.
Der Potsdamer Platz war noch nicht bebaut (eine große Wiese mit alten
Bäumen) und es zeichnete sich eine allgemeine Aufbruchsstimmung ab,
auch wenn nicht nicht klar war, wie der beschlossene Umzug werden
würde. In Bonn wußten wir alle, daß man mit den geplanten zwanzig
Milliarden Mark (bzw. 10,2 Mrd. Euro) nicht hinkommen konnte, weil ja
nicht nur ein paar Ministerien gebaut werden mußten, aber in der
allgemeinen Berlin-Besoffenheit spielte das keine Rolle und Wolfgang
Schäuble ( „... und darum bitte ich Sie sehr herzlich mit mir für Berlin
zu stimmen“
) war damals der bestgehaßte Politiker im Rheinland. Wie wir
heute wissen, ist der Umzugsbeschluß deutlich teurer geworden, Oskar
Lafontaine war der Einzige, der mit seinen Prognosen der wirklichen
Summe halbwegs nahe kam (und schon fast als Vaterlandsverräter galt)
und es
gibt immer noch die Zahl, daß von dem Geld alle Parlamentarier 650
Jahre lang täglich zwischen Bonn und Berlin pendeln könnten. Doch nun
sind die Fakten geschaffen, Berlin ist Regierungssitz geworden und Bonn
Wissenschaftsstandort und UNO-Stadt - die Bonner haben sich
verbessert und die Politik ist etwas weniger menschlich geworden.
- Fott
es fott!
-
Etliche Jahre später waren unsere Mädchen alt genug für die Stadt und
wir waren wiederholt etliche Tage und Wochen in Berlin. 2006 hatten wir
über das Internet eine riesige Wohnung im Wedding bekommen, zahlten pro
Tag € 50.- , hatten weit über 200 qm Platz und die U-Bahn vor der Tür. Kein Mensch wollte damals
in Berlin wohnen und man hätte für etwa € 100.000 eine
Vierzimmer-Wohnung im Zentrum kriegen können. Wir hatten das Geld
nicht, aber wir könnten diese Wohnung vermutlich heute für das Zehnfache
verkaufen. Die nächsten Jahre waren wir regelmäßig da und haben
gesehen, wie sich die Stadt verändert - angefangen vom Palast der
Republik, den ich noch als goldfarben schimmernden Glaspalast kenne,
immer hell erleuchtet („Erichs Lampenladen“), später als Baustelle,
dann als Brache, nun als Baustelle des Stadtschlosses. Diese
Veränderungen werden hier aufgezeigt und kommentiert.
- _______________________
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- Die
Frühmaschine geht um halb acht und die Sicherheitskontrollen sind
diesmal erheblich schärfer als sonst (nachdem eine Polizistin letztens
einfach reinmarschiert ist und der Flughafen kurzzeitig gesperrt wurde,
ist man vorsichtiger geworden). Kurz vor neun steigen wir in Tegel aus
dem Flugzeug und weil die Wege dort kürzer sind als in irgendeinem
anderen Flughafen, sitzen wir fünf Minuten später im Taxi. Der
Vermieter hatte gesagt, es wären bis zur Oranienburger Vorstadt ca. 14
Euro, aber es ist doch mehr. Die Wohnung ist noch nicht fertig und so
stellen wir das Gepäck ab und besorgen uns erstmal ein Wochenticket für
den Großraum Berlin (Geltungsbereich: ABC, € 37,50.-), denn damit ist
ganz Berlin abgedeckt und man kann außerdem bis Potsdam fahren und
Schlösser gucken. Wie immer, wenn wir hier sind, fahren wir mit der
U-Bahn zur Friedrichstraße und nehmen dort die Linie 100. Das ist
eigentlich ein normaler Linienbus, aber wenn man die Runde damit macht,
kriegt man einen guten Überblick über die Stadt und weil das alle
Touristen machen, die das zweite Mal hier sind, sitzen oben die Touris
und unten die Berliner.
- Früher die Hauptschlagader West-Berlins - heute ein Nebenbahnhof mit viel Geschichte
- Die
meisten Bahnreisenden kommen nicht mehr - wie vor dem Mauerfall - am
Bahnhof Zoo an, sondern nun am „Hauptbahnhof“ (dabei hat Berlin etliche
Bahnhöfe, die alle größer sind als das kleine Bonner Bahnhöfchen mit
damals zwei Gleisen - eins für Norden und eines für Süden - fertig).
Bis zum Mauerfall fing das - westdeutsche - Zentrum am Bahnhof Zoo an
und zog sich
über den Breitscheidplatz und die Tauentzienstraße bis zum
Brandenburger Tor oder Heiligensee, Stolpe-Dorf, Bornholmer Straße,
Chausseestraße und Invalidenstraße - da war Schluß, genauso wie am
Checkpoint Charlie. Trotzdem ist der Bahnhof Zoo noch gut frequentiert,
aber eher bei den Buslinien, denn die hier fahrenden Züge gehen eher
ins Berliner Umland oder es sind Fernbusse. Was vor dem Mauerfall
„Feindesland“ war („Berlin, ist die Hauptstadt der DDR, junger Mann!“
hatte mich der VoPo angeschnauzt und meinen SPIEGEL eingesackt), ist
heute die „Neue Mitte“ und daß Deutschland nun aus Ostberlin regiert
wird, ist einer der vielen Treppenwitze der Geschichte. Honecker hätte
sich das nie träumen lassen (vgl. das Ende von „Good Bye Lenin“).
- Die Linie 100 - eine Berliner Institution
- Steigt man am Bahnhof Zoo in die Linie 100 ein, geht es am Zoo/Aquarium vorbei, dann zum „Haus der Kulturen der Welt“ („schwangere Auster“),
ein Begriff, der heute wieder sehr modern geworden ist. Die „Straße des
17. Juni“
entlang geht es am Reichstag/Bundestag vorbei zum Brandenburger Tor.
Bei schönem Wetter (und etwa drei Stunden Zeit) könnte man aussteigen,
sich am Einlaßschalter für die Reichstagskuppel anstellen, ein
Nümmerchen ziehen, eine Karte erwerben, danach etwa dreihundert Meter
weiter am Einlaß einstellen und schon nach einer weiteren Stunde
Wartezeit ist man im Nirwana und darf etwa fünfzehn Minuten lang die
Kuppel rauf und runter laufen. Wem das zuviel Streß ist, der kann im
Kuppelrestaurant einen Tisch bestellen, bekommt eine Zeit zugewiesen
und kann statt der Wartezeit fulminant essen, wenn er nicht Pech hat,
die
Ostseite erwischt und im Sommer von der Sonne gebraten wird, die
unbarmherzig das restaurant aufheizt. Wem das
alles zuviel ist, der spart sich das - vor allen Dingen mit Kindern!
Die Kuppel ist zwar ein Erlebnis, aber die Aussicht vom
Fernsehturm am Alex ist natürlich besser. Vor zehn Jahren war es auch
schon voll, aber wir hatten nur zwei Stunden angestanden..
- Die Kuppel vom Dachgeschoß des Bundestags (vulgo Reichstags)
-
Wenn man sitzen geblieben ist, sieht man als nächste Station das
Brandenburger Tor, allerdings von der Westseite und da sieht es nach
nichts aus. Hier lohnt es sich, auszusteigen und etwa zweihundert Meter vor
die Quadriga zu gehen, denn nur dann kriegt man das Tor aufs Bild. Die besten
Fotografierzeiten sind bei Sonnenaufgang (perfekt aus dem Osten
beleuchtet) oder bei und nach Sonnenuntergang (im Gegenlicht anders
beleuchtet). Andernfalls kauft man sich eine Postkarte.
-
Theoretisch fährt der Bus nun auf einer der schönsten Straße Berlins
entlang, doch ich habe die Straße nur einmal schön gesehen und das war
vor dem Mauerfall. Daß Berlin „sexy“ ist (Klaus Wowereit), mag ja sein
(wobei ich das noch nicht wirklich empfunden habe), aber „arm“?
Zwischen dem „Großen Stern“, der Kreuzung aus fünf Richtungen und acht
Spuren sind es bis zum Alexanderplatz etliche Großbaustellen: Weiterbau
der U5 bis zunächst zum „Lustgarten“, Generalsanierung der Staatsoper,
angefangene Sanierung des Kunstmuseums, Neubau des Stadtschlosses mit
Bau der U5-Haltestelle, Ausbau des Haltepunktes Alexanderplatz' - das
sind die Stellen, die mir spontan einfallen und jede ist ein Projekt
mindestens im dreistelligen Millionenbereich. Süß fand ich den
Kostenvoranschlag des Stadtschlosses: da würden nur noch sechzig
Millionen bis zu den veranschlagten 120 Mio. fehlen! Da habe ich
geschluckt. Wir haben in Bonn mit vielen Kürzungen an Bildung und
Kultur gerade das WCCB für ca. 140 Mio. gestemmt und das ist nicht mal
ein Viertel der Schloßgröße. Soviel zu „arm“ - ich erinnere mich noch
gut an das „Notopfer Berlin“ der 1960er Jahre und an die Diskussion, ob
der Soli nicht gleich an Berlin gehen solle. Ach, ja, die Milliarden für die Museumsinsel sind auch noch nicht eingerechnet, aber der Staat bezahlt im Zweifelsfall ja sowieso...
-
Die Humboldt-Universität ist fertig. Ich habe die Baufortschritte von
2005 bis 2011 gesehen und hängengeblieben ist ein Hunderte von qm großes Werbeplakat, das der
Universität sicher einen Haufen Geld eingespielt hat, weil wirklich
jeder hingucken mußte. Sex sells (da haben wir doch „sexy“).
- Auch damals fuhr der Bus vorbei und die Popos waren für Fahrgäste des Oberdecks fast in Augenhöhe...
-
Gegenüber der Uni liegt der Bebelplatz, eigentlich nichts Besonderes
aber die Nazis hatten hier vier Monate nach ihrer Machtübernahme ihre
erste Bücherverbrennung gestartet und damit klar gemacht, was man nicht
mehr lesen durfte. In der Nähe ist die Hedwigskathedrale, eine
katholische Bischofskirche im protestantischen Berlin. Das habe ich
auch beim ersten Mal kaum glauben wollen. Der gewesene Kölner
Erzbischof Joachim Meisner hatte seine erste Kardinalserfahrung dort
gemacht und vielleicht war er deshalb später so hart gegen die
Protestanten im Rheinland, denn die hatten nun in Köln die Minderheit.
- Weiter vorbei geht es an der Neuen Wache (muß man nur wissen, wenn man Sinn für preußische Geschichte
hat)
und dem Zeughaus. Außen ist es immer noch ein Barockschloß, innen ist
längst das Deutsche Historische Museum eingezogen und wenn Sie oder Ihr
Kind etwas nachschlagen müssen, gehen Sie einfach mal auf die Seiten
des Museums oder auf die dhm-lemo-Seite.
Besser kann man Geschichte nicht
nachlesen (auch nicht bei mir...) Bislang war ich bei jedem Besuch dort
und habe immer etwas Neues gesehen.
- Die Staatsoper ist zur Zeit
geschlossen. Dick eingerüstet steht sie da und wird generalsaniert. Für
das Geld könnte man sie auch neu bauen, aber hier ist zumindest noch
die alte Bausubstanz erhalten. Ein Bild im jetzigen Zustand lohnt aber
nicht. In ein paar Jahren fotografiere ich sie neu.
-
Nachdem der Bus über die Schloßbrücke gefahren ist, liegt auf der
linken Seite der “Berliner Dom“, die Hauskirche der Hohenzollern. Wer
einen Sinn für berühmte Gräber hat, wird in der Krypta bei etwa 100
Hohenzollern fündig und wer nicht drei Stunden für eine Kuppel anstehen
will, steige die Stufen des Doms hoch - von der Galerie hat man
ungefähr die gleiche Aussicht wie vom Reichstag. Es geht nur schneller.
- Der Deutsche Dom an der Schlossbrücke.
-
Ja, und nun kommt man zur umstrittensten Baustelle der letzten zwanzig
Jahre. Nein, nicht der Flughafen BER ist gemeint, sondern das Berliner Stadtschloss.
Dieses Schloss hatte Friedrich von Preußen in Auftrag
gegeben, weil er nach seiner Königserhebung 1701 etwas brauchte, was
gegen den Buckingham Palace, Schloß Escorial oder die Luxushütte des
französischen Königs in Versailles anstinken konnte. Blöderweise war
danach die Staatskasse leer und es reichte nicht mehr für den
Innenausbau, so daß nur die nötigsten Möbel beschafft werden konnten.
Nach Gründung der DDR ließ Genosse Ulbricht das stark beschädigte
Schloß sprengen, damit Platz für die sozialistischen Aufmärsche war. In
den späten 1960er Jahren entstand für den Arbeiter- und Bauern-Staat
der „Palast der Republik“ (in dem u.a. später Udo Lindenberg dem
Genossen Honecker seine Lederjacke schenkte) und als die DDR Geschichte
war, wurde das Ding erstmal plattgemacht. Unbestritten ist, daß man das
Geld für andere Dinge ausgeben könnte, aber wenn das Stadtschloß wieder
steht, wird da ein internationales Kulturzentrum untergebracht, das
zumindest für die Schulklassen interessant sein wird. Zum Glück muß
Berlin nicht alles allein bezahlen, aber ein paar zig Millionen müssen
schon gestemmt werden.
- Modell des Schloß- und Dombereichs um 1900 - zu sehen in der Ausstellung um das Schloß (oben)
- Der Rückbau des „Palast der Rebublik“, Oktober 2006 (unten)
- Der Rückbau des „Palast der Rebublik“, Oktober 2006 (oben)
Der Palast ist abgetragen und die Fläche wieder frei (Juli 2010, unten)
Der Palast ist abgetragen und die Fläche wieder frei (Juli 2010, oben)
- Das Stadtschloß ist betoniert und wird mit Ziegeln wieder auf alt gemacht (März 2016, unten)
- Das Stadtschloß ist betoniert und wird mit Ziegeln wieder auf alt gemacht (März 2016, oben)
- Hier kann man erkennen, wie aus Beton Neobarock wird
-
Für die Ausstellung sollte man mindestens eine Stunde veranschlagen, es
können aber auch gerne zwei sein. Ganz oben im Ausstellungsbau ist ein
Restaurant untergebracht und von dort hat man die beste Aussicht auf
das umliegende Gelände. Zurück zum Bus.
-
Wenn man nun Richtung Alexanderplatz weiterfährt, käme man an vielen
schönen Details vorbei, doch durch das Baustellenchaos des Kilometers ab der Staatsoper hat alles etwas
gelitten. Marx und Engels sind nicht mehr für sich alleine im Wäldchen,
sondern man hat noch ein halbes Dutzend Kunstwerke lieblos dazu
gestellt, weil sie auf dem Schloßplatz im Wege waren, die Spandauer
Marienkirche sieht man zwar vom Bus, aber der gesamte Bereich zeigt
sich ohne Pflaster und Luther steht als Denkmal inmitten der Baustelle und ist
eigentlich nicht zu fotografieren. Auf dem Alexanderplatz ist der
Ostermarkt aufgebaut, man hat vergessen die Schilder
„Weihnachtsmarkt am Alex“ zu überkleben und weil die Straßenmusiker
„Jingle Bells“ spielen und die Temperaturen gefühlt um null
Grad liegen, fühlt es sich auch nach Weihnachten an. Trotzdem ist der
Platz immer noch so häßlich wie zu DDR-Zeiten und so steigen wir wieder
in die 100 und fahren zum
Regierungsviertel. Am Mittwoch war nach den Anschlägen in Brüssel
dort ein unglaubliches Polizeiaufgebot, die zentralen Botschaften waren
abgesperrt und erst bei den Fernsehnachrichten abends haben wir
erfahren, was genau passiert war.
-
Ein abschreckendes Beispiel zum Schluß: Nachdem die neue Mitte in
Ostberlin entstanden war, gab es immer Versuche, das Gebiet um den
Breitscheidplatz wieder zu beleben. Letzter Versuch ist die Errichtung
zweier Hochhäuser, die das alte Wahrzeichen, die Gedächtniskirche,
optisch plattmachen. In Köln hat eine viel weniger schlimme Variante fast zum Verlust des
Welterberstatus geführt, denn der Dom war von der Kerpener Höhe (A4) nicht mehr
zu sehen, weil ein Versicherungshochhaus davor gesetzt wurde. Hier sind es
zwei Wohntürme, die sicher für ein Schweinegeld vermarktet werden.
- Zum Vergleich
der gleiche Blickwinkel von 2006 und 2016 - Berlin, schäm Dich!
- Mittwoch
- Das
Wetter ist kalt, regnerisch und der Wind ist garstig und so machen wir
uns auf zum Breitscheidplatz um dem vergangenen Shopping-Flair
nachzuspüren. Früher gab es gegenüber der Gedächtniskirche eine elend
lange Ladenzeile, in der zig Lädchen alles Mögliche anboten:
Asia-Sachen, Buchantiquariate, Schallplatten und Krims-Krams. Doch
diese Läden gibt es nicht mehr. Die Ladenzeile heißt aus irgendeinem
Grunde jetzt „Bikini“, wirkt teurer, doch das Flair ist weg. Der
Brunnen auf dem Platz ist mit irgendwelchen roten Schirmen
verunstaltet, auch hier stehen Ostermarktbuden mit überdimensionalen
Eiern, aber eigentlich ist der Platz menschenleer. Ich kann mich an
Menschenmassen erinnern, die den Hip-Hoppern beim Breakdance und
Spontanrap fasziniert zuhörten, aber da war es wärmer. Das Möwenpick
ist weg, stattdessen ist ein Vapiano eingezogen und der Hähnchenbrater
(„Kentucky schreit ficken“) stinkt immer noch so wie vor zehn Jahren.
- An der Gedächtniskirche
gehen wir durch Richtung Tauentzienstraße und da wird es in der Tat
etwas voller. Gefühlt jeder dritte Laden verkauft Handies oder
Verträge dazu, aber es gibt auch die Läden, die man erwartet hat. Am
Karstadt vorbei kommen wir endlich zum KadeWe, unserem Ziel.
- Das KAdeWe, eine deutsche
Institution, wurde 1907 eröffent und war von Anfang an als besonderes
Kaufhaus geplant. Der Werbespruch „Europas größtes Kaufhaus in Berlin“
ist ein bißchen irreführend, denn Harrods in London ist schon etwas
größer und das Breuninger in Stuttgart umfaßt auch einen
kompletten Häuserblock. Das KAdeWe liegt irgendwo zwischen der Galerie
Lafayette (Paris) und Harrods
(London) und da sind Größe und Anspruch wohl klar. Wir haben zwar
nicht vor etwas zu kaufen, aber die jüngste Enkelin soll zu Ostern
einen Becher mit einem Hasen bekommen (Lieblingskuscheltier) und da
haben wir einen Vorwand genau zu gucken. Wir werden auch schnell fündig
- für € 21.- könnten wir einen Becher mit Peter Hase bekommen, doch da
man nicht auschließen kann, daß das Kind in einem Wutanfall Becher mit Hasen
auf den Boden pfeffert, bleibt Peter Hase da stehen. Die Prada-Abteilung macht
uns auch nicht so an, bei der Apple-Abteilung stehen keine Preise dran
und als wir auf dem Rückweg noch bei Meissen und KPM vorbeikommen,
könnte ich mir einen Meissen-Kaffebecher für € 184 kaufen. Man braucht
eigentlich nichts von allem, aber anschauen kostet bekanntlich ja auch
nichts. Eine Sache leisten wir uns aber schon: ein Milchkaffee und ein
grüner Tee schlagen insgesamt mit knapp sieben Euro zu Buche.
Allerdings muß es eine ausreichende Zahl Kunden geben, die bereit sind,
das geforderte Geld auszugeben, denn das KAdeWe hält sich mit seinem
Konzept ja nun seit über hundert Jahren. Wenn man einen Überblick über
schöne Gegenstände haben will, ist man hier aber genau richtig.
- Nach
dem KaDeWe fahren wir
mit der U-Bahn zum Checkpoint Charlie. Das war nach dem Mauerfall immer
ein Mittelding aus Jahrmarkt, Souvenierladen und Museum und das ist es
auch heute noch. Ein Händler verkauft russische Uniformteile und will
für
jedes aufgenommene Foto € 2.- haben, ein schwarzer (verkleidetert) GI
schwenkt die US-Fahne und setzt einem kleinen Jungen eine Russenmütze
auf, nette Gutmenschen sammeln Unterschriften für alles und jedes
- nur das Gelände, das man vom Westsektor im Osten sehen konnte,
ist komplett zugebaut, so daß sich auch nicht der Hauch einer
Weltengrenze erahnen läßt, was der CC ja früher definitiv war.
Tröstlich ist aber immerhin, daß auf den alten Fotos der 1960er Jahre
McDonalds noch nicht zu sehen ist.
- Alles beisammen: Geschichte, Kommerz, Unterhaltung und McDoof
- Den Rest des Tages verbringen wir mit ein bißchen Herumlaufen
zwischen Mohrenstraße, Wilhelmstraße und den Botschaften, versuchen ein
allergikergeeignetes Restaurant zu finden und stellen fest, daß man nur
dann essen gehen kann, wenn es egal ist, was man in sich
hineinschaufelt. Da unsere Küche in der Wohnung einen
Zwei-Platten-Kocher umfaßt, eine Pfanne ohne Deckel und einen kleinen
Topf, wird es die nächsten Tage wohl Salat mit Hähnchen, Salat mit Lachs
oder Salat mit Filetstreifen geben. Es gibt Schlimmeres, aber wir haben
es bis jetzt nicht geschafft ein Restaurant aufzutreiben, das ohne
Laktose, Glutamat oder Fertig-Bestandteile auskommt. Offensichtlich
haben die Berliner einen robusten Magen.
- Donnerstag
- Am
nächsten Tag ist das Wetter immer noch so usselig und wir beschließen
wieder mit Bahn und Bus loszuziehen. Der Verbund von S-Bahn, U-Bahn und
Bus ist in Berlin so gut wie in keiner anderen Stadt, die ich kenne und
man lernt schnell die effektivsten Umsteigevarianten kennen. Da unsere
Wohnung im Wedding liegt, müssen wir nur drei
Stationen mit der U6 fahren, sind dann an der Friedrichstraße und haben
von da an Anschluß an die S-Bahn. In weniger als zehn Minuten ist man
von da am Bahnhof Zoo und dort fährt u.a. der Bus 145 nach
Charlottenburg und Spandau. Der Bus ist warm und man hat die
Gelegenheit nach Supermärkten Ausschau zu halten, denn die sind in
Berlin dünn gesät - wie die Briefkästen. Mittlerweile wissen wir, daß
am Bahnhof Zoo ein Markt ist, der jeden Tag bis 23:00 Uhr aufhat,
gegenüber der U-Bahn-Station „Ruhleben“ ist ein vernünftiger Lidl, an
der Mohrenstraße gibt es einen Hit..., das sind die brauchbaren Märkte,
die verkehrsgünstig zu erreichen sind. Natürlich würde man im KaDeWe
alles bekommen, was man braucht, aber man muß ja nicht die
Grundversorgung zu Luxuspreisen kaufen.
- Schloß
Charlottenburg ist
eingerüstet, der Garten eine Baustelle und weil es so kalt ist, blüht
auch nichts. Aus diesem Grund steht hier ein älteres, aber schöneres
Bild. Die Zitadelle in Spandau schenken wir uns - an Ostern ist dort
immer eine Art Mittelaltermarkt und weil dieses Ding so riesig ist, ist
es immer kalt. Idealerweise fährt man zur Zitadelle, wenn es heiß ist -
die Mauerkälte sorgt dann für Ausgleich.
- Weil am Nachmittag die Sonne herauskommt, gehen wir über die Straße zum „Französischen Friedhof“
(Liesenstr. 6), der 1780 für die Nachkommen der französischen
Hugenotten angelegt wurde. Leider ist dieser Friedhof mittlerweile von
etlichen Wohnblöcken eingekreist, doch man kann durchaus die Illusion
von Stille haben, wenn die S-Bahn vorbeigefahren ist. In diesem Bereich
verlief früher die Mauer (Chausseestraße, Grenzweg, Liesenstraße) und so
stehen auf dem Friedhof auch noch zwei Mauerreste. Der Friedhofswärter
erzählt, daß es in der DDR-Zeit für Westangehörige eine
Ausnahmeregelung gab - die durften ihre Toten besuchen, die nun
auf verbotenem Gebiet lagen und man kann sehen, daß es Grabfelder gibt, wo
zwischen 1961 und 1989 keine Bestattungen mehr stattfanden.
- Zwei Relikte des Kalten Krieges: Überreste der Mauer, die den Friedhof in Ost und West teilte. Links: DDR, rechts: BRD,
- Einer, den das alles nie interessiert hat, ist Theodor Fontane.
Als hugenottischer Nachfahre, der mehr oder weniger eng mit der
preußischen Regierung verbandelt war, wurde er selbstverständlich dort
begraben und nach seinem Tod kam auch seine Ehefrau Emilie dahin. Vor
zehn Jahren war das Grab nicht in einem so guten Zustand, mittlerweile
hat die Stadt aus dem Fontanegrab ein Ehrengrab gemacht, zwei neue
Granit-Grabsteine spendiert, sie hält es ordentlich in Schuß und ein
kleines Mini-Museum über Fontane ist auch noch gebaut worden (rosa
Gebäude). Vor allem findet man das Grab jetzt.
oben: Die Grabstelle der Fontanes;
unten: das Mini-Museum etwa fünfzig Meter vom Grab entfernt.
- Solange die Sonne
herauskommt ist es auf dem Friedhof angenehm, als sie wieder von Wolken
verdeckt wird, wird es empfindlich kühl und wir gehen über die Straße
nach Hause.
- Französischer Friedhof:
U6 bis Schwartzkopfstraße, die Chausséstr. hinter der Tankstelle rechts
abbiegen in die Liesenstraße (6), ca. 200 m laufen. Fontanes Grab ist
ausgeschildert.
- Karfreitag
- Der dritte Regentag
in Folge, das schreit nach einem Museumsbesuch. Weil wir die
Museumsinsel seit etlichen Jahren kennen, wollten wir heute noch einmal
den Pergamon-Altar sehen. Doch leider, leider ist er immer noch
nicht zugänglich. Die Museumsinsel wird bis 2019 saniert, sie ist eine
schlimmere Baustelle als vor sechs Jahren und so gibt das heute nichts.
- Links: Das Pergamon-Museum, rechts: das Bode-Museum in später Nachmittagssone. Die Bilder sind von 2007
- Diese Fotos zeigen
einen Zustand, den man zur Zeit so nicht sehen kann, weil eine neue
Eingangshalle geplant und gebaut wird und so ist fast alles voll mit
Gerüsten. Die bekannten Sachen wie das Ishtar-Tor oder der
Pergamon-Altar stehen aber noch dort , obwohl es Verhandlungen und
Bestrebungen gibt, diese (von preußischen Forschern entführten)
Kunstschätze wieder zurückzugeben. Man wird sehen, was passieren wird
und bis 2019, wenn die Sanierung vorbei ist, dürfte das ja wohl geklärt
sein (man sollte im Kopf haben, daß das Nationalmuseum von Bagdad von
den Taliban geplündert wurde, nachdem die US-Truppen dort abgezogen worden
waren...). Weil der Regen stärker wird, laufen wir halbwegs geschützt
an den Schinkel-Säulen des Alten Museums die Treppe runter, den Weg
über die Vorhalle des Berliner Doms, doch wir gehen nicht hinein, denn
der Gottesdienst läuft schon eine halbe Stunde, kirchenmusikalisch gibt
es nur die Schola und es stört so, wenn man zu spät kommt. Am
Bushäuschen ist es halbwegs trocken und als die 200 kommt, ist die
Entscheidung klar: Potsdamer Platz.
- Der Platz ist im
Sommer wunderschön, doch bei strömendem Regen verliert er etwas. Also
suchen wir uns ein Café und schnell merken wir, daß wir in Zukunft am
besten unseren Haustee dabei haben sollten.
- „Grüner Tee?“
- „Nur parfümiert !“
- „Haben Sie Darjeeling?“
- „Nur Assam! “ -
- das ist so ungefähr das Stärkste an schwarzem Tee, was es gibt und er gerät den meisten so bitter, daß man verstehen kann, warum die
Briten Milch und Zucker dazu kippen. Meine Frau resigniert und bestellt
ein Glas Wasser. Das kostet später € 2,50.- Das heiße Wasser alleine
hätte übrigens € 3,50.- gekostet, aber dafür sind wir ja in Berlin...
Nachdem wir ein bißchen umhergesehen und hochgeguckt haben (dieses Dach
muß man einfach immer wieder ansehen...),
- beschließen wir, einmal das
Filmmuseum zu besuchen. Wir haben zwar im Kölner Museum Ludwig seit der
Eröffnung 1986 ein Filmmuseum, aber wir haben es bislang nie geschafft
es zu besuchen. Jetzt haben wir Zeit und tun es - aber hier.
- Die Ausstellung beginnt mit den ersten Versuchen, erhaltenen Daumenkinos aus Fotos, den ersten Projektoren, die als Sensation „in Lebensgröße bewegte Bilder“ anpriesen und mir fällt meine ältere Oma
ein, die 1902 als Elfjährige für zehn Pfennig (heute also zehn Euro)
auf der Kirmes einen Film über ein Männchen sah, das Purzelbäume schlug
- hier ist so ein Film dokumentiert. Die frühe Entwicklung wird
aufgezeichnet, die Beziehung zwischen Regisseuren und ihren Stars und
nach einer Stunde sind wir gerade in den 1920er Jahren angekommen.
Später stellen wir fest, daß wir fast drei Stunden im Filmmuseum waren,
ohne daß es langweilig war und so werden wir uns,
wenn wir das nächste Mal in Köln sind, auch Zeit für dieses Museum
nehmen. Die Ausstellung geht bis Werner Herzog, Charlotte Link und und
Helmut Dietl, nur der Umstand, daß dieser mittlerweile verstorben
ist, war noch nicht korrigiert. Dafür lag neben dem Original-Stern
„Hitlers Tagebücher entdeckt“ ein solches und man konnte sehr schön das
originale Foto von Gerd Heidemann mit den „Hitler-Tagebüchern“ mit der
Einstellung im Film vergleichen, in der Götz George das entsprechende Buch hochhält. Fazit: Absolut empfehlenswert.
- Da die Räume im 5.
Stock beginnen und man sich nach unten durcharbeitet, hat man eine
schöne Aussicht auf das Geschehen unter einem.
- Karsamstag
- Der Wetterfrosch der
Tagesschau hat gestern für heute schönes Wetter angesagt und so werden
wir eine Tagestour nach Potsdam machen. Beim Aussteigen an der
Friedrichstraße laufen vor uns halbwüchsige türkische Mädchen (sie
sprechen zumindest so) im Eiltempo die Treppe zum Ausgang
Friedrichstraße hoch, ziehen dabei ihren Rock aus, reißen ihr Kopftuch
ab und sind nun von den anderen Mädchen in Jeans und Top nicht
mehr zu unterscheiden (das kennt man aus der Schule: morgens züchtig
ankommen, auf dem Mädchenklo aufbrezeln, nachmittags wieder züchtig
verhüllen und den Rest des Tages wieder die fügsame Tochter sein).
- Die Schlösser hatten wir schon mal 2006
gesehen und dann war ich alle paar Jahre einmal da. Weil Potsdam ja
nicht kriegswichtig war, überstanden alle Schlösser den Zweiten
Weltkrieg ohne Blessuren, (sie waren bereits seit dem 19. Jht. Museen),
doch die Sowjetarmee hielt sich an der Inneneinrichtung schadlos und so
landete der größte Teil des Inventars in der UdSSR. 1985 kehrte
zumindest die Büchersammlung des Alten Fritz' in die Bibliothek zurück und
weitere Ölgemälde und einzelne Stücke konnten zugeordnet und wieder
zurückgeführt werden. Der letzte, der wieder nach Sanssouci umzog, war
der Alte Fritz selbst. Ich habe noch das Staatsbegräbnis in Erinnerung,
das für den Altkanzler Kohl ganz wichtig war und nun ruht der Alte
(weitab von seinen Hunden) unter einer Steinplatte, auf die regelmäßig
Kartoffeln gelegt wurde - er ist ja der Pommes Fritz.
- Friedrich war bereits klar, daß er auf Dauer mehr Räume für seine Gäste brachte und so wurde das Neue Palais
gebaut. Nachdem der Siebenjährige Krieg 1763 vorbei war, begann der Bau
und bereits 1769 war das Schloß fertig. Im Eingangsbereich setzte
Friedrich ein politisches Statement: Schlesischer Marmor im Schloß des
preußischen Königs demonstrierte, wer am besten im umstrittenen
Schlesien das Sagen haben sollte.
- Nachdem Friedrich
1786 gestorben war, stellte Napoleon zwanzig Jahre später beim
Einmarsch in Preußen Stadt Potsdam und Schloß Sanssouci unter seinen
besonderen Schutz, denn, so ließ er mitteilen,er „wäre nicht bis hierhin <Potsdam> gekommen, wenn Friedrich noch gelebt hätte“.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte mußte Friedrichs Leiche öfter
umziehen: im Zweiten Weltkrieg wurden sie in einem Luftwaffenbunker und
danach in ein Bergwerk gebracht, sie hatte eine Zwischenstation im
Marburger Schloss und von 1952 an lag sie in der Familienkapelle der
Burg Hohenzollern, dem Stammsitz der Dynastie in Hechingen (Schwäbische
Alb). 1991, kurz nach Mauerfall und Widervereinigung wurde Friedrich in einem Staatsakt in sein geliebtes Schloß umgebettet, eine „Umtopfung“, über die sich die Presse zwar spöttisch ausließ, die aber nur das umsetzte, was sich Friedrich selbst gewünscht hatte.
- Schloß Sanssouci im Mai 2007 - jetzt, im März, war noch nicht Grünes zu sehen und die Wasserspiele waren noch nicht fertig.
- Daß
Friedrich sein Schloß „Sanssouci“ als private Rückzugesmöglichkeit zum
Nachdenken, Schriftstellern und Komponieren brauchte, zeigt ihn als
Intellektuellen, der seiner Teit weit voraus war und daß er schwul
gewesen sein soll (mit einem Verhältnis zu seinem später hingerichteten
Freund Katte), erklärt vielleicht das schlechte Verhältnis zu senem
Vater. Die heute erlittene Führung durch Schloß Sanssouci zeigt
zumindest, daß das marktwirtschaftliche Modell gut umgesetzt wird.
- Wir
hatten eine terminierte Führung mit ca. 25 Personen. Zum vereinbarten
Zeitpunkt drängelte sich gut das Doppelte am Menschen in der
Eingangshalle und ausnahmslos jeder wurde eingelassen. Jeder bekam
einen „audio guide“ und
geschätzt befanden sich in den neun durchgehenden Zimmern etwa
500 Menschen, die sich gegenseitig in den Weg und auf die Füße traten
und unablässig ihren Quäki ans Ohr hielten, um bloß nichts zu
verpassen. Ich wußte schon ein bißchen und hätte mir gerne das eine
oder andere genauer angesehen, aber dazu war keine Zeit. Man durfte
fünf Sekunden auf die Bibliothek Friedrichs gucken und wurde dann
weitergeschubst - es war etwa so wie bei der Mona Lisa. Wenn man den
Eintrittspreis von € 10.-. dagegenrechnet, hat es sich zwar für uns
nicht gelohnt, aber es ist ordentlich etwas in die Kasse der Stiftung
gekommen, die die Dinger ja unterhält. Vielleicht ergibt sich aber
einmal die Möglichkeit, eine spätere Besichtigung in größerer Ruhe
nachzuholen.
- Das Neue Palais von der Eingangsseite des Parks.
- Dagegen war der
Besuch des Neuen Palais entspannender, weil dieses Gebäude nicht so
viele sehen wollten. Nachdem Friedrich der Große gestorben war, diente
dieses Haus gelegentlich den nachfolgenden Königen und später den
Kaisern regelmäßig als Sommerschloß, denn regiert wurde natürlich von
Berlin aus. (Kaiser Wilhelm I. benutzte es wieder regelmäßig, Kronprinz Friedrich Wilhelm
bezog das Schloß 1888, um auf Dauer dort zu regieren, starb jedoch noch
keine hundert Tage später (das Sterbebett wird gezeigt) und sein Sohn
Wilhelm II. arbeitete in Berlin und ließ für seine Wochenenden das
Schloß modernisieren. Seitdem gab es Licht, Strom, Aufzüge,
Badewannen und Duschen und in jedem wichtigen Raum diverse Klingeln mit der Aufschrift „Bettgehfrau“, „Kammerdiener“, „Schneider“, „Sekretär“, einen Knopf um die Gemahlin zu rufen und was Wilhelm eben so brauchte.
- Wie man weiß, hat
die neue Technik Wilhelm II. nur bedingt genützt und nachdem er kein
Kaiser mehr war, wurde das Schloß zum Museum und nachdem auch das
Dritte Reich untergegangen war, betrieben die Sowjets - wie mit
Sanssouci - ordentlich Beutemachen und verfrachteten den größten Teil
des zu den Schlössern gehörenden Inventars nach Osten. Ein paar
originale Stücke sind zwar wieder aufgetaucht und werden ab und zu
angeboten, aber der Rest schmückt vermutlich Privaträume von
Superreichen der ganzen Welt. Es ist aber tröstlich zu wissen, daß
Gestohlenes ab einem gewissen Wert nicht mehr vom Markt verschwindet.
Es ist wie mit Geld - es gehört nur jemand anderem. So gesehen könnte
eines Tages vielleicht ein größerer Teil wieder original sein.
-
- Teehaus von außen und von innen
- Zum Schluss gehen
wir noch am Chinesischen Teehaus vorbei. Früher sah es von außen toll
aus, aber man konnte es nicht betreten. Heute war es offen und alle
vergoldeten Statuen waren noch in ihren Winterkisten eingelagert. Daß
das Wort vom Teehaus ein bißchen understanding
ist, sei den Hohenzollern verziehen. Nach sechs Stunden preußischer
Kunst und Baugeschichte sind wir froh, als wir in den Zug steigen und
zur Wohnung durchfahren können. Tee schmeckt auch ohne goldene Räume,
aber der Lebensstil wäre schon cool. Da wünscht man sich manchmal, auch
ein Hohenzoller gewesen zu sein... Planung des Potsdam-Besuchs
- Ostersonntag
- Die Glocken haben
bereits um Mitternacht den Ostersonntag eingeläutet und das empfinden
wir als richtig schön. Am Vormittag machen wir einen Gammel- und
Ausruhetag und lesen einfach nur. Für den Mittag haben wir einen Tisch
in einem der wenigen Restautants in Berlin reserviert, in denen „live gekocht“ wird. Man kennt es auch als „Mongolen-Grill“,
was aber nicht das Grillgut meint, sondern die Art der Zubereitung: Man
sucht sich seine Rohstoffe zusammen und das wird vom Koch kurz und sehr
heiß angebraten, und weil man ja weiß, was man ausgesucht hat, bekommt man
deswegen auch keine Allergieprobleme. Wir haben das Restaurant zwischen
Charlottenburg und Spandau ausprobiert und fanden es gut (doch das Mangoon in Rostock
ist noch einen Tick besser). In Tempelhof an der Bushaltestelle M46
gab es allerdings auch eins, aber da ist man so lange unterwegs. In der näheren
Innenstadt sind wir bislang nicht fündig geworden.
- Danach sind wir noch
ein bißchen mit der Buslinie M46 durch das südliche und südwestliche
Berlin gefahren und haben festgestellt, daß wir da nicht wieder
hinmüssen. So schön sind Schöneberg und Tempelhof auch nicht und weil
wir in Britz den Bus verlassen und mit der U7 und U6 in weniger als
zwanzig Minuten zu Hause sind, zeigt sich wieder einmal, wie effektiv
das Bahn und Bussystem in Berlin ist.
Ostermontag
Am letzten Tag fahren wir mit dem Zug nach Potsdam, bummeln durch Alt-
und Neustadt und fahren mit dem Bus nach Spandau zurück. Potsdam kann
man nicht in drei Sätzen beschreiben, aber ich werde mir später die
Zeit nehmen und über eine Garnisonsstadt schreiben,
ihren Traum nach 1990, den Aufstieg einer Landeshauptstadt und vor
allem über die Spuren des Preußentums, die sich so gut erhalten haben,
wie kaum sonst.
- __________________________________________________________
- Register nach oben
- Allgemeines - Einkaufen - Essen gehen - Exkursionen - Friedrichs II. Grab - Literatur - Oper und Konzert - Nahverkehr ÖPNV - Neues Palais - Museen - Sanssouci - Schlösser - Unterkunft - Verkehrssystem - Zitadelle
-
- Allgemeine Tips
- Vorab:
Berlin ist nie schön gewesen, war aber immer eine Reise wert. Hier wird
beschrieben, was man innerhalb einer Woche machen könnte oder machen
sollte. Gehört man zu den armen Schweinen, die nur einen halben Tag
hier sein können, weil ja noch die anderen vier europäischen Städte auf
der Liste stehen („Europe in five days...“, reicht es für eine Fahrt
mit dem Sightseeing-Bus, einen Besuch des KadeWe und etwa eine Stunde
Spazierengehen zwischen
Friedrichstraße und Regierungsviertel - es ist aber möglich. Wer
mehr sehen will, besorgt sich eine Wohnung im Großbereich Mitte, fährt
in einer Woche viel S-Bahn, U-Bahn und Bus, kriegt aber einen Überblick
über die Stadt. - zum Register
- Einkaufen
Da
man in der Regel nicht mit dem Auto nach Berlin kommt, ist man auf
Einkaufsmöglichkeiten angewiesen, die zentral liegen, wo es alles gibt
und wo man die Einkäufe auch schnell wegbekommt, ohne daß es in
Schlepperei ausartet. Folgende Möglichkeiten haben wir ausprobiert und für sind sehr gut befunden:
Top 1 Ullrich-Supermarkt neben der Eingangshalle der S-Bahn am Bahnhof Zoo.
Wenn man an den Pennern und Punkern vorbeigekommen
ist, eröffnet sich hinter dem unscheinbaren Eingang ein riesiger
Supermarkt, der keine Wünsche offenläßt. Auch Allergiker haben eine
reiche Auswahl und die Gemüseabteilung ist riesig. Wenn die FeWo einen
Backofen und vernünftigen Herd hat, findet man hier alles um zu kochen,
wie man es gewohnt ist. Selbst gelbe Zucchini gab es, der Ziegenkäse
hatte keine Kuhmilchanteile und die Fischabteilung war brauchbar - auch wenn es keinen Frischfisch gab.
- Top 2 Lidl am U-Bahnhof Ruhleben
Charlottenburger Chaussee 18, 13597 Berlin-Spandau
Fahrzeit zur Station länger als von der Innenstadt zum Bf Zoo, aber
dafür ist es ein großer Lidl, der das komplette Sortiment vorhält. Der
Wermutstropfen ist die Notwendigkeit die Straße zu überqueren (hier
sechsspurig), so daß sich Sportkleidung empfiehlt (außerdem
ein Einkaufstrolley), weil die
Grünphase sehr kurz ist. Ruhleben wird von der U2 angefahren und wenn
die - wie diese Woche - nicht fährt, kommt man mit dem Bus M45
(Richtung Spandau) gut hin. Am Spandauer S-Bahnhof sollte man dagegen
nur einkaufen, wenn man nicht auf den Zehner gucken muß - da war es
recht teuer.
- Top 3 Hit am U-Bahnhof Mohrenstraße (Mohrenstr. 69)
Zum Selberkochen war dieser Markt nur bedingt geeignet, dafür hatte er
qualitativ die meisten Fertiggerichte. Wir konnten nur ein paar Dinge
gebrauchen, sind aber auch wählerischer als die meisten. Wir haben den
Rest dann am Bahnhof Zoo bekommen.
Generell: Hit und Lidl sind in Berlin besser als Aldi - Erfahrungen,
die wir generell in Norddeutschland machen. Südlich von Köln ist der
Aldi wieder besser... - zum Register
- Essen gehen
Schwierig,
aber nicht unmöglich - es hängt davon ab, wieviel Geld man
hat und wie robust der Magen ist. Die Berliner Innenstadt ist für
Massengastronomie ausgelegt (McD, Maredo, Vapiano etc...), wo natürlich
mit Halbfertigprodukten gearbeitet wird, icl. aller E-Zusatzstoffe und
Indistriefarben. Allergiker sollten sich bei veganer Küche nicht drauf
verlassen, daß in den Gewürzen keine Laktose zugesetzt ist. Das
Restaurant „Lin's Mandarin“ hat die mongolische Art der Zubereitung -
man sucht sich die Rohstoffe, läßt sie braten oder backen, kann dabei
sein und ist dann auf der sicheren Seite. Wir haben für zwei Personen
Bufett mit Tee und Wasser ca. € 42.- bezahlt und es hat gut geschmeckt:
Lin's Mandarin, Spandauer Damm 181-183, 14050 Berlin - Westend, Buslinie M45 Haltestelle Kirschallee.
Tel: 030 / 31 99 98 85
Bessere Hotels haben ein
Bufett, wo man etwas findet oder sie besorgen bestimmte Lebensmittel,
wenn man sie darauf anspricht. Am sichersten ist eine FeWo mit
vernünftiger Küche. - zum Register
- Exkursionen
Berlin-Bus Linie 100 ab Bahnhof Zoo bis Alexanderplatz alle paar Minuten, die Linie 200 fährt über den Potsdamer Platz, hat bis zum Alex eine etwas andere Linienführung und geht bis zum Prenzlauer Berg.
Metro-Bus (M): M45 nach Charlottenburg und Spandau; M46 nach Schöneberg, Tempelhof und Britz
- Bahn nach Potsdam Hbf
(Re 1 ab Gleis 3 (Friedrichstraße) immer kurz nach halb und kurz nach
voll, Bummel durch Potsdam und mit dem Bus die 20 km zum Spandauer
Bahnhof zurück. Dauer; etwa fünf Stunden, die sich lohnen - zum Register
- Literatur
Reiseliteratur
liste ich hier erst gar nicht auf, weil das witzlos ist, da schaut man
im örtlichen Buchhandel und nimmt die Ausgaben von Marco Polo oder dem
ADAC mit - das reicht.
Doch man sollte ein oder zwei Berlin-Krimis oder Biographien aus Berlin
dabei haben, wenn man mal einen halben Tag abhängen will, weil man
schon genug Kultur hinter sich hat und mal eine Pause braucht. Im
Folgenden eine unvollständige und wahnsinnig subjektive Auswahl meiner
Berlin-Favoriten:
Elisabeth Herrmann
Größter Tip für Literatur, die in Berlin spielt, denn die
Qualität der lokalen Beschreibung kommt unter anderem auch daher, daß Elisabeth
Herrmann selber in Berlin wohnt und die Stadt einfach kennt.
- Das Kindermädchen. Goldmann 2005, TB
ISBN: 978-3-442 46455-5
- (Erster
Band der Reihe um den Berliner Anwalt Joachim Vernau, der kurz vor der
Hochzeit mit der Tochter des wichtigsten Anwalts der Stadt steht. Eine
Russin will seine Unterschrift zur Anerkennung ihres
Zwangsarbeiterstatus', doch sie landet kurz darauf - wie weiland Rosa
Luxemburg - im Landwehrkanal und Vernau ermittelt nun privat gegen den
Schwiegervater in spe. Wer einen Folgeband gelesen hat, kann sich
denken, wie es ausgeht.)
- Die siebte Stunde. List, 2009 / Goldmann TB Febr. 2016,
ISBN: 978-3-442-48470-6, € 9,90
(Zweiter Band der Vernau-Reihe, verfilmt 2013 u.a. mit Jan-Josef Liefers: Kriminalfall im Milieu
zwischen einer Hauptschule, wie etwa der Rütli-Schule, und einem
privaten Elite-Gymnasium mit jede Menger skurriler Berliner Typen und
einem Plot der Berliner Rollenspiele).
- Die letzte Instanz. Goldmann 2009, TB
ISBN: 978-3-442- € 9,99
(Dritter
Band der Vernau Reihe, ,
beleuchtet die Wende-Zeit nach 1990 und die DDR-Zeit u.a. in Görlitz)
- Versunkene Gräber. Goldmann, Jan 2014, Goldmann TB 47995
ISBN: 978-3-442- € 9,99
(Vierter
Band der Vernau Reihe: Die deutsch/schlesisch/polnische Geschichte von
Flucht und Vertreibung ab 1945 in einer tollen Kombination von
Enteignung und Wiedervereinigungsrecht, schlesischen Weinbauern und
polnischen Krankenschwestern, eiskalten Anwälten deutscher
Familienkonzerne und einer gehörigen Prise Wahnsinn - am Ende hätte man
gerne einen Bezugsquellennachweis der vorgstellten polnischen Weine).
Totengebet. Goldmann, März 2016
ISBN: 978-3-442-48249-8, € 9,99
(Gerade
aktuellster Band der Vernau-Reihe: Diesmal geht es um die Folgen eines
Kibbuz-Auzfenthaltes vor dreißig Jahren, die Vernau und seine damaligen
Freunde bedrohen - ein exorbitantes Finale und m. E. der bisher beste
Band. Die Verfilmung ist geplant)
Hildegard Knef : Der geschenkte Gaul, Verlag Fritz Molden,
1970, ISBN-: 978-3-548-36376
- (Lebensbeschreibung
der legedären Knef ab den 1930er Jahren mit der Entwicklung der
Berliner Filmproduktion, der Nachkriegszeit und ihrer großen Teit bis
ca. 1970)
Lili Palmer : Dicke Lili, gutes Kind, Dromer-Knaur, München 1994,
Taschenbuch: ISBN: 978-3-598-80029-0, € 5,98.-
(Lebensbeschreibung
der Palmer, die noch etwas früher ansetzt als die Knef und den
Aufstieg, die Emigration, die Rückkehr und die Zeit in Hollywood
umfaßt)
Peter Kreuder : Nur Puppen haben keine Tränen. Lübbe-Verlag, Berg.Gladbach 1973, TB dtv 2003
ISBN: 978-3 423 20660-0
(Kreuder schreibt ähnlich wie die Knef und die Palmer, auch wenn er
nicht so spannend erzählen kann wie seine Kolleginnen. Doch er war der
wichtigste Komponist Berlins im 20. Jahrhundert und die Nationalhymne
der DDR ist z.B auch von ihm („Goodbye Johnny“) - zum Register
Museen (alle selbst getestet)
Deutsche Historisches Museum (DHM) Das Gegenstück zum Haus der Geschichte in Bonn, doch es geht viel weiter zurück. Wer sich einen Vormittag Zeit nimmt, hat einen recht guten Überblick über die deutsche Geschichte und wer die Nachkriegsgeschichte erleben will, ist im Bonner Haus der Geschichte besser aufgehoben.
Das Deutsche Historische Museum, vom Berliner Dom fotografiert
- Filmmuseum
am Potsdamer Platz: Ebenfalls gut für zwei Stunden plus x. Man erfährt
so gut wie alles für die Filmentwicklung in Berlin, über die
Entwicklung des deutschen Films bis zu aktuellen Regisseuren. Ein paar
Schmankerl gibt es auch: Jannings' Oscar, das Reisegepäck der Dietrich
(würde auch heute nicht in einen VW-Bus passen), die rote Perücke von
Lola (rennt) und vieles mehr: Briefe, Persönliches, Souvenirs,
Drehbücher etc... Ein Buch- und Filmladen im Gebäude verleitet danach
zum Geldausgeben.
- Museumsinsel Für den Besuch von Pergamon-Museum, Bode-Museum, dem Alten Museum, der Alten Nationalgalerie, dem Neuen Museum sind pro Museum ein Tag mit je zwei bis drei Stunden bei klarem und ausgeruhtem Kopf
anzusetzen, mehr als einen Besuch sollte man sich nicht am Tag antun. Wenn man aus Köln, Bonn, Trier,
Koblenz oder einer anderen römischen Stadt kommt, kann man sich die
Alte Nationalgalerie sparen (da ist das Römisch-Germanische Museum
einfach ergiebiger), sonst gibt es keinen Grund zu schwänzen. Karl
Valentin hat recht: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“.
Musikinstrumentenmuseum an der Philharmonie (Ben-Gurion-Str.), Buslinie 200, U-Bahn U2 oder S-Bahn: Linien S 1, S 2, S 25
zum Potsdamer Platz und dann zu Fuß die Potsdamer Str. bis hinter das
Sony-Center zur Philharmonie oder per Bus (M41, M48,) zur
Varian-Fry-Straße. Es ist das größte Musikinstrumentenmuseum, das ich
kenne - Wien war kleiner, Mailand war kleiner, Stuttgart war viel
kleiner und der Rest lohnt die Erwähnung nicht. Für Musiker ist es
diese Sammlung eine Offenbarung. - zum Register
- Oper und Konzert
Brecht-Theater am Schiffbauerdamm (von Brecht gegründet, bis heute in seiner Tradition, auch wenn die manchmal etwas sperrig ist (zu Brecht)
Komische Oper
Berlin - bitte nicht von den Namen abschrecklen lassen - es ist ein
Opernbetrieb mit Welt-Niveau und die beste Mahagonny-Inszenierung
meines Lebens habe ich dort gesehen. - zum Register
- Schlösser und Ähnliches
- Potsdam
- Schloßpark Sanssouci (neues Schloß, Schloß Sanssoussi, Chinesisches Teehaus, Rest lohnt nicht)
- Man
kann getrost einen ganzen Tag für den Park ansetzen, wird irgendetwas
zwischen sechs und zehn Kilometern laufen, plant am besten wie für ein
Picknick (s.u.) und nimmt bei kleinen Kindern einen Bollerwagen mit.
- Abfahrt
Alle S-Bahnen halten zwischen Friedrichstraße und Bahnhof Zoo, dort
kann man gegen 10:00 Uhr mit der RE 1 Richtung Magdeburg nach Potsdam
HBf (ca. halbe Stunde) oder direkt mit der RE 21/22 (alle 30 Min.) an
irgendeinem Bahnhof zwischen Alexanderplatz oder Wannsee einsteigen und
bis „Schloßpark Sanssouci“ durchfahren (ca. 45 Min.). Nach zehn Minuten
Fußweg ist man auf dem Gelände an der Kasse und kann eine Rückkehr ab
gegen 15.00 ins Auge fassen, je nachdem, wie schnell die Kinderbeine
sind.
- Fotoerlaubnis: Bei einer Gebühr von € 3.-. für alle besichtigten Häuser ist sie dringend zu empfehlen.
- Gastronomie:
Die „Currywurst mit Pommes“ (€ 6.90) habe ich mir verkniffen, als ich
sah, wie sie zubereitet wurde: lange Bratwurst geteilt, zwei Spritzer
synthetischen Ketchup aus der Flasche, ein halbe Teelöffel gelbes
Curry(?pulver drüber - nein danke. Ich will den Currywurststreit nicht
losbrechen, aber für mich ist das Maß aller Dinge das Ruhrgebiet und
Pützchens Markt in Bonn. Die Fritten solo waren lauwarm mit Mayo aus
der Plastiktüte und hatten noch nicht einmal den McD-Level. Also Finger weg und Fressalien mitnehmen. Allergiker kriegen hier bestenfalls heißes und kaltes Wasser. ,
- Toiletten: Man sollte
urinale Vorsorge ib. bei den Kindern treffen, denn das halbe Dutzend
Toiletten ist für Kinder zu weit verstreut. Im Sommer kann man mit den
Pänz ins Gebüsch gehen, aber alle Klos sind etwa fünf Kilometer
voneinander entfernt und das ist sehr schwierig für Kinder und ältere
Damen und Herren. In den Schlössern gibt es jeweils eine Toilette, zwei
weitere Möglichkeiten sind bei der Gastronomie, allerdings im
Oststandard der 1980er Jahre (Ausgang Mühle: ein Klo, zwei Urinale, ein
Waschbecken - aus). Dafür zahlt man € 50.- und der Automat läßt
schneller Leute rein, als sie wieder rauskommen.
- Rückfahrt:
zehn Minuten zu Fuß oder zehn Minuten Wartezeit und dann ein paar
Minuten Busfahrt. Ab Gleis 2 gibt es durchgehende Züge bis zum Alex. - zum Register
- Schloß Charlottenburg:
- Linie
145 ab Bf Zoo, etwa 20 Min Fahrtdauer, Zeitaufwand: etwa drei Stunden,
vorzugsweise zwischen April und September, weil der Garten dann
wirklich nach Garten aussieht. Jetzt (März 2016) war alles noch recht
kahl und glich eher einer Baustelle. - zum Register
- Verkehrssystem
- Berlin hat eines der am
besten ausgebaute Verkehrssystem der Welt - es ist nicht so perfekt wie
London, aber man muß auch nicht so weit laufen wie in Paris. Der
Verbund besteht aus allen Regio-Zügen der Bundesbahn, etwa acht
S-Bahn-Linien, sieben U-Bahn-Linien, diversen Straßenbahnen und
etlichen Bussen und ist frei miteinander kombinierbar. Für eine Woche
Berlinbesuch empfehle ich die Netzkarte des Gesamtbereiches ABC
(einschließlich Potsdam) zum Preis von aktuell € 37,50.- (März
2016).
Die Übersicht für Berlin-Besucher ist hier, die Übersicht der Linien findet man hier - zum Register
- Unterkunft
- Eine bis zwei Übernachtungen ohne Kinder
- Wer unabhängig ist, auf einen gewissen Mindestkomfort verzichten kann, ist mit einem der vielen Youth-Hostelsgut
bedient, wenn er auch bei Lärm schlafen kann. Dafür ist es billig.
Die größeren Hotelketten bieten oft Ü/F um die 60.- an wenn man früh
bucht (so sind wir 1992 mal für DM 50.- pro Nacht im Hilton gelandet).
Mit Kindern wird so etwas schnell zu teuer, da lohnt sich immer eine
FeWo.
Mehr als drei Übernachtungen und Selbstversorgung evtl. mit Kindern
Heute kann man über Airbnb natürlich überall hin, aber einerseits ist die Wohnung manchmal zu privat (und wir wollen alles gar nicht so genau wissen) oder es ist durchaus
möglich, dass man als nicht hingehörend empfunden wird, weil man falsch auftritt und in einer Gegend landet, wo man
sein teures Auto vielleicht besser nicht auf der Straße abstellt. Dann
sollte man besser ins Hotel gehen und die Garagenkosten einplanen.
-
- Bei der Buchung sollte man abklären: Lage (!) zum ÖPNV,
Küchenausstattung, W-Lan, Sanitär und fußläufige Läden. Wir waren jetzt
zweimal bei „Eigen-Art“,
fanden es auch preiswert und gut, doch wir hätten eine “richtige Küche“
gebraucht und keine Miniküche mit Mini-Ausstattung. Das war aber auch
der einzige Minuspunkt.
- Es gibt viele Vermieter, die sich irgendwann In
Schulden geworfen haben um eine der Altbauwohnungen zu finanzieren
und diese Häuser sind so riesig geschnitten, daß oft eine kleine
Zimmervermietung dranhängt, damit der Kasten durch die Zusatzeinnahmen
irgendwie bezahlt werden kann. Unterm Strich haben wir mit solchen
Vermietern immer die besten Erfahrungen gemacht.
Zitadelle:
- Buslinie M45 ab Bf Zoo) Richtung Spandau. Besuch möglichst im Sommer, weil die dicken
Mauern immer eine Grundkühle ausstrahlen. Zu sehen sind Burganlagen,
Ausstellungen über die Zitadelle und den Festungsbau insgesamt und ib.
große Jungs ab zehn haben hier ihren Spaß. Tief im Keller gibt es ein Restaurant
mit passabler Küche. - zum Register
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