"Musik ist überdimensionaler Ausdruck des Friedens"
Gabriel Marcel
An seinem Grabstein auf dem „Alten Friedhof" in Bonn stehen
seine Lebensdaten als Anfangs- und Schlußsteine seines Lebensmosaikes:
Julius Langenbach
Geb. 3. Juli 1823 zu Iserlohn
Gest. 7. Okt. 1886 zu Bonn
Wie es häufig bei der Entdeckung von antiken Mosaiken geht,
so auch bei der Aufdeckung des Lebensbildes
von Julius Langenbach. Es bleiben „graue Stellen" im Bilde,
zumal ich bisher keine direkten Quellen (Briefe oder Kompositionen)
gefunden habe.
Aufschluß über seine Tätigkeit gaben mir seine
Konzertprogramme und Kritiken oder Berichte über seine Konzerte
in zeitgenössischen Zeitungen u.ä.m.
Im Langenbach-Stift in Bonn ist nach den beiden Weltkriegen
des 20. Jahrhunderts durch Fremdbelegung des Gebäudes
vieles, wahrscheinlich auch handschriftliches Material
verlorengegangen. Nur drei kurze Auszüge aus Orchesterwerken
waren 1963 dort noch vorhanden, das letzte mit einem Photo
des greisen Dirigenten.
In seiner märkisch-westfälischen Heimat ist
Julius Langenbach heute fast unbekannt. In Bonn aber,
seinem letzten Wohnort, ist sein Name lebendig geblieben,
nicht zuletzt durch die Stiftung des Julius-Langenbach-Heimes,
das durch seine Frau Elise im Jahre 1904 eröffnet
wurde, also schon über 60 Jahre lang das Gedenken
an ihn festhält. Julius Langenbach hat, wie so viele
Söhne des märkischen Sauerlandes, fern der Heimat
seine Ausbildung und Entwicklung als Musiker, seine großen
Erfolge und höchste Anerkennung gefunden.
Über die Kindheit
und erste Jugendzeit in Iserlohn wissen wir wenig. Sein
Vater Caspar Dietrich Langenbach wird in der Trau- und
später in der Sterbeurkunde als Musiker bezeichnet.
Er stammte aus Oberhemer bei Iserlohn, wo um das Jahr
1800 mehrere Glieder dieses Zweiges der dort verbreiteten
Langenbach-Sippe Musiker gewesen sind. Allerdings ist
es nicht festzustellen, ob sie als Stadtmusiker oder Militärmusiker
in Iserlohn waren.
Die Mutter Maria Dorothea, geborene Linke-Hattenbach,
stammte aus Gotha. Julius war das einzige Kind seiner
Eltern. Wahrscheinlich hat er die früheste musikalische
Beeinflussung durch seinen Vater erlebt, durch das Hinhören
auf Schall und Ton oder im Nachahmen des väterlichen
Musizierens. Leider aber wissen wir bisher nicht, welches
Instrument der Vater beherrschte und wie der junge Julius
zur Geige, dem Instrument seines Lebens hingeführt
wurde.
Der achtzehnjährige Jüngling erscheint (in
der Spohr-Biographie von Malibran) im Jahre 1841 als Schüler
des Hofkapellmeisters Louis Spohr in Kassel, einer von
Iserlohn beträchtlich weit entfernten Stadt, die
der langaufgeschossene junge Mann wohl nur zu Fuß
oder mit der Postkutsche erreicht haben mag.
Louis Spohr war bekanntlich ein bedeutender
Violinist, Komponist und Dirigent der romantischen Schule.
Bei ihm hat Julius Langenbach wahrscheinlich die vielgerühmte
Brillanz seines Geigenspieles und die Kenntnisse in der
Führung eines Orchesters erworben. Während der
Ausbildung in Kassel hat Langenbach schon (wahrscheinlich
in den Ferien) in Iserlohn und Hohenlimburg konzertiert.
Leider sind die Anzeigen in den damaligen kleinen Zeitungen
wenig aufschlußreich. Sie geben außer dem
Ort (das Gesellschaftshaus „Harmonie" in Iserlohn),
das Datum des Konzertes und die Einlaßgebühr
an (12 Silbergroschen). Aber weder Instrumente noch die
gebotenen Werke sind zu erschließen, da es auch
noch keine Kritiken gab.
Ob Julius Langenbach den „größten Klavierspieler
der Welt" Franz Liszt im Jahre 1842
im Gesellschaftshaus Iserlohn gehört hat, ist nicht
festzustellen, aber wahrscheinlich. In dem „Bericht
über die Feier des Hundertjährigen Jubiläums
des Gesellschaftshauses Harmonie in Iserlohn" vom 15.
November 1902 wird behauptet, daß in den vierziger
Jahren des 19. Jhdts. „das musikalische Leben in
Iserlohn in den Händen des hier geborenen, später
berühmt gewordenen Musikdirektors Julius Langenbach
gelegen" habe. Das ist mir zweifelhaft, denn das große
Musikfest fand im Jahre 1846 statt, als Langenbach erst
23 Jahre alt war. Die Leitung des Festes lag in den Händen
zweier Musikdirektoren, und zwar Breidenstein aus Dortmund
und Bisping aus Lippstadt. Julius Langenbach mag als Gast
aus Elberfeld gekommen sein, wo er seit 1844 tätig
war.