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Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert


Biographie


Werkverzeichnis


Inhaltsangabe:
Mutter Courage


Die Liebenden


Gegenüberstellung:
"Dramatisches Theater"
und „Episches Theater"


Quellenangaben

 

Bertolt Brecht
Biographie
unter Mitarbeit von Florian Dissen (2001), revidiert Oktober 2006

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1917 - 1920 - 1926 - 1930 - 1933 - 1939 - 1945 - 1949 - 1953 - 1955 - 1956
 
1898
Bertolt (Eugen Bethold Friedrich) Brecht wird als Sohn eines kaufmännischen Angestellten der Haindl'schen Papierfabrik und dessen Frau Sophie (geb. Brezing) am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren.
 
1904
Brecht besucht für vier Jahre die Volksschule und wechselt schließlich auf das Städtische Realgymnasium Augsburg.
 
1914
Die ersten Gedichte erscheinen in den „Augsburger Neusten Nachrichten" unter dem Pseudonym "Berthold Eugen".
 
1917 - Seitenanfang
Im ersten Weltkrieg macht Brecht sein Notabitur und schreibt sich daraufhin an der Universität in München für Medizin und Naturwissenschaften ein. Doch dieses Studium nimmt er nicht ernst, denn er will an erster Stelle literarisch arbeiten.
 
1918
Im März organisiert er eine persönliche Totenfeier für Frank Wedekind in einer Kneipe in Augsburg. Sieben Monate später (1.Oktober ) wird er als Lazarettsoldat in ein Augsburger Seuchenlazarett einberufen. Seine Freunde sind Lion Feuchtwanger und Johannes R. Becher. Brecht beginnt an der Arbeit zu „Baal" . 
 
1919
Am 30. Juli wird ein unehelicher Sohn von Brecht geboren. Er schreibt jetzt Theaterkritik für den „Volkswillen" und wird Mitglied einer literarischen Gruppe im "Cafe Stephanie" in München. In diesem Jahr tritt er auch das erste Mal als Statist im Theaterstück von Trude Hesterbergs „Wilder Bühne" auf. Gleichzeitig beginnt er das Theaterstück „Trommeln in der Nacht".
 
1920 - Seitenanfang
Im Mai stirbt Brechts Mutter Sophie. Ein Jahr später arbeitet er für den „Münchener Merkur", indem er Kurzgeschichten schreibt. Von dem Geld, das er sich damit verdient, macht er eine Reise nach Berlin, wo er Arnolt Bronnen kennen lernt. 
 
1922
Am 29. September wird das kritisch-engagierte, linksorientierte Stück „Trommeln in der Nacht" während der Münchener Kammerspielen uraufgeführt. Daraufhin druckt und verkauft man sein erstes Drama „Baal", das schon seit zwei Jahren vorlag, aber aus Angst vor Verbot nicht aufgelegt worden ist.
Kurz darauf, am 4. November, heiratet Brecht Marianne Zoff, mit der er eine Tochter hat. Er siedelt nach Berlin über und arbeitet mit Carl Zuckmayer unter Max Reinhard als Dramaturg am "Deutschen Theater".
 
1923
Beim Hitlerputsch ist Brecht zusammen mit seinem Freund Lion Feuchtwanger auf der Liste der Verhafteten.
 
1926 - Seitenanfang
Die „Hauspoststille" erscheint, eine Sammlung von Brechts Gedichten aus den Jahren 1915-1926. Brecht beschäftigt sich mit dem Marxismus und stellt seine Arbeit immer mehr in den Dienst der Arbeiterklasse. Obwohl er mit den revolutionären Zielen der KPD einer Meinung ist, tritt er nie dieser Partei bei.
Am 3. November bekommen Helene Weigel und Bertolt Brecht einen Sohn. Daraufhin läßt sich Brecht von seiner ersten Frau Marianne Zoff scheiden.
 
1928
Brecht bekommt den Auftrag, zusammen mit Kurt Weill das Stück „Beggar's Opera" umzuschreiben.  Aus dieser Umgestaltung entsteht das Stück „Die Dreigroschenoper", das im Theater am Schiffsbauerdamm in Berlin uraufgeführt wird und großen Erfolg hat. Die „Dreigroschenoper" wird als erstes Stück Brechts angesehen, das zum sogenannten "epischen Theater" gehört.
 
1929
Am 10. April 1929 heiratet Brecht Helene Weigel, die inzwischen ein zweites Kind von ihm hat.
 
1930 - Seitenanfang
In Leipzig wird die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" aufgeführt, die in einem Theaterskandal endet. In Zusammenarbeit mit mehreren Freunden entstehen die Lehrstücke: „Der Ozeanflug", „Die Maßnahme", „Die Ausnahme", „Regel!", „Die heilige Johanna der Schlachthöfe" und „ Der Jasager und der Neinsager".
 
1931
Brecht beginnt die Arbeit am Film „Kuhle Wampe oder wem gehört die Welt" .
 
1932
Der Film „Kuhle Wampe" wird am 31. März 1932 von der Filmprüfstelle Berlin wegen kommunistischer Handlung verboten. Nach großen Protesten in der Öffentlichkeit führt man ihn in einer geschnittenen Fassung im Mai zum erstenmal auf.
 
1933 - Seitenanfang
Am 28. Januar wird das Theaterstück „Die Maßnahme" von der Polizei unterbrochen und gegen die Veranstalter ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet. In Darmstadt lehnt der oberste Stadtrat das Theaterstück „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe" ab. Einen Tag nach der Machtübernahme der Nazis verläßt Brecht mit seiner Familie und ein paar Freunden Deutschland und flieht ins Exil nach Dänemark. Am 10. Mai verbrennen die Nationalsozialisten alle Bücher von ihm. 
Brecht arbeitete von nun an für verschiedene Emigrantenzeitschriften wie z.B. „Die Sammlung" (Amsterdam), „Die neue Weltbühne" (Prag) ,„Neue deutsche Blätter"(Prag), „Unsere Zeit" (Paris).
 
1935
Im Frühjahr reist Brecht nach Moskau, wo er sich mit Erwin Piscator , Carola Neher, Bernhard Reich, Sergej Tretjakov, Asja Lacis, und Gordon Craig trifft. Am 8. Juni erkennt man Brecht die deutsche Staatsbürgerschaft ab. Anschließend hält er auf dem Internationalen Schriftstellerkongreß in Paris eine Rede. 
 
1937
Nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieg entsteht das Stück „Die Gewehre der Frau Carrar". Außerdem schreibt Brecht aus mehreren Einaktern das Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches".
 
1938
Einige Novellen erscheinen unter dem Titel „Der Messingkauf", außerdem das Theaterstück „Das Leben des Galilei". Einige Szenen aus dem Stück „Furcht und Elend des Dritten Reich" werden aufgeführt.
 
1939 - Seitenanfang
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges flieht Brecht wegen der Kriegsgefahr nach Schweden. Doch schon zu diesem Zeitpunkt bereitet er seine Flucht in die USA vor. In Schweden wohnt er etwa ein Jahr bei der Bildhauerin Ninan Santesso auf der Insel Linigö bei Stockholm.
 
1940
Als die Deutschen Truppen im April 1940 in Dänemark und Norwegen einmarschieren, geht Brecht nach Finnland, wo er von Juli bis Oktober auf dem Bauernhof der Dichterin Hella Woulijoki lebt. Von dort aus flieht er vor den finnischen Faschisten mit dem Sibirienexpress über Moskau nach Los Angeles. Dort wohnt er mit seiner Familie in dem Stadtteil Santa Monica in der Nähe von Hollywood. Brecht hält den Kontakt zur Emigrantenkolonie weiter aufrecht, trifft sich mit mehreren Emigranten und wird Mitglied der Vereinigung „Council for a Democratic Germany". Er setzt sich dafür ein, daß sich die deutschen Emigranten kurz vor Ende des Krieges in einer Organisation vereinigen. Doch dies ist vergebens, denn die Vorstellungen der Emigranten sind unterschiedlich. 
Gleichzeitig entstehen die Stücke: „Der kaukasische Kreidekreis" und „Schwejk im Zweiten Weltkrieg".
 
1945 - Seitenanfang
Durch den Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki (6. August ) ändert Brecht sein Konzept in dem Stück „Galileo Galilei". In diesem Stück, das als erstes in Dänemark aufgeführt wird, stellt Brecht einen unabhängigen Wissenschaftler dar. In der zweiten - amerikanischen Version - wird die wissenschaftliche Arbeit als Instrumentarium gesehen, das nur einer politisch versagenden Regierung dient. Daraufhin wird Brecht vor einem Komitee wegen "unamerikanischen Verhaltens" verhört.  
 
Anmerkung:
Beim "Leben des Galilei" spricht man von der zweiten, der "amerikanischen Fassung", in der der Naturwissenschaftler weitaus negativer gezeichnet wird. (u.a. als Reaktion auf die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki). Ob dies der Grund für die Vorladung Brechts vor den (es gab nur einen!) Ausschuss zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe war, weiß ich nicht. Dieser Ausschuss nahm sich - im Zusammenhang mit einer im beginnenden kalten Krieg aufflammenden Bedrohungshysterie und "Kommunisten"jagd - zahlreiche Persönlichkeiten aus dem linken Spektrum der Emigrantenszene vor. Brecht erarbeitete in den Monaten vor seinem Tod noch eine dritte, die "Berliner" Fassung des Stücks, die sich wieder der dänischen aus den Jahren 1938 / 39 annäherte und 1957 aufgeführt wurde.
(Anmerkung von Hans Martin Huland, Okt. 2006)
 
Nach dem Krieg wird in New York das Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches" aufgeführt.  
 
Schon nach Ende des 2. Weltkrieges versucht Brecht nach Deutschland zurückzugelangen. Er fliegt in die Schweiz. Dort hat er ein Haus am Zürcher See, wo er auf seine Einreisegenehmigung nach Westdeutschland wartet. Doch diese Genehmigung wird ihm verweigert und daraufhin fährt er mit einem tschechischen Pass über Prag nach Ostberlin, weil man ihm dort die besten Voraussetzungen für seine Theaterarbeit bietet. Dort übernimmt Brecht die Generalintendanz des "Deutschen Theaters".
 
1949 - Seitenanfang
Am 11. Januar 1949 ist die Uraufführung des Theaterstückes „Mutter Courage". Kurz darauf gründet Brecht mit seiner Frau Helene Weigel das „Berliner Ensemble", das von der Regierung der DDR großzügig unterstützt wird. Die Arbeit mit dem Ensemble ist zu dieser Zeit eines der besten Theaterexperimente der Welt.  
Die ersten Stücke des „Ensembles" sind „Herr Puntila und sein Knecht Matti". Brecht leitet als Spielleiter des Theaters die künstlerische Arbeit, erprobte seine Theorie des epischen Theaters und erarbeitete mit seinen Mitarbeitern Modellinszenierungen.
 
1950
Brecht gründet zusammen mit anderen Intellektuellen die "Deutsche Akademie der Künste". Seine Frau Helene Weigel und er erhalten am 12. April die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie wohnen zu der Zeit in einem Haus im Stadtteil Buckow, eine Stunde von Berlin entfernt.
 
1951
Am 17. März 1951 führt Brecht mit seinem Ensemble das Stück „Das Verhör des Lukullus" auf. Dieses wird aber durch die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland) im Text geändert. Im Oktober erhält Brecht den Nationalpreis 1. Klasse.
 
1953 - Seitenanfang
Drei Jahre später, im Mai, wählt man Brecht zum Präsidenten des PEN-Zentrums Ost und West. Er gerät in kulturpolitischen Fragen mit der Staatsführung aneinander. Bei der Unruhen in der DDR am 16. und 17. Juni 1953 erklärte er zwar seine Solidarität mit der SED und schließt sich den Zielen des Aufstandes an, jedoch ist dies aus westlicher Sicht eine Provokation. Einige Zeit später distanziert er sich allerdings in seinen „Buckower Elegien" von der SED.
 
Anmerkung:
17. Juni: Brecht äußerte in einem langen Brief an W. Ulbricht Verstädnis für die protestierenden Arbeiter und teilweise Zustimmung deren Zielen. In einer Schlusswendung versicherte er zugleich seine Solidarität mit der Staatspartei SED (weil B. sich ja grundsätzlich mit dem sozialistischen Staat identifizierte und die Hoffnung auf dessen Weiterentwicklung hatte). Nur diese Schlusswendung wurde in der DDR veröffentlicht und in der Folge auch im Westen bekannt.
(Anmerkung von Hans Martin Huland, Okt. 2006)
 
 
1954 - Seitenanfang
Das „Berliner Ensemble" bezieht im März 1954 das Theater am Schiffsbauerdamm wo Brecht seinen ersten Theaterauftritt hatte. Er wird Vizepräsident der Deutsche Akademie der Künste.
Ende Juli gewinnt das Ensemble auf dem Festival de Paris mit der Aufführung von „Mutter Courage" den ersten Preis. Am 18. Dezember wird Brecht der Stalin-Friedenspreis in Moskau für Frieden und Verständigung zwischen den Völkern verliehen.
 
 
1955 - Seitenanfang
Bertolt Brecht hält 1955 eine Rede im Deutschen Friedensrat in Dresden mit dem Ziel, gegen die Pariser Friedensverträge zu protestieren. Am 15. Mai desselben Jahres schreibt er einen Brief an die Deutsche Akademie der Künste; einen Brief, der im Falle seines Todes Begräbnisanweisungen enthält. Im Juni kann das Ensemble erneut einen Preis auf dem Festival de Paris mit dem Stück „Kaukasischer Kreidekreis" gewinnen.  
 
1956 - Seitenanfang
Am 14. August 1956 um 23:45 Uhr stirbt Brecht an den Folgen eines Herzinfaktes. Er wird auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
 
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