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20. Jahrhundert
Nationalsozialismus
Zeitzeugenbericht: Brigitte Langenbach
1941 Jungmädelscharführerin
Fortsetzung
Ich hatte inzwischen einen Posten bekommen: ich war Jungmädelschaftsführerin.
Meine Arbeit bestand in der Hauptsache darin, von Tür zu Tür
zu gehen und 35 Pf Monatsbeitrag zu kassieren und dann bei der Gruppenführerin
(die hatte über drei bis vier Scharen das Sagen) abzuliefern.
Später entfiel das Beitragszahlen. Wahrscheinlich übernahm
der Staat alle Kosten.
Wenn wir zum Dienst" gingen, zogen wir unsere Uniformen an:
dunkelblauer Tuchrock und weiße Bluse mit kurzen Ärmeln.
Unter den Kragen wurde ein schwarzes Dreieckstuch gelegt und vorne
mit einem Lederknoten zusammengehalten. Das war sicherlich von den
Pfadfindern abgeguckt. Für kühle Tage gab es ein Berchtesgadener
Jäckchen: schwarze Wolle, grün-roter Rand, kleine silberne
Knöpfe und je oben und unten eine Durchziehkordel. Ergänzt
wurde die Uniform durch eine Kletterweste. Sie war aus braunem Duvtine
gemacht, so eine Art derber Samt, eine Weste mit Ärmeln bis
zur Taille, rechts und links ein Täschchen mit Patte drauf
und rechts und links noch eine Schnalle zum Regulieren der Weite.
Ab dem 1. Mai waren weiße Söckchen erlaubt. Die Kleidung
hatte sicher damit zu tun, daß Adolf Hitler am Obersalzberg
wohnte und ihm die Bekleidung, die dort getragen wurde, so gut gefallen
hat, daß sie als Uniform ausgesucht wurde.
Im Laufe der Zeit war ich Jungmädelscharführerin
geworden und leitete selbständig Heimabende" nach altbewährtem
Muster. Ich nahm, als ich vierzehn war und zum BDM gehörte,
an der Arbeitsgemeinschaft (das Wort gab es allerdings noch nicht
dafür) Turnen Glaube und Schönheit" teil. Die Hälfte
der Zeit wurde Gymnastik gemacht, mit Keulen, Reifen oder Bällen.
Dazu zog man einen Gymnastikanzug an, der ein kurzes weißes
Kleid war; ärmellos, Halsausschnitt etwas reichlich, aber nicht
zu weit, bis zur Taille enganliegend und dann schräg und weit
glockig geschnitten, reichte er zwischen Po und Knie. Sah toll aus
und konnte man im Olympiafilm von Leni Riefenstahl sehen. Die Gymnastik
fand übrigens in der Turnhalle meiner Penne statt. Anschließend
wurde Körperpflege getrieben. Das bedeutete, hier konnte ich
zum ersten Mal in meinem Leben brausen" (duschen), denn bei
uns gab es im Badezimmer nur eine Badewanne.
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