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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


Spätromantik
Malerei - Literatur


Julius Langenbach
(1823 - 1886)

Julius Langenbach
Ein Beitrag zur rheinisch-westfälischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts
Von Dr. phil. Alma Langenbach, Lünen © Familie Langenbach auf Anfrage

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Langenbach's Montags - Concerte.

Bonn, 11. Februar.<1879

Am Montag Abend bewies der liebenswürdigste aller Tondichter wieder einmal die alte, mächtige Anziehungskraft, welche er frisch und ungezwungen, wie die Natur, der er verwandt ist, auf jeden Empfindenden, vor Allem aber - der Sänger unschuldigster und doch recht wärmblütiger Liebe - auf die weibliche Welt ausübt. Der zweite „Schubert-Abend" dieses Winters hatte die Beethoven-Halle mit einer eben so stattlichen als freudig bewegten Hörermenge gefüllt, deren große Mehrzahl der schöneren Hälfte Bonns angehörte.
Schon gelegentlich des ersten Schubert-Abends haben wir versucht, den genialen Begründer der romantischen Schule zu charakterisiren. Wir begnügen uns deshalb diesmal damit, das gestrige Programm zu verfolgen. Dasselbe trug vorwiegend das Ansehen einer Kammersoirée. Das Orchester beschränkte sich auf den Vortrag der Rosamunden-Ouverture und des Marsches in H moll. Seiner kleinen Aufgabe wurde es mit großer Bravour gerecht.

An der Spitze stand das wundervolle und doch so selten an der Oberfläche unseres musikalischen Lebens erscheinende Octett. Das Werk ist eine Leibes- und Geistesverwandter des großen Beethoven'schen Septetts. Hier und da brechen unverkennbare Anklänge an dasselbe durch, so im Beginn des zweiten Satzes. Doch ist und bleibt es dabei in kräftiger Selbstständigkeit ein Kind der ureigenen Schubert'schen Muse, und ein würdiges. Der letzte Satz allerdings erschlafft etwas in Aeußerlichkeiten; die drei ersten aber gehören zum Schönsten, was Schubert geschaffen.

Herr Blomberg erfreute uns durch den Vortrag der großen und großartigen „Wanderer-Fantasie", auf die man wohl den bekannten Ruhm der C dur-Sinfonie von der „himmlischen Länge" übertragen könnte. Der Beifall, welchen Herr Blomberg empfing, bewies, daß der Künstler sich bereits die Anerkennung der hiesigen Musikfreunde zu erringen gewußt, der Vortrag jener Fantasie zeigte ihn deren in hohem Grade würdig. Gegen Ende zwar schien uns eine kleine Ermüdung einzutreten, bei den eminenten Anforderungen des Werkes an die Kraft des Spielers begreiflich genung. Im übrigen spielte Herr Blomberg mit einer Kraft und Energie, daneben mit einer Klarheit und Feinheit des Ausdrucks, welche ihm unsere und aller Hörer freudige Bewunderung wiederum erwarb, nicht minder, als die hervorragende Gewalt über das technische Gebiet seiner Kunst.

Weniger günstig können wir über den Rest des Abends urtheilen. Frau Schrattenholz hat innerhalb der Grenzen des Mezzosoprans ein ganz ansprechendes Organ, auch weiß sie für schlichte Empfindung den richtigen Ausdruck zu finden; so sang sie das „Wiegenlied" recht schön. Doch ist der Wohllaut der Stimme getrübt durch einen belegten Beiton, und in den Höhen, zu welchen sie sich gestern emporwagte, bedenklichen Detonationen unterworfen. Auch reicht die Gestaltungskraft nicht hin, Liedern wie „An die Leier", „Wer nie sein Brod mit Thränen aß" das rechte Leben zu verleihen.
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Name der Zeitung, Verfasser/Rezensent und Jahreszahl sind nicht angegeben. Das angegebene Datum entspricht einem Dienstag im Jahre 1879, daher dürfte dieser Aufsatz in diesem Jahr erschienen sein.

Übertragen durch Joachim Langenbach am 21. März 2005
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