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Worpswede - Paula Modersohn-Becker


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Heinrich Vogeler (1872 - 1942)
zurück - zu Modersohn - zu Paula Modersohn-Becker (Stand: 17.10.2012)
von Martin Schlu, 2012



1872
Heinrich Vogeler wird am 2. Dezember als zweites von sieben Kindern in Bremen geboren. Der Vater Carl Eduard Vogeler ist Eisenwarengroßhändler, die Mutter, Marie Louise, geb. Förster, ist Hausfrau. Weil das erste und das dritte Kind früh sterben, soll Heinrich später mal den Betrieb übernehmen. Nach der mittleren Reife soll er die Lehre in einem Handelskontor beginnen, kann den Vater aber überreden, ihm stattdessen ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie zu bezahlen.

1890
Heinrich beginnt das Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Es geht zunächst 1892, wird durch Studienreisen nach Holland, Brügge, Genua, Rapallo und Paris (1894) unterbrochen und 1895 abgeschlossen.


1894
Im Herbst stirbt Heinrichs Vater, der Betrieb wird verkauft und zu Geld gemacht und mit dem Geld ist es Heinrich möglich in den Tag zu leben und er ist frei von den kleinlichen Zwängen des Geldverdienens. Er schließt sich seinem Malprofessor Fritz Mackensen in der Künstlerkolonie Worpswede an,  dessen Kollegen Hans am Ende, Otto Modersohn, Fritz Overbeck und Carl Vinnen haben diese Kolonie begründet. Die Technik der Radierung (Ritzen in Metallplatten) erlernt er von Hans am Ende.


1895 zu Paula Modersohn-Becker - zu Rainer Maria Rilke
Nch seinem Studienabschluß in Düsseldorf beteiligt sich Heinrich an einer Ausstellung der Worpsweder Malergruppe im Münchner Glaspalast. Diese Ausstellung macht die Worpsweder Künstler im ganzen Land bekannt und bringt Auszeichnungen und Erlöse, weil die Bilder auch gekauft werden. Trotzdem ist Heinrich nicht zufrieden, weil er so malen können möchte wie die Renaissance-Maler des 17. Jahrhunderts.

Im gleichen Jahr kauft Heinrich eine Bauernkate, den dortigen "Barkenhoff" (niederdeutsch für "Birkenhof"). Das ursprünglich einfache Haus läßt Vogeler zum Hof ausbauen, legt einen Garten an und gestaltet die Inneneinrichtung mit selbst entworfenen Möbeln, Tapeten bis zum Geschirr und Besteck nach Prinzipien des Jugendstils. Das Haus wird ein Gesamtkunstwerk und schnell der Treffpunkt der Worpsweder Künstlerszene. Heinrich treibt das Gesamtkunstwerk so weit, daß er sich in der Kleidung der Biedermeierzeit kleidet, wallende Gewänder für seine damalige Freundin Matha Schröder entwirft und eine Idylle schafft, die sogar für Worpswede irreal amutet.


Der Barkenhoff im Oktober 2012

Der Barkenhoff wird aber nun der wichtigste Treffpunkt der Künstlerkolonie. Zu der "Barkenhoff-Familie" gehören von Anfang an Otto Modersohn und Fritz Mackensen, später werden es noch ein paar Künstler mehr. Der Kontakt zu Rainer Maria Rilke beginnt.


1896
Für den neu gegründeten Eugen Diederichs Verlag übernimmt Vogeler Illustrationsaufgaben und arbeitet außerdem für die literarische Zeitschrift "Die Insel".


1898
Zum Weihnachtsfest schenkt Rilke Heinrich Vogeler einen Spruch für die Eingangstür des Barkenhoff:



„Licht ist sein Loos /
ist der Herr nur das Herz und die Hand /
des Bau’s mit den Linden im Land /
wird auch sein Haus /
schattig und groß“,

Vogeler läßt ihn als Haussegen über die Eingangstür des Barkenhoff einkerben, wo er heute noch zu sehen ist:






1899 zu Paula Modersohn-Becker - zu Rainer Maria Rilke
Die Illustrationen zu Gerhart Hauptmanns "Die versunkene Glocke", findet große Zustimmung im In- und Ausland. Eine weitere Buchillustrationen Vogelers sorgt für seinen guten Ruf als Illustrator (Rainer Maria Rilke: Mir zur Feier), außerdem schreibt er selbst Gedichte (Heinrich Vogeler: Dir. Gedichte) und die Dresdner Galerie kauft Bilder von ihm. Vogelers Mappe mit Radierungen "An den Frühling" erscheint im Insel-Verlag und er wird ständiger Mitarbeiter dort.


1901 zu Paula Modersohn-Becker - zu Rainer Maria Rilke
Aus der Zeitschrift "Die Insel" geht der "Insel-Verlag" hervor. Die Redakteure der Insel streben eine Syntheses von guter Literatur und guter Illustration an, Vogeler illustriert Erzählungen und Märchen von Oscar Wilde (Märchen und Erzählungen: Der glückliche Prinz, Die Nachtigall und die Rose, Der eigensüchtige Riese, Der Geburtstag der Infantin, Das Sternenkind, Der Fischer und seine Seele, Das Gespenst von Canterville u.a. ) und wird in Zukunft das Aushängeschild des Verlags.



Im gleichen Jahr gibt es
drei Hochzeiten: am Jahresanfang heiratet Heinrich Vogeler die Worpsweder Lehrerin Martha Schröder (8.10.1879 - 30. 5. 1961), am 28. Apri heiratet Rainer Maria Rilke die Bildhauerin Clara Westhoff und am 25. Mai heiratet Otto Modersohn die Malerin Paula Becker.

Am 23. März schreibt Paula Becker an ihre englische Tante, Marie Hill:
 
"... In unserer Nachbarschaft ist viel Glück. Heinrich Vogeler kommt in diesen Tagen mit seinem blonden schlanken Mädel von der Hochzeitsreise heim und Clara Westhoff heiratet in den nächsten Wochen den Dichter Rainer Maria Rilke, unser aller Freund.
Und zu alledem ist Frühling."

zit. nach "Briefe", S.160
(Bohlmann-.Modersohn, S. 167)

Am 23. Dezember wird die Tochter Marieluise ("Mieke", gestorben am 21. xx.1945 in Mexixo) geboren. Die Idylle des Barkenhoffs und der Worpsweder Künstlerfamilie ist komplett.

1902 zu Paula Modersohn-Becker - zu Rainer Maria Rilke
Vogeler entwirft im Auftrag des Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck die 1902 publizierte Stollwerck-Bilderserie „Gänsemagd-Königssohn“, bei der Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn helfen.

Mit seiner Familie unternimmt Vogeler eine Reise nach Italien und besucht
Neapel, Rom, Florenz und Venedig.


1903
Die zweite Tochter Bettina wird am 4. August geboren (gest. 2011 in Worpswede)


1904
Der Senat der Stadt Bremen beauftragt Vogeler mit der Neueinrichtung der "Güldenkammer" des Bremer Rathauses und Vogeler gestaltet den Raum komplett im Jugendstil.


1905 zu Paula Modersohn-Becker - zu Rainer Maria Rilke
Vogeler stellt sein bekanntes großformatiges Gemälde "Das Konzert" (oder "Sommerabend") vor, das im Rahmen eines Konzertes den Worpsweder Freundeskreis darstellt. Das Gemälde wird in Oldenburg anlässlich der Nordwestdeutschen Kunstausstellung gezeigt und Vogeler bekommt dafür die Große Medaille für Kunst und Wissenschaft - ein Höhepunkt der ersten Schaffenszeit.


Das Original ist 175x310 cm groß und hängt in der Großen Kunstschau Worpswede.

Mit freundlicher Genehmigung von Haus im Schluh und VG WortBild

Links: Paula Modersohn-Becker, Agnes Wulf, Otto Modersohn, Clara Rilke-Westhoff, (Rainer Maria Rilke fehlt)
Mitte: Martha Vogeler (mit Hund),
Rechts: Franz Vogeler (mit Querflöte), Martin Schröder (mit Viola), Heinrich Vogeler (mit Cello, halb verdeckt)


Die Ausschnitte zeigen Details, die man sonst nur am Original sieht und sie fallen nur auf, wenn man etwas über die dargestellten Personen weiß, den die beste Zeit der Worpsweder Künstler ist vorbei - alle drei Ehen kriseln:



Paula Modersohn-Becker (links) redet die ganze Zeit, Agnes Wulf (daneben) ist schweigsam und Clara Rilke-Westhoff (rechts) guckt mißmutig - vielleicht, weil ihr Mann Rainer Maria Rilke nie da ist (dauernd auf Vortragsreisen, Literaturreisen, Arbeit an Rodins Biographie in Paris). Otto Modersohn hält sich dezent im Hintergrund, da kann er die Situation nicht noch schlimmer machen, den Paula fühlt sich in ihrer Ehe auch eingeengt. Martha Vogeler steht auf der Treppe und ist schön, aber Heinrich Vogeler versteckt sich lieber in der Musik.




Franz Vogeler gibt das Tempo vor, Martin Schröder (mit Viola) und Heinrich Vogeler (mit Cello, halb verdeckt) müssen sich anpassen. Vermutlich spielt man eine Triosonate, wobei Franz Vogeler den Part der 1. Violine übernimmt. Musiker erkennen eine Ebenholzflöte mit Silberklappen und wissen, daß Martin Schröder keine Violine in der Hand hält, sondern etwas Größeres - also eine Viola oder Bratsche und die spielt die Mittelstimme. Das Cello sorgt dann für den Baß - musikalisch ist Vogeler also das Fundament, aber man merkt es nicht..


Das preisgekrönte Gemälde zieht weitere lukrative Aufträge nach sich. Die Bremer Güldenkammer wird fertiggestellt.  Am 7. Dezember wird die dritte Tochter Marta geboren ("Mascha", 7.12.1905 - 1993 in Worpswede als Mascha Schnaars-Vogeler).

Parallel dazu beginnen in Rußland die Unruhen und Arbeiteraufstände, die zur Revolution führen werden

1906
Heinrich Vogeler reist nach Ceylon (heute Sri Lanka), weil seine Augen schwächer werden und die Ärzte der Meinung sind, tropisches Licht und tropische Temperaturen täten ihnen gut. Ceylon ist damals noch britische Kolonie, die Briten gehen - wie fast alle Kolonialmächte - nicht besonders pfleglich mit ihren Untertanen um und Vogeler ist entsetzt, als er mitbekommt, wie menschenverachtend die britische Oberschicht mit den Einwohnern umgeht.


1907
Paula Modersohn-Becker stirbt drei Wochen nach der Geburt ihres Kindes an einer Embolie.

Das Barkenhoff-Grundstück wird vergrößert und der Worpsweder Bahnhof wird entworfen (bis heute hat er auch noch Teile des originalen Mobiliars). Vogeler wird Mitbegründer des Deutschen Werkbundes.


Der Worpsweder Bahnhof im Oktober 2012 - allmählich wächst alles zu.

Während einer Reise nach Lodz im Jahre 1907 bringt Vogeler die Lektüre Maxim Gorkis  dazu, sich mit vollem Einsatz für die Arbeiterklasse zu angagieren. Dieser Wille wird noch stärker, als er auf einer Englandreise die Elendsviertel von Glasgow und Manchester besucht.


1908
Als Ergebnis dieser Bekanntheit gründet Heinrich mit seinem Bruder Franz die "Worpsweder Werkstätten" und fertigt mit ihm zusammen Möbel nach eigenen Entwürfen.



1909


1910


1911


1912


1913


1914
Vogeler meldet sich bei Kriegsausbruch am 14. August als Freiwilliger bei den Oldenburger Dragonern, einem 1846 gegründeten oldenburgischen Kavallerieverband mit langer Tradition und Elitenbewußtsein. Zunächst wird dieser Verband im Westen eingesetzt und gelangt dort bis zur Marne, danach, im Spätherbst, werden die Dragoner an die Ostfront verlegt und sind im Dezember im heutigen Polen, bei Lodz und an der Weichsel.

1915
Vogeler wird von der Militärführung als Nachrichtenoffizier weiter an der Ostfront eingesetzt und arbeitet nun im Auftrag der Armee als Zeichner.  Als Führer einer Versorgungstruppe malt er hinter der Front die zerschossenen Städte und Dörfer als Dokumentation und zeichnet im Auftrag für das umfangreiche Mappenwerk "Aus dem Osten". Sein Idealismus als Freiwilliger geht dabei verloren und aus dem eher kaisertreuen Untertanen wird allmählich ein Kriegsgegner. Auf den Reisen nach Polen, Rumänien, Dobrudscha und Rußland setzt er sich mit den Ideen des Bolschewismus auseinander, der seit den Unruhen dort immer populärer geworden ist.

1916
Während Vogeler an der Front ist, erscheint sein Mappenwerk "Aus dem Osten", das sechzig Zeichnungen aus dem Krieg enthält.


1917
Die seit Jahren dauernden Unruhen in Rußland eskalieren am 25. Oktober zur Revolution. Unter Trotzki wird das Winterpalais in Sankt Petersburg besetzt und eine neue Regierung unter Lenin eingesetzt. Vogeler engagiert sich nun für die revolutionäre Arbeiterschaft und änderte auch seinen Stil drastisch. Aus dem detailreichen Jugendstilmaler wird ein Expressionist.


1918
Im Januar schreibt Vogeler einen offenen Brief an den Kaiser:

Schon lang, als das Jahr 1917 dem Ende zuging, sah man in Deutschland überall die seltsamsten Erscheinungen am Himmel und unter den Menschen. Das Merkwürdige aber war, dass am Spätnachmittag des 24. Dezember auf dem Potsdamer Platz von vielen Menschen der liebe Gott gesehen worden ist. Ein alter trauriger Mann verteilte Flugblätter. Oben stand: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen, und darunter in lapidarer Schrift die zehn Gebote. Der Mann wurde von den Schutzleuten aufgegriffen, vom Oberkommando der Marken wegen Landesverrat standrechtlich erschossen. Einige Aufnehmer des Flugblattes, die die Worte des alten Mannes verteidigten, kamen ins Irrenhaus.

Gott war tot.

Ein paar Tage darauf waren unsere großen Feldherrn nach Berlin gekommen, mit der festen Absicht, durch Wort und Tat die Welt von Elend und Blut zu erlösen. So kamen sie mit den Vertretern der Friedenskonferenz zusammen. Sie kamen überein, die Welt mit dem Schwerte in der Hand vor sich in die Knie zu zwingen, erhoben sich selber zum bluttriefenden Götzen, aus dessen selbstherrlicher Hand die Menschheit ihre Gesetze empfangen sollte. Da sahen sie plötzlich, wie der totgeglaubte Mann vom Potsdamer Platz mitten unter ihnen stand und stumm auf seine zehn Gebote wies. Aber niemand wollte die ärmliche Erscheinung kennen. Da gab er sich zu erkennen und war fast seines Triumphes froh, denn er glaubte ja an die Menschheit. Der Kaiser und die Feldherrn führten seinen Namen in ihren Telegrammen, die Krieger trugen ihn auf dem Bauche, die Feldprediger hatten die schwersten Verbrechen der Menschheit durch seinen Namen geheiligt. Da aber sah Gott, dass man ihn gar nicht kennen wollte, dass man von ihm sich nur eine prunkende Form, eine Uniform behalten hatte, und aus der glotzte das goldene Kalb und beherrschte die Welt.

Da verließ Gott die Friedensversammlung und machte den ordenbesternten Götzen Platz, denn Gott will nicht siegen, Gott ist.

Die Götzen aber führten das Volk immer tiefer ins Elend und erweckten weiter Hass, Bitternis, Zerstörung und Tod, und wie sie nichts mehr hatten außer blechernden Schmucksternen und Kreuzen, verschenkten sie das gestohlene Gut ihren Völkern. Da ging Gott zu denen, die zusammengebrochen waren unter der Bürde der Leiden, unter Hass und Lügen: Es gibt über euren Götzen einen Gott, es gibt über eurem Fahneneid meine ewigen Gesetze. Es gibt über eurem Hass die Liebe.

Da gaben die Krüppel ihre blutstinkenden grauen Kleider, ihre Orden und Ehrenzeichen zurück an den Gott des Mammons, gingen unter das Volk und entheiligten die Mordwaffen und vernichteten sie. Gott aber ging zum Kaiser:

Du bist Sklave des Scheins. Werde Herr des Lichtes, indem du der Wahrheit dienst und die Lüge erkennst. Vernichte die Grenzen, sei der Menschheit Führer. Erkenne die Eitelkeit des Wirkens.

Sei Friedensfürst, setze an die Stelle des Wortes die Tat, Demut an die Stelle der Siegereitelkeit, Wahrheit anstatt Lüge, Aufbau anstatt Zerstörung. In die Knie vor der Liebe Gottes, sei Erlöser, habe die Kraft des Dienens Kaiser!
aus: http://www.heinrich-vogeler-gesellschaft.de/friedensbrief.html

Der Kaiser reagiert allerdings anders, als
Vogeler es erwartet hat und läßt ihn erst einmal auf eine psychiatrische Beobachtungsstation nach Bremen bringen, obwohl Ludendorff wegen "Defätismus" (= Vaterlandsverrat) die sofortige Erschießung Vogelers fordert. Doch der ist schon zu bekannt und es geht halbwegs harmlos aus: nach zwei Monaten Aufenthalt wird er als "Neuropath", (psychisch Gestörter) dienstunfähig aus dem Militärdienst entlassen und auf dem Barkenoff unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Es hätte auch schlimmer kommen können.

Spätestens jetzt hat Vogeler aber mit dem Bürgertum nichts mehr am Hut und setzt konsequent seine Idee einer besseren Gesellschaft um. Er wird Mitglied der SPD (und verläßt sie bereits 1919). Auf den Barkenhoff ziehen ab August ehemalige Kriegsgefangene ein, Intellektuelle und Künstler. Bevor am 9. November Philipp Scheidemann die Republik ausgerufen hat, Kaiser Wilhelm II.nach Doorn ins Exil gegangen ist und man die Trümmer des Reichs zusammenkehren muß, macht Heinrich Vogeler einen Neuanfang und versucht seine kommunistischen Ideale auf den Barkenhoff zu übertragen. Im Sommer gründet er die "Kommune und Arbeitsschule Barkenhoff", weil er zeigen will, wie eine neue Gesellschaft möglich ist.

Im Herbst bilden sich nach dem Rücktritt des Kaisers Arbeiter- und Soldatenräte - auch im Barkenhoff. Am 8. November wird Vogeler ins Präsidium dieses Arbeite- und Soldatenrats gewählt. Zusammen mit Carl Emil Uphoff (dem der Brünjes-Hof mittlerweile gehört, in dem Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff ihr Atelier hatten) und Curt Störmer gründet Vogeler die "Gemeinschaft für den sozialen Frieden" und fordern in Flugblättern und Plakaten einen Sozialismus der Nächstenliebe, Brüderlichkeit und des Friedens - das kann nicht gut gehen.

1919
Im Februar werden die Arbeiter- und Soldatenräte durch Soldaten aufgelöst, Vogeler flieht, bevor er verhaftet werdeb kann und taucht einige Zeit unter. Nachdem sich nach vier Wochen alles etwas beruhigt hat, kann er im März wieder auf den Barkenhoff zurückkehren und weitermachen. Später stellt sich heraus, daß Fritz Mackensen ihn hat bespitzeln lassen - damit ist die Solidarität der Worpsweder Künstler endgültig zerbrochen und die Zeit der Künstlerkolonie endgültig vorbei. Marie Griesbach (die "rote Marie" - wegen ihrer Haarfarbe) kommt auf den Barkenhoff, ist von Vogelers Ideen begeistert und wird eine Zeitlang seine Liebes- und Lebenspartnerin, gleichzeitig eine Art Pressesprecherin, die nach außen die Ideen des Barkenhoff glaubwürdig vertreten kann. Vogeler malt in dieser Zeit das berühmte Portrait von ihr.

Die örtliche KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) hätte Vogeler gerne als Vorzeigemitglied, aber das will er nicht - seine eigene Meinung ist ihm genug. Aus dem Barkenhoff ist nun eine Art Werkhof geworden, ein Mittelding aus Kommune und Arbeitsschule.
Die Kommune wird Selbstversorger, im Jugendstilgarten wird Gemüse gezogen, statt Rosenbeeten werden Komposthaufen und Berieselungsanlagen für die Äcker angelegt und ein Austausch von Arbeitskräften und landwirtschaftlichen Maschinen wird geplant, denn Bauern gibt es in Worpswede ja genug. Später wird eine Metallwerkstatt eingerichtet, die kunstgewerbliche Objekte nach Vogelers Entwürfen verkauft und damit Geld verdient, noch später gibt es eine Holzwerkstatt und es kommt ordentlich Geld herein, denn Vogelers künstlerischer Ruf ist immer noch riesig.

1920
Martha Vogeler kann mit Heinrichs kommunistischen Idealen nichts mehr anfangen und verläßt ihn - dies allerdings mit Stil. Eine Moorkate aus dem Moordorf Lüningsee wird gekauft, abgebrochen und in der Straße "Im Schluh" (= Sumpf) wieder aufgebaut - zehn Minten Fußweg entfernt vom Barkenhoff. Heinrich finanziert den Umzug, den Abbau, den Transport, den Auf- und  Ausbau und als alles fertig ist, zieht Martha mit ihren drei Töchtern Marieluise ("Mieke), Bettina, Martha ("Mascha") und ihrem neuen Freund Ludwig Bäumer in das "Haus im Schluh", wie es heute noch heißt. Heinrich bleibt im Barkenhoff.


Im Oktober 2012 sollte das Haus bereits generalsaniert sein, doch der Holzwurm hat den Zeitplan angenagt und nun dauert es noch etwas.

1921


1922


1923
Heinrich Vogeler reist zum ersten Mal in die Sowjetunion. Der Hintergrund ist, daß Sonjas Vater Julian Marchlewski (Freund und Mitarbeiter Rosa Luxemburgs, Vertrauter Lenins und Begründer der Internationalen Roten Hilfe) von Lenin in den Kreml geholt wude und dort einige Zimmer bewohnt (wie man weiß, haben alle Schlösse ein oder zwei nebenflügel, in denen das Personal untergebracht wurde). Damit Marchlewskis Enkel, der Sohn von Heinrich und Sonja, später Moskau als Geburtsort angeben kann (etwas was damals karrierefördernd ist), ist es logischerweise nötig, daß im Kreml drei weitere Zimmer freigemacht werden, in die das Paar Vogeler einzieht. Am 9. Oktober wird der Sohn Jan daher planmäßig im Moskauer Kreml geboren (9.10.1923 - 23. Januar 2005).


1924
Heinrich Vogeler ist im Gründngskomitee der deutschen "Rote Hilfe", einer kommunistische-sozialistischen Variante des Roten Kreuzes. Der Barkenhoff wird nun Kinderheim


1925




Literatur:

Bücher
Siegfried Bresler: Heinrich Vogeler . Rowohlt Monographie, rm 50540, Reinbek bei Hamburg, 1996/20032, ISBN 3-499-50540-1

David Erlay: Verwunschene Gärten Roter Stern. Heinrich Vogeler und seine Zeit.
Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1977

Paula Modersohn-Becker: Briefe und Tagebuchblätter.
Reprint der 1917 bei Leuwer in Bremen verlegten 1. Auflage. Hrgg vom Museum am Modersohn-Haus, Worpswede, o.A. (zit. als "Briefe")


Links
http://www.vogeler-heinrich.de/
http://www.heinrich-vogeler-gesellschaft.de/biografie.html
http://www.heinrich-vogeler-gesellschaft.de/friedensbrief.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Vogeler
http://www.ticinarte.ch/index.php/vogeler-heinrich.724.html
http://www.worpswede24.de/heinrich-vogeler.htm
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kalenderblatt/709411/
http://www.grosse-kunstschau.de/aktivitaeten/meister/index.html
http://www.worpswede-museen.de/kolonie-kuenstler/martha-vogeler.html
http://img.geocaching.com/cache/large/bc25d982-1bc7-46fc-b55a-6b37cb5c4c72.jpg
http://gedbas.de/person/show/1119116127
http://gedbas.de/person/show/1119116129
http://gedbas.de/person/show/1119116131
https://sites.google.com/site/psychiatrisierung56zpo/startseite-1/--vogeler
http://www.bremer-frauenmuseum.de/frauenhandbuch/Hundt.html

Fotos
Martin Schlu @ 2012

Mit freundlicher Genehmigung von Haus im Schluh und der VG WortBild