Die Sage vom
Hirschgulden
In Oberschwaben stehen
noch heutzutage die Mauern einer Burg, die einst die
stattlichste der Gegend war: Hohenzollern. Sie erhebt
sich auf einem runden steilen Berg, und von ihrer
schroffen Höhe sieht man weit und frei ins Land. So
weit und noch viel weiter, als man diese Burg im Land
umher sehen kann, ward das tapfere Geschlecht der Zollern
gefürchtet, und ihren Namen kannte und ehrte man in
allen deutschen Landen. Nun lebte vor mehreren hundert
Jahren, ich glaube das Schießpulver war kaum
erfunden, auf dieser Feste ein Zollern, der von Natur ein
sonderbarer Mensch war. Man konnte nicht sagen, daß
er seine Untertanen hart gedrückt oder mit seinen
Nachbarn in Fehde gelebt hätte, aber dennoch traute
ihm niemand über den Weg ob seinem finsteren Auge,
seiner krausen Stirn und seinem einsilbigen,
mürrischen Wesen. Es gab wenige Leute außer
dem Schloßgesinde, die ihn je hätten
ordentlich sprechen hören wie andere Menschen; denn
wenn er durch das Tal ritt, einer ihm begegnete und
schnell die Mütze abnahm, sich hinstellte und sagte:
"Guten Abend, Herr Graf, heute ist es schön Wetter",
so antwortete er: "Dummes Zeug!" oder "Weiß
schon!". Hatte aber einer etwas nicht recht gemacht,
für ihn oder seine Rosse, begegnete ihn ein Bauer im
Hohlweg mit dem Karren, daß er auf seinem Rappen
nicht schnell genug vorüberkommen konnte, so entlud
sich sein Ingrimm in einem Donner von Flüchen; doch
hat man nie gehört, daß er bei solchen
Gelegenheiten einen Bauern geschlagen hätte. In der
Gegend aber hieß man ihn "das böse Wetter von
Zollern".
Das böse Wetter
von Zollern hatte eine Frau, die der Widerpart von ihm
und so mild und freundlich war wie ein Maitag. Oft hat
sie Leute, die ihr Eheherr durch harte Reden beleidigt
hatte, durch freundliche Worte und ihre gütigen
Blicke wieder mit ihm ausgesöhnt; den Armen aber tat
sie Gutes, wo sie konnte, und ließ es sich nicht
verdrießen, sogar im heißen Sommer oder im
schrecklichsten Schneegestöber den steilen Berg
herabzugehen, um arme Leute oder kranke Kinder zu
besuchen. Begegnete ihr auf solchen Wegen der Graf, so
sagte er mürrisch: "Weiß schon, dummes Zeug!"
und ritt weiter.
Manch andere Frau
hätte dieses mürrische Wesen abgeschreckt oder
eingeschüchtert; die eine hätte gedacht, was
gehen mich die armen Leute an, wenn mein Herr sie
für dummes Zeug hält; die andere hätte
vielleicht aus Stolz oder Unmut die Liebe gegen einen so
mürrischen Gatten erkalten lassen; doch nicht so
Frau Hedwig von Zollern. Die liebte ihn nach wie vor,
suchte mit ihrer schönen weißen Hand die
Falten von seiner braunen Stirn zu streichen und liebte
und ehrte ihn. Als aber nach Jahr und Tag der Himmel ein
junges Gräflein zum Angebinde bescherte, liebte sie
ihren Gatten nicht minder, indem sie ihrem Söhnchen
dennoch alle Pflichten einer zärtlichen Mutter
erzeigte. Drei Jahre lang vergingen, und der Graf von
Zollern sah seinen Sohn nur alle Sonntage nach Tische, wo
er ihm von der Amme dargereicht wurde. Er blickte ihn
dann unverwandt an, brummte etwas in den Bart und gab ihm
der Amme zurück. Als jedoch der Kleine "Vater" sagen
konnte, schenkte der Graf der Amme einen Gulden -dem Kind
machte er kein fröhlicheres Gesicht.
An seinem dritten
Geburtstag aber ließ der Graf seinem Sohn die
ersten Höslein anziehen und kleidete ihn
prächtig in Samt und Seide; dann befahl er, seinen
Rappen und ein anderes schönes Roß
vorzuführen, nahm den Kleinen auf den Arm und fing
an, mit klirrenden Sporen die Wendeltreppe
hinunterzusteigen. Frau Hedwig erstaunte, als sie dies
sah. Sie war sonst gewohnt, nicht zu fragen, wo aus und
wann heim?, wenn er ausritt, aber diesmal öffnete
die Sorge um ihr Kind ihre Lippen. "Wollt Ihr ausreiten,
Herr Graf?" sprach sie weiter. "Kuno wird mit mir
spazierengehen."
"Weiß schon!"
entgegnete das böse Wetter von Zollern und ging
weiter; und als er im Hofe stand, nahm er den Knaben bei
einem Füßlein, hob ihn schnell in den Sattel,
band ihn mit einem Tuch fest, schwang sich selbst auf den
Rappen und trabte zum Burgtor hinaus, indem er den
Zügel vom Rosse seines Söhnleins in die Hand
nahm.
Dem Kleinen schien es
anfangs großes Vergnügen zu gewähren, mit
dem Vater den Berg hinabzureiten. Er klopfte in die
Hände, er lachte und schüttelte sein
Rößlein an den Mähnen, damit es schneller
laufen sollte, und der Graf hatte seine Freude daran,
rief auch einige Male: "Kannst ein wackerer Bursche
werden."
Als sie aber in der
Ebene angekommen waren und der Graf statt Schritt Trab
anschlug, da vergingen dem Kleinen die Sinne; er bat
anfangs ganz bescheiden, sein Vater möchte langsamer
reiten, als es aber immer schneller ging und der heftige
Wind dem armen Kuno beinahe den Atem nahm, da fing er an,
still zu weinen, wurde immer ungeduldiger und schrie am
Ende aus Leibeskräften.
"Weiß schon!
Dummes Zeug!" fing jetzt sein Vater an. "Heult der Junge
beim ersten Ritt; schweig oder ..." Doch den Augenblick,
als er mit einem Fluche sein Söhnlein aufmuntern
wollte, bäumte sich sein Roß; der Zügel
des andern entfiel seiner Hand, er arbeitete sich ab,
Meister seines Tieres zu werden, und als er es zur Ruhe
gebracht hatte und sich ängstlich nach seinem Kinde
umsah, erblickte er dessen Pferd, wie es ledig und ohne
den kleinen Reiter der Burg zulief.
So ein harter,
finsterer Mann der Graf von Zollern sonst war, so
überwand doch dieser Anblick sein Herz; er glaubte
nicht anders, als sein Kind liege zerschmettert am Weg;
er raufte sich den Bart und jammerte. Aber nirgends, so
weit er zurückritt, sah er eine Spur von dem Knaben;
schon stellte er sich vor, das scheu gewordene Roß
habe ihn in einen Wassergraben geschleudert, der neben
dem Wege lag. Da hörte er von einer Kinderstimme
hinter sich seinen Namen rufen, und als er sich flugs
umwandte -sieh, da saß ein altes Weib unweit der
Straße unter einem Baum und wiegte den Kleinen auf
ihren Knien.
"Wie kommst du zu dem
Knaben, alte Hexe?" schrie der Graf in großem Zorn.
"Sogleich bringe ihn heran zu mir."
"Nicht so rasch, nicht
so rasch, Euer Gnaden!" lachte die alte
häßliche Frau. "Könntet sonst auch ein
Unglück nehmen auf Eurem stolzen Roß! Wie ich
zu dem Junkerlein kam, fragtet Ihr? Nun, sein Pferd ging
durch, und er hing nur noch mit einem Füßchen
angebunden, und das Haar streifte fast am Boden, da habe
ich ihn aufgefangen mit meiner Schürze."
"Weiß schon!"
rief der Herr von Zollern unmutig. "Gib ihn jetzt her;
ich kann nicht wohl absteigen, das Roß ist wild und
könnte ihn schlagen."
"Schenket mir einen
Hirschgulden!" erwiderte die Frau demütig bittend.
"Dummes Zeug!" schrie
der Graf und warf ihr einige Pfennige unter den Baum.
"Nein! Einen
Hirschgulden könnte ich gut brauchen", fuhr sie
fort.
"Was, Hirschgulden!
Bist selbst einen Hirschgulden wert!" eiferte der Graf.
"Schnell das Kind her, oder ich hetze die Hunde auf
dich!"
"So? Bin ich keinen
Hirschgulden wert?" antwortete jene mit höhnischem
Lächeln. "Na! Man wird ja sehen, was von Eurem Erbe
einen Hirschgulden wert ist ; aber da, die Pfennige
behaltet für Euch." Indem sie dies sagte, warf sie
die drei kleinen Kupferstücke dem Grafen zu, und so
gut konnte die Alte werfen, daß alle drei ganz
gerade in den kleinen Lederbeutel fielen, den der Graf
noch in der Hand hielt.
Der Graf wußte
einige Minuten vor Staunen über diese wunderbare
Geschicklichkeit kein Wort hervorzubringen, endlich aber
löste sich sein Staunen in Wut auf. Er faßte
seine Büchse, spannte den Hahn und zielte dann auf
die Alte. Diese herzte und küßte ganz ruhig
den kleinen Grafen, indem sie ihn so vor sich hin hielt
daß ihn die Kugel zuerst hätte treffen
müssen. "Bist ein guter, frommer Junge", sprach sie,
"bleibe nur so, und es wird dir nichts fehlen." Dann
ließ sie ihn los, drohte dem Grafen mit dem Finger:
"Zollern, Zollern, den Hirschgulden bleibt Ihr mir noch
schuldig!" rief sie und schlich, unbekümmert um die
Schimpfworte des Grafen, an einem Buchsbaumstäbchen
in den Wald. Konrad, der Knappe, aber stieg zitternd von
seinem Roß, hob das Herrlein in den Sattel, schwang
sich hinter ihm auf und ritt seinem Gebieter nach, den
Schloßberg hinauf.
Es war dies das erste
und letzte Mal gewesen, daß das böse Wetter
von Zollern sein Söhnlein mitnahm zum
Spazierenreiten; denn er hielt ihn, weil er geweint und
geschrien, als die Pferde im Trab gingen, für einen
weichlichen Jungen, aus dem nicht viel Gutes zu machen
sei, sah ihn nur mit Unlust an, und sooft der Knabe, der
seinen Vater herzlich liebte, schmeichelnd und freundlich
zu seinen Knien kam, winkte er ihm fortzugehen und rief:
"Weiß schon! Dummes Zeug!" Frau Hedwig hatte alle
bösen Launen ihres Gemahls gerne getragen, aber
dieses unfreundliche Benehmen gegen das unschuldige Kind
kränkte sie tief; sie erkrankte mehrere Male aus
Schrecken, wenn der finstere Graf den Kleinen wegen
irgend eines geringen Fehlers hart abgestraft hatte, und
starb endlich in ihren besten Jahren, von ihrem Gesinde
und der ganzen Umgegend, am schmerzlichsten aber von
ihrem Sohne beweint.
Von jetzt an wandte
sich der Sinn des Grafen nur noch mehr von dem Kleinen
ab: Er gab ihn seiner Amme und dem Hauskaplan zur
Erziehung und sah nicht viel nach ihm um, besonders da er
bald darauf wieder ein reiches Fräulein heiratete,
das ihm nach Jahresfrist Zwillinge, zwei junge
Gräflein, schenkte.
Kunos liebster
Spaziergang war zu dem alten Weiblein, die ihm einst das
Leben gerettet hatte. Sie erzählte ihm immer vieles
von seiner verstorbenen Mutter, und wieviel Gutes diese
an ihr getan habe. Die Knechte und Mägde warnten ihn
oft, er solle nicht soviel zu der Frau Feldheimerin, so
hieß die Alte, gehen, weil sie nichts mehr und
nichts weniger als eine Hexe sei; aber der Kleine
fürchtete sich nicht, denn der Schloßkaplan
hatte ihn gelehrt, daß es keine Hexen gebe und
daß die Sage, daß gewisse Frauen zaubern
können und auf der Ofengabel durch die Luft und auf
den Brocken reiten, erlogen sei. Zwar sah er bei der Frau
Feldheimerin allerlei Dinge, die er nicht begreifen
konnte; des Kunststückchens mit den drei Pfennigen,
die sie seinem Vater so geschickt in den Beutel geworfen,
erinnerte er sich noch ganz wohl, auch konnte sie
allerhand künstliche Salben und Tränklein
bereiten, womit sie Menschen und Vieh heilte; aber das
war nicht wahr, was man ihr nachsagte, daß sie eine
Wetterpfanne habe, und wenn sie diese über das Feuer
hänge, komme ein schreckliches Donnerwetter. Sie
lehrte den kleinen Grafen mancherlei, was ihm
nützlich war, zum Beispiel, allerlei Mittel für
kranke Pferde, einen Trank gegen die Hundswut, eine
Lockspeise für Fische und viele andere
nützliche Sachen. Die Frau Feldheimerin war auch
bald seine einzige Gesellschaft, denn seine Amme starb
und seine Stiefmutter kümmerte sich nicht um ihn.
Als seine Brüder
nach und nach heranwuchsen, hatte Kuno ein noch
traurigeres Leben als zuvor, sie hatten Glück, beim
ersten Ritt nicht vom Pferde zu stürzen, und das
böse Wetter von Zollern hielt sie daher für
ganz vernünftige und taugliche Jungen, liebte sie
ausschließlich, ritt alle Tage mit ihnen aus und
lehrte sie alles, was er selbst verstand. Da lernten sie
aber nicht viel Gutes; lesen und schreiben konnte er
selbst nicht, und seine beiden trefflichen Söhne
sollten sich auch nicht die Zeit damit verderben; aber
schon in ihrem zehnten Jahre konnten sie so
gräßlich fluchen als ihr Vater, fingen mit
jedem Händel an, vertrugen sich unter sich selbst so
schlecht wie ein Hund und Kater, und nur wenn sie gegen
Kuno einen Streich verüben wollten, verbanden sie
sich und wurden Freunde.
Ihrer Mutter machte
dies nicht viel Kummer, denn sie hielt es für gesund
und kräftig, wenn sich die Jungen balgten; aber dem
alten Grafen sagte es eines Tages ein Diener, und er
antwortete zwar: "Weiß schon, dummes Zeug!", nahm
sich aber dennoch vor, für die Zukunft auf ein
Mittel zu sinnen, daß sich seine Söhne nicht
gegenseitig totschlügen; denn die Drohung der Frau
Feldheimerin, die er in seinem Herzen für eine
ausgemachte Hexe hielt: "Na, man wird ja sehen, was von
Eurem Erbe einen Hirschgulden wert ist" -lag ihm noch
immer in seinem Sinn. Eines Tages, da er in der Umgegend
seines Schlosses jagte, fielen ihm zwei Berge ins Auge,
die ihrer Form wegen wie zu Schlössern geschaffen
schienen, und sogleich beschloß er, auch dort zu
bauen. Er baute auf den einen das Schloß
Schalkberg, das er nach dem kleineren der Zwillinge so
nannte, weil dieser wegen allerlei böser Streiche
längst von ihm den Namen "kleiner Schalk" erhalten
hatte; das andere Schloß, das er baute, wollte er
anfänglich Hirschguldenberg nennen, um die Hexe zu
verhöhnen, weil sie sein Erbe nicht einmal eines
Hirschguldens wert achtete, er ließ es aber bei
einem einfachen Hirschberg bewenden, und so heißen
die beiden Berge noch bis auf den heutigen Tag, und wer
die Alb bereist, kann sie sich zeigen lassen.
Das böse Wetter
von Zollern hatte anfänglich im Sinn, seinen
ältesten Sohn Zollern, dem kleinen Schalk
Schalksberg und dem andern Hirschberg im Testament zu
vermachen; aber seine Frau ruhte nicht eher, bis er es
änderte: "Der dumme Kuno", so nannte sie den armen
Knaben, weil er nicht so wild und ausgelassen war wie
ihre Söhne, "der dumme Kuno ist ohnedies reich genug
durch das, was er von seiner Mutter erbte, und er soll
auch noch das schöne, reiche Zollern haben? Und
meine Söhne sollen nichts bekommen als jeder eine
Burg, zu welcher nichts gehört als Wald?"
Vergebens stellte ihr
der Graf vor, daß man Kuno billigerweise das
Erstgeburtsrecht nicht rauben dürfe, sie weinte und
zankte so lange, bis das böse Wetter, das sonst
niemand sich fügte, des lieben Friedens willen
nachgab und im Testament dem kleinen Schalk Schalksberg,
Wolf, dem größeren Zwillingsbruder, Zollern,
und Kuno: Hirschberg mit dem Städtchen Balingen
verschrieb. Bald darauf, nachdem er also verfügt
hatte, fiel er auch in eine schwere Krankheit. Zu dem
Arzt, der ihm sagte, daß er sterben müsse,
sagte er: "Ich weiß schon!", und dem
Schloßkaplan, der ihn ermahnte sich zu einem
frommen Ende vorzubereiten, antwortete er : "Dummes
Zeug!", fluchte und raste fort und starb, wie er gelebt
hatte, roh und als ein großer Sünder.
Aber sein Leichnam war
noch nicht beigesetzt, so kam die Frau Gräfin schon
mit dem Testament herbei, sagte zu Kuno, ihrem Stiefsohn,
spöttisch, er möchte jetzt seine Gelehrsamkeit
beweisen und selbst nachlesen, was im Testament stehe,
nämlich daß er in Zollern nichts mehr zu tun
habe, und freute sich mit ihren Söhnen über das
schöne Vermögen und die beiden Schlösser,
die sie ihm, dem Erstgeborenen, entrissen hatten.
Kuno fügte sich
ohne Murren in den Willen des Verstorbenen; aber mit
Tränen nahm er Abschied von der Burg, wo er geboren
worden, wo seine gute Mutter begraben lag und wo der gute
Schloßkaplan und nahe dabei seine einzige alte
Freundin, Frau Feldheimerin, wohnte. Das Schloß
Hirschberg war zwar ein schönes, stattliches
Gebäude, aber es war ihm doch zu einsam und
öde, und er wäre bald krank vor Sehnsucht nach
Hohenzollern geworden.
Die Gräfin und
die Zwillingsbrüder, die jetzt achtzehn Jahre alt
waren, saßen eines Abends auf dem Söller und
schauten den Schloßberg hinab; da gewahrten sie
einen stattlichen Ritter, der zu Pferde heraufritt und
dem eine prachtvolle Sänfte, von zwei Maultieren
getragen, und mehrere Knechte folgten. Sie rieten lange
hin und her, wer es wohl sein möchte, da rief
endlich der kleine Schalk: "Ei, das ist niemand anders
als unser Herr Bruder von Hirschberg."
"Der dumme Kuno?"
sprach die Frau Gräfin verwundert. "Ei, der wird uns
die Ehre antun, uns zu sich einzuladen, und die
schöne Sänfte hat er für mich mitgebracht,
um mich abzuholen nach Hirschberg; nein, so viel
Güte und Lebensart hätte ich meinem Herrn Sohn,
dem dummen Kuno, nicht zugetraut; eine Höflichkeit
ist der andern wert, lasset uns hinuntersteigen in das
Schloßtor, ihn zu empfangen; macht auch freundliche
Gesichter, vielleicht schenkt er uns in Hirschberg etwas,
dir ein Pferd und dir einen Harnisch, und den Schmuck
seiner Mutter hätte ich schon lange gerne gehabt."
"Geschenkt mag ich
nichts von dem dummen Kuno", antwortete Wolf, "und ein
gutes Gesicht mache ich ihm auch nicht. Aber unserem
seligen Herrn Vater könnte er meinetwegen bald
folgen, dann würden wir Hirschberg erben und alles,
und Euch, Frau Mutter, wollten wir den Schmuck um
billigen Preis ablassen."
"So, du Range!"
eiferte die Mutter. "Abkaufen soll ich Euch den Schmuck?
Ist das der Dank dafür, daß ich Euch Zollern
verschafft habe? Kleiner Schalk, nicht wahr, ich soll den
Schmuck umsonst haben?"
"Umsonst ist der Tod,
Frau Mutter!" erwiderte der Sohn lachend. "Und wenn es
wahr ist, daß der Schmuck so viel wert ist als
manches Schloß, so werden wir wohl nicht die Toren
sein, ihn Euch um den Hals zu hängen. Sobald Kuno
die Augen schließt, reiten wir hinunter, teilen ab,
und meinen Part am Schmuck verkaufe ich. Gebt ihr dann
mehr als der Jude, Frau Mutter, so sollt Ihr ihn haben."
Sie waren unter diesem
Gespräche bis unter das Schloßtor gekommen,
und mit Mühe zwang sich die Frau Gräfin, ihren
Grimm über den Schmuck zu unterdrücken, denn
soeben ritt Graf Kuno über die Zugbrücke. Als
er seiner Stiefmutter und seiner Brüder ansichtig
wurde, hielt er sein Pferd an, stieg ab und
grüßte höflich. Denn obgleich sie ihm
viel Leids angetan, bedachte er doch, daß es seine
Brüder seien und daß sein Vater diese
böse Frau geliebt habe.
"Ei, das ist ja
schön, daß der Herr Sohn uns auch besucht",
sagte die Frau Gräfin mit süßer Stimme
und huldreichem Lächeln. "Wie geht es denn auf
Hirschberg? Kann man sich dort eingewöhnen? Und gar
eine Sänfte hat man sich angeschafft? Ei, und wie
prächtig es dürfte sich keine Kaiserin daran
schämen; nun wird wohl auch die Hausfrau nicht mehr
lange fehlen, daß sie darin im Lande umherreist.!"
"Habe bis jetzt noch
nicht daran gedacht, gnädige Frau Mutter", erwiderte
Kuno, "will mir deswegen andere Gesellschaft zur
Unterhaltung ins Haus nehmen und bin deswegen mit der
Sänfte hierhergereist."
"Ei, Ihr seid gar
gütig und besorgt", unterbrach ihn die Dame, indem
sie sich verneigte und lächelte.
"denn er kommt doch
nicht mehr gut zu Pferde fort", sprach Kuno ganz ruhig
weiter, "der Pater Joseph nämlich, der
Schloßkaplan. Ich will ihn zu mir nehmen, er ist
mein alter Lehrer, und wir haben es so abgemacht, als ich
Zollern verließ. Will auch unten am Berge die alte
Frau Feldheimerin mitnehmen. Lieber Gott! Sie ist jetzt
steinalt und hat mir einst das Leben gerettet, als ich
zum erstenmal ausritt mit meinem seligen Vater; habe ja
Zimmer genug in Hirschberg, und dort soll sie absterben."
Er sprach es und ging durch den Hof, um den Pater
Schloßkaplan zu holen.
Aber der Junker Wolf
biß vor Grimm die Lippen zusammen, die Frau
Gräfin wurde gelb vor Ärger, und der kleine
Schalk lachte laut auf. "Was gebt Ihr mir für meinen
Gaul, den ich von ihm geschenkt kriege?" sagte er.
"Bruder Wolf, gib mir deinen Harnisch, den er dir
gegeben, dafür. Ha, ha, ha, den Pater und die alte
Hexe will er zu sich nehmen? Das ist ein schönes
Paar, da kann er nun vormittags Griechisch lernen beim
Kaplan und nachmittags Unterricht im Hexen nehmen, bei
der Frau Feldheimerin. Ei! Was macht doch der dumme Kuno
für Streiche."
"Er ist ein ganz
gemeiner Mensch!" erwiderte die Frau Gräfin. "Und du
solltest nicht darüber lachen, kleiner Schalk; das
ist eine Schande für die ganze Familie, und man
muß sich ja schämen vor der ganzen Umgebung,
wenn es heißt, der Graf von Zollern hat die alte
Hexe, die Feldheimerin, abgeholt in einer prachtvollen
Sänfte und Maulesel dabei und läßt sie
bei sich wohnen. Das hat er von seiner Mutter, die tat
auch immer so gemein mit Kranken und schlechtem Gesindel.
Ach, sein Vater würde sich im Sarge wenden,
wüßte er es."
"Ja", setzte der
kleine Schalk hinzu, "der Vater würde noch in der
Gruft sagen: Weiß schon, dummes Zeug!"
"Wahrhaftig! Da kommt
er mit dem alten Mann und schämt sich nicht, ihn
selbst unter dem Arm zu führen", rief die Frau
Gräfin mit Entsetzen, "kommt, ich will ihm nicht
mehr begegnen."
Sie entfernten sich,
und Kuno begleitete seinen alten Lehrer bis an die
Brücke und half ihm selbst in die Sänfte; unten
aber am Berge hielt er vor der Hütte der Frau
Feldheimerin und fand sie schon fertig, mit einem
Bündel voll Gläschen und Töpfchen und
Tränklein und anderem Gerät nebst ihrem
Buchsbaumstöcklein einzusteigen.
Es kam übrigens
nicht also, wie die Frau Gräfin von Zollern in ihrem
bösen Sinn hatte voraussehen wollen. In der ganzen
Umgebung wunderte man sich nicht über Ritter Kuno.
Man fand es schön und löblich, daß er die
letzten Tage der alten Frau Feldheimerin aufheitern
wollte, man pries ihn als einen frommen Herrn, weil er
den Pater Joseph in sein Schloß aufgenommen hatte.
Die einzigen, die ihm gram waren und auf ihn
schmähten, waren seine Brüder und die
Gräfin. Aber nur zu ihrem eigenen Schaden, denn man
nahm allgemein ein Ärgernis an so unnatürlichen
Brüdern, und zur Wiedervergeltung ging die Sage,
daß sie mit ihrer Mutter schlecht und in
beständigem Hader lebten und unter sich selbst sich
alles mögliche zuleide täten. Graf Kuno von
Zollern-Hirschberg machte mehrere Versuche, seine
Brüder mit sich auszusöhnen; denn es war ihm
unerträglich, wenn sie oft an seiner Feste
vorbeiritten, aber nie einsprachen, wenn sie ihm in Wald
und Feld begegneten und ihn kälter
begrüßten als einen Landfremden. Aber seine
Versuche schlugen fehl, und er wurde noch überdies
von ihnen verhöhnt. Eines Tages fiel ihm noch ein
Mittel ein, wie er vielleicht ihre Herzen gewinnen
könnte, denn er wußte, sie waren geizig und
habgierig. Es lag ein Teich zwischen den drei
Schlössern, beinahe in der Mitte, jedoch so,
daß er noch in Kunos Revier gehörte. In diesem
Teich befanden sich aber die besten Hechte und Karpfen
der ganzen Umgebung, und es war für die Brüder,
die gerne fischten, ein nicht geringer Verdruß,
daß ihr Vater vergessen hatte, den Teich auf ihr
Teil zu schreiben. Sie waren zu stolz, um ohne Vorwissen
ihres Bruders dort zu fischen, und doch mochten sie ihm
auch kein gutes Wort geben, daß er es ihnen
erlauben möchte. Nun kannte er aber seine
Brüder, daß ihnen der Teich am Herzen liege;
er lud sie daher eines Tages ein, mit ihm dort
zusammenzukommen.
Es war ein
schöner Frühlingsmorgen, als beinahe in
demselben Augenblicke die drei Brüder von den drei
Burgen dort zusammenkamen. "Ei! sieh da!" rief der kleine
Schalk. "Das trifft sich ordentlich! Ich bin mit Schlag
sieben Uhr von Schalkberg weggeritten."
"Ich auch -und ich",
antworteten die Brüder vom Hirschberg und vom
Zollern.
"Nun, da muß der
Teich hier gerade in der Mitte liegen", fuhr der Kleine
fort. "Es ist ein schönes Wasser."
"Ja, und ebendarum
habe ich euch hierherbeschieden. Ich weiß, ihr seid
beide große Freunde vom Fischen, und ob ich gleich
auch zuweilen gerne die Angel auswerfe, so hat doch der
Weiher Fische genug für drei Schlösser, und an
seinen Ufern ist Platz genug für unserer drei,
selbst wenn wir alle auf einmal angeln kämen. Darum
will ich von heute an, daß dieses Wasser Gemeingut
für uns sei, und jeder von euch soll gleiche Rechte
daran haben wie ich."
"Ei, der Herr Bruder
ist ja gewaltig gnädig gestimmt", sprach der kleine
Schalk mit höhnischem Lächeln, "gibt uns
wahrhaftig sechs Morgen Wasser und ein paar hundert
Fischlein! Nu -und was werden wir dagegen geben
müssen? Denn umsonst ist der Tod!"
"Umsonst sollt ihr ihn
haben", sprach Kuno, "ach, ich möchte euch ja nur
zuweilen an diesem Teich sehen und sprechen. Sind wir
doch eines Vaters Söhne."
"Nein", erwiderte der
vom Schalkberg, "das ginge schon nicht, denn es ist
nichts Einfältigeres, als in Gesellschaft zu
fischen, es verjagt immer einer dem andern die Fische.
Wollen wir aber Tage ausmachen, etwa Montag und
Donnerstag du, Kuno, Dienstag und Freitag Wolf, Mittwoch
und Sonnabend ich -so ist es mir ganz recht."
"Mir nicht einmal
dann!" rief der finstere Wolf. "Geschenkt will ich nichts
haben und will auch mit niemand teilen. Du hast recht,
Kuno, daß du uns den Weiher anbietest, denn wir
haben eigentlich alle drei gleichen Anteil daran, aber
lasset uns darum würfeln, wer ihn in Zukunft
besitzen soll; werde ich glücklicher sein als ihr,
so könnt ihr immer bei mir anfragen, ob ihr fischen
dürftet."
"Ich würfle nie",
entgegnete Kuno, traurig über die Verstocktheit der
Brüder.
"Ja, freilich", lachte
der kleine Schalk, "er ist ja gar fromm und
gottesfürchtig, der Herr Bruder, und hält das
Würfelspiel für eine Todsünde. Aber ich
will euch etwas vorschlagen, woran sich der frömmste
Klausner nicht schämen dürfte. Wir wollen uns
Angelschnüre und Haken holen, und wer diesen Morgen,
bis die Glocke in Zollern zwölf Uhr schlägt,
die meisten Fische angelt, soll den Weiher eigen haben."
"Ich bin eigentlich
ein Tor", sagte Kuno, "um das noch zu kämpfen, was
mir mit Recht als Erbe zugehört. Aber damit ihr
sehet, daß es mir mit der Teilung Ernst war, will
ich mein Fischgerät holen."
Sie ritten heim, jeder
nach seinem Schloß. Die Zwillinge schickten in
aller Eile ihre Diener aus, ließen aller alten
Steine aufheben, um Würmer zur Lockspeise für
die Fische im Teiche zu finden, Kuno aber nahm sein
gewöhnliches Angelzeug und die Speise, die ihn einst
Frau Feldheimerin zubereiten gelehrt, und war der erste,
der wieder auf dem Platze erschien. Er ließ, als
die beiden Zwillinge kamen, diesen die besten und
bequemsten Stellen auswählen und warf dann selbst
seine Angel aus. Da war es, als ob die Fische in ihm den
Herrn dieses Teiches erkannt hätten. Ganze Züge
von Karpfen und Hechten zogen heran und wimmelten um
seine Angeln. Die ältesten und größten
drängten die kleinen weg, jeden Augenblick zog er
einen heraus, und wenn er die Angel wieder ins Wasser
warf, sperrten schon zwanzig, dreißig die
Mäuler auf, um an den spitzigen Haken
anzubeißen. Es hatte noch nicht zwei Stunden
gedauert, so lag der Boden um ihn her voll der
schönsten Fische. Da hörte er auf zu fischen
und ging zu seinen Brüdern, um zu sehen, was
für Geschäfte sie machten. Der kleine Schalk
hatte einen kleinen Karpfen und zwei elende
Weißfische; Wolf drei Barben und zwei kleine
Gründlinge, und beide schauten trübselig in den
Teich, denn sie konnten die ungeheure Menge die Kuno
gefangen, gar wohl von ihrem Platze aus bemerken. Als
Kuno an seinem Bruder Wolf herankam, sprang dieser halb
wütend auf, zerriß die Angelschnur, brach die
Rute in Stücke und warf sie in den Teich. "Ich
wollte, es wären tausend Haken, die ich hineinwerfe,
statt des einen, und an jedem müßte eine von
diesen Kreaturen zappeln", rief er; "aber mit rechten
Dingen geht es nimmer zu, es ist Zauberspiel und
Hexenwerk, wie solltest du denn, dummer Kuno, mehr Fische
fangen in einer Stunde als ich in einem Jahr?"
"Ja, ja, jetzt
erinnere ich mich", fuhr der kleine Schalk fort, "bei der
Frau Feldheimerin, bei der schnöden Hexe, hat er das
Fischen gelernt, und wir waren Toren, mit ihm zu fischen;
er wird doch bald Hexenmeister werden."
"Ihr schlechten
Menschen!" entgegnete Kuno unmutig. "Diesen Morgen habe
ich hinlänglich Zeit gehabt, euren Geiz, eure
Unverschämtheit und eure Roheit einzusehen. Geht
jetzt und kommt nie wieder hierher und glaubt mir, es
wäre für eure Seelen besser, wenn ihr nur halb
so fromm und gut wäret wie diese Frau, die ihr eine
Hexe scheltet."
"Nein, eine
eigentliche Hexe ist sie nicht", sagte der Schalk
spöttisch lachend. "Solche Weiber können
wahrsagen, aber Frau Feldheimerin ist sowenig eine
Wahrsagerin, als eine Gans ein Schwan werden kann. Hat
sie doch dem Vater gesagt, von seinem Erbe werde man
einen guten Teil um einen Hirschgulden kaufen
können, das heißt, er werde ganz verlumpen,
und doch hat bei seinem Tode alles ihm gehört, so
weit man von der Zinne von Zollern sehen kann! Geh, geh,
Frau Feldheimerin ist nichts als ein törichtes altes
Weib und du der dumme Kuno."
Nach diesen Worten
entfernte sich der Kleine eilig, denn er fürchtete
den starken Arm seines Bruders, und Wolf folgte ihm,
indem er alle Flüche hersagte, die er von seinem
Vater gelernt hatte.
In tiefster Seele
betrübt ging Kuno nach Hause, denn er sah jetzt
deutlich, daß seine Brüder nie mehr mit ihm
sich vertragen wollten. Er nahm sich auch ihrer harten
Worte so sehr zu Herzen, daß er des andern Tages
sehr krank wurde, und nur der Trost des würdigen
Paters Joseph und die kräftigen Tränklein der
Frau Feldheimerin retteten ihn vom Tode.
Als aber seine
Brüder erfuhren, daß ihr Bruder Kuno schwer
darniederliege, hielten sie ein fröhliches Bankett,
und im Weinmut sagten sie sich zu, wenn der dumme Kuno
sterbe, so solle der, welcher es zuerst erfahre, alle
Kanonen lösen, um es dem andern anzuzeigen, und wer
zuerst schieße, solle das beste Faß Wein aus
Kunos Keller vorwegnehmen dürfen. Wolf ließ
nun von da an immer einen Diener in der Nähe von
Hirschberg Wache halten, und der kleine Schalk bestach
sogar einen Diener Kunos mit vielem Geld, damit er es ihm
schnell anzeige, wenn sein Herr in den letzten Zügen
liege.
Dieser Knecht aber war
seinem milden und frommen Herrn mehr zugetan als dem
bösen Grafen von Schalksberg. Er fragte also eines
Abends Frau Feldheimerin teilnehmend nach dem Befinden
seines Herrn, und als diese sagte, daß es ganz gut
mit ihm stehe, erzählte er ihr den Anschlag der
beiden Brüder, und daß sie Freudenschüsse
tun wollten auf des Grafen Kuno Tod. Darüber
ergrimmte die Alte sehr. Sie erzählte es flugs
wieder dem Grafen, und als dieser an eine so große
Lieblosigkeit seiner Brüder nicht glauben wollte, so
riet sie ihm, er solle die Probe machen und aussprengen
lassen, er sei tot, so werde man bald hören, ob sie
kanonieren oder nicht. Der Graf ließ den Diener,
den sein Bruder bestochen, vor sich kommen, befragte ihn
nochmals und befahl ihm, nach Schalkberg zu reiten und
sein nahes Ende zu verkünden.
Als nun der Knecht
eilends den Hirschberg herabritt, sah ihn der Diener des
Grafen Wolf von Zollern, hielt ihn an und fragte, wohin
er so eilends zu reiten willens sei. "Ach", sagte dieser,
"mein armer Herr wird diesen Abend nicht überleben,
sie haben ihn alle aufgegeben."
"So? Ist's um diese
Zeit?" rief jener, lief nach seinem Pferde, schwang sich
auf und jagte so eilends nach Zollern und den
Schloßberg hinan, daß sein Pferd am Tore
niederfiel und er selbst nur noch "Graf Kuno stirbt!"
rufen konnte, ehe er ohnmächtig wurde. Da donnerten
die Kanonen von Hohenzollern herab, Graf Wolf freute sich
mit seiner Mutter über das gute Faß Wein und
das Erbe, den Teich, über den Schmuck und den
starken Widerhall, den seine Kanonen gaben. Aber was er
für Widerhall gehalten, waren die Kanonen von
Schalksberg, und Wolf sagte lächelnd zu seiner
Mutter: "So hat der Kleine auch einen Spion gehabt, und
wir müssen auch den Wein gleichteilen wie das
übrige Erbe." Dann aber saß er zu Pferde, denn
er argwöhnte, der kleine Schalk möchte ihm
zuvorkommen und vielleicht einige Kostbarkeiten des
Verstorbenen wegnehmen, ehe er käme.
Aber am Fischteiche
begegneten sich die beiden Brüder, und jeder
errötete vor dem andern, wie beide zuerst nach
Hirschberg hatten kommen wollen. Von Kuno sprachen sie
kein Wort, als sie zusammen ihren Weg fortsetzten,
sondern sie berateten sich brüderlich, wie man es in
Zukunft halten wolle und wem Hirschberg gehören
solle. Wie sie aber die Zugbrücke und in den
Schloßhof ritten, da schaute ihr Bruder
wohlbehalten und gesund zum Fenster heraus; aber Zorn und
Unmut sprühten aus seinen Blicken. Die Brüder
erschraken sehr, als sie ihn sahen, hielten ihn
anfänglich für ein Gespenst und bekreuzten
sich; als sie aber sahen, daß er noch Fleisch und
Blut habe, rief Wolf: "Ei, so wollt' ich doch! Dummes
Zeug, ich glaubte, du wärest gestorben."
"Nun, aufgeschoben ist
nicht aufgehoben", sagte der Kleine, der mit giftigen
Blicken nach seinem Bruder hinaufschaute.
Dieser aber sprach mit
donnernder Stimme: "Von dieser Stunde an sind alle Bande
der Verwandtschaft zwischen uns los und ledig. Ich habe
eure Freudenschüsse wohl vernommen, aber sehet zu,
auch ich habe fünf Feldschlangen hier auf dem Hofe
stehen und habe sie euch zu Ehren scharf laden lassen.
Machet, daß ihr aus dem Bereiche meiner Kugeln
kommt, oder ihr sollt erfahren, wie man auf Hirschberg
schießt." Sie ließen es sich nicht zweimal
sagen, denn sie sahen ihm an, wie Ernst es ihm war; sie
gaben also ihren Pferden die Sporen und hielten einen
Wettlauf den Berg hinunter, und ihr Bruder schoß
eine Stückkugel hinter ihnen her, die über
ihren Köpfen wegsauste, daß sie beide zugleich
eine tiefe und höfliche Verbeugung machten; er
wollte sie aber nur schrecken und nicht verwunden. "Warum
hast du denn geschossen?" fragte der kleine Schalk
unmutig. "Du Tor, ich schoß nur, weil ich dich
hörte."
"Im Gegenteil, frag
nur die Mutter!" erwiderte Wolf. "Du warst es, der zuerst
schoß, und du hast diese Schande über uns
gebracht, kleiner Dachs."
Der Kleine blieb ihm
keinen Ehrentitel schuldig, und als sie am Fischteich
angekommen waren, gaben sie sich gegenseitig noch die vom
alten Wetter von Zollern geerbten Flüche zum besten
und trennten sich in Haß und Unlust.
Tags darauf aber
machte Kuno sein Testament, und Frau Feldheimerin sagte
zum Pater: "Ich wollte was wetten, er hat keinen guten
Brief für die Schützen geschrieben." Aber so
neugierig sie war und sooft sie in ihren Liebling drang,
er sagte ihr nicht, was im Testament stehe, und sie
erfuhr es auch nimmer, denn ein Jahr nachher verschied
die gute Frau, und ihre Salben und Tränklein halfen
ihr nichts; denn sie starb an keiner Krankheit, sondern
am achtundneunzigsten Jahr, das auch einen ganz gesunden
Menschen endlich unter den Boden bringen kann. Graf Kuno
ließ sie bestatten, als ob sie nicht eine arme
Frau, sondern seine Mutter gewesen wäre, und es kam
ihm nachher noch viel einsamer vor auf seinem
Schloß, besonders da der Pater Joseph der Frau
Feldheimerin bald folgte.
Doch diese Einsamkeit
fühlte er nicht sehr lange; der gute Kuno starb
schon in seinem achtundzwanzigsten Jahre, und böse
Leute behaupteten an Gift, das ihm der kleine Schalk
beigebracht hätte.
Wie dem aber auch sei,
einige Stunden nach seinem Tode vernahm man wieder den
Donner der Kanonen, und in Zollern und Schalksberg tat
man fünfundzwanzig Schüsse. "Diesmal hat er
doch daran glauben müssen", sagte der Schalk, als
sie unterwegs zusammentrafen.
"Ja", antwortete Wolf,
"und wenn er noch einmal aufersteht und zum Fenster
herausschimpft wie damals, so hab' ich ein Büchse
bei mir, die ihn höflich und stumm machen soll."
Als sie den
Schloßberg hinanritten, gesellte sich ein Reiter
mit Gefolge zu ihnen, den sie nicht kannten. Sie
glaubten, er sei vielleicht ein Freund ihres Bruders und
komme, um ihn beisetzen zu helfen. Daher gebärdeten
sie sich kläglich, priesen vor ihm den Verstorbenen,
beklagten sein frühes Hinscheiden, und der kleine
Schalk preßte sich sogar einige
Krokodilstränen aus. Der Ritter antwortete ihnen
aber nicht, sondern ritt still und stumm an ihrer Seite
den Hirschberg hinauf. "So, jetzt wollen wir es uns
bequem machen und Wein herbei, Kellermeister, vom
besten!" rief Wolf, als er abstieg. Sie gingen die
Wendeltreppe hinauf und in den Saal; auch dahin folgte
ihnen der stumme Reiter, und als sich die Zwillinge ganz
breit an den Tisch gesetzt hatten, zog jener ein
Silberstück aus dem Wams, warf es auf den
Schiefertisch, daß es umherrollte und klingelte,
und sprach: "So, und da habt ihr jetzt euer Erbe, und es
wird just recht sein, ein Hirschgulden." Da sahen sich
die beiden Brüder verwundert an, lachten und fragten
ihn, was er damit sagen wolle.
Der Ritter aber zog
ein Pergament hervor, mit hinlänglichen Siegeln,
darin hatte der dumme Kuno alle Feindseligkeiten
aufgezeichnet, die ihm die Brüder bei seinen
Lebzeiten bewiesen, und am Ende hatte er verordnet und
bekannt, daß sein ganzes Erbe, Hab und Gut,
außer dem Schmuck seiner seligen Mutter, auf dem
Fall seines Todes an Württemberg verkauft sei, und
zwar -um einen elenden Hirschgulden! Um den Schmuck aber
solle man in der Stadt Balingen ein Armenhaus erbauen.
Da erstaunten nun die
Brüder, abermals, lachten aber nicht dazu, sondern
bissen die Zähne zusammen, denn sie konnten gegen
Württemberg nichts ausrichten, und so hatten sie das
schöne Gut, Wald, Feld, die Stadt Balingen und
selbst -den Fischteich verloren und nichts geerbt als
einen schlechten Hirschgulden. Den steckte Wolf trotzig
in den Wams, sagte nicht ja und nicht nein, warf sein
Barett auf den Kopf und ging trotzig und ohne Gruß
an dem württembergischen Kommissär vorbei,
schwang sich auf sein Roß und ritt nach Zollern.
Als ihn aber am andern
Morgen seine Mutter mit Vorwürfen plagte, daß
sie Gut und Schmuck verscherzt hätten, ritt er
hinüber zum Schalk auf Schalksburg: "Wollen wir
unser Erbe verspielen oder vertrinken?" fragte er ihn.
"Vertrinken ist
besser", sagte der Schalk, "dann haben wir beide
gewonnen. Wir wollen nach Balingen reiten und uns den
Leuten zum Trotz dort sehen lassen, wenn wir auch gleich
das Städtlein schmählich verloren."
"Und im Lamm schenkt
man Roten, der Kaiser trinkt ihn nicht besser", setzte
Wolf hinzu.
So ritten sie
miteinander nach Balingen ins Lamm und fragten, was die
Maß vom Roten koste, und tranken sich zu, bis der
Gulden voll war. Dann stand Wolf auf, zog das
Silberstück mit dem springenden Hirsch aus dem Wams,
warf es auf den Tisch und sprach: "Da habt Ihr Euren
Gulden, so wird's richtig sein."
Der Wirt aber nahm den
Gulden, besah ihn von links, besah ihn rechts und sagte
lächelnd: "Ja, wenn es kein Hirschgulden wär',
aber gestern Nacht kam der Bote von Stuttgart, und heute
früh hat man es ausgetrommelt im Namen des Grafen
von Württemberg, dem jetzt das Städtlein eigen;
die sind abgeschätzt, und gebt mir nur anderes
Geld."
Da sahen sich die
beiden Brüder erbleichend an. "Zahl aus", sagte der
eine. "Hast du keine Münze?" sagte der andere; und
kurz, sie mußten den Gulden schuldig bleiben im
Lamm in Balingen. Sie zogen schweigend und nachdenkend
ihren Weg; als sie aber an den Kreuzweg kamen, wo es
rechts nach Zollern und links nach Schalksberg ging, da
sagte der Schalk: "Wie nun? Jetzt haben wir sogar weniger
geerbt als gar nichts, und der Wein war überdies
schlecht."
"Jawohl", erwiderte
sein Bruder. "Aber was die Feldheimerin sagte, ist doch
eingetroffen: Seht zu, wieviel von seinem Erbe
übrigbleiben wird um einen Hirschgulden! Jetzt haben
wir nicht einmal eine Maß Wein dafür kaufen
können."
"Weiß schon!"
antwortete der von Schalksberg.
"Dummes Zeug!" sagte
der Zollern und ritt zerfallen mit sich und der Welt
seinem Schloß zu.
"Das ist die Sage von
dem Hirschgulden", endete der Zirkelschmied, "und wahr
soll sie sein. Der Wirt von Dürrwangen, das nicht
weit von den drei Schlössern liegt, hat sie meinem
guten Freund erzählt, der oft als Wegweiser
über die Schwäbische Alb ging und immer in
Dürrwangen einkehrte."
Die Gäste gaben
dem Zirkelschmied Beifall. "Was man doch nicht alles
hört in der Welt", rief der Fuhrmann. "Wahrhaftig,
jetzt erst freut es mich, daß wir die Zeit nicht
mit Kartenspielen verderbten, so ist es wahrlich besser,
und gemerkt habe ich mir die Geschichte, daß ich
sie morgen meinen Kameraden erzählen kann, ohne ein
Wort zu fehlen."
"Mir fiel da,
während Ihr so erzähltet, etwas ein", sagte der
Student.
"Oh, erzählet,
erzählet!" baten der Zirkelschmied und Felix.
"Gut", antwortete
jener, "ob die Reihe jetzt an mich kommt oder
später, ist gleichviel; ich muß ja doch
heimgeben, was ich gehört. Das, was ich
erzählten will, soll sich wirklich einmal begeben
haben."
Er setzte sich zurecht
und wollte eben anfangen zu erzählen, als die Wirtin
den Spinnrocken beiseite setzte und zu den Gästen an
den Tisch trat. "Jetzt, ihr Herren, ist es Zeit, zu Bette
zu gehen", sagte sie. "Es hat neun Uhr geschlagen, und
morgen ist auch ein Tag."
"Ei, so gehe zu
Bette!" rief des Student. "Setze noch eine Flasche Wein
für uns hierher, und dann wollen wir dich nicht
länger abhalten."
"Mitnichten",
entgegnete sie grämlich, "solange noch Gäste in
der Wirtsstube sitzen, können Wirtin und Dienstboten
nicht weggehen. Und kurz und gut, ihr Herren, machet,
daß ihr auf eure Kammern, kommt, mir wird die Zeit
lange, und länger als neun Uhr darf in meinem Hause
nicht gezecht werden."
"Was fällt Euch
ein, Frau Wirtin?" sprach der Zirkelschmied staunend.
"Was schadet es denn Euch, ob wir hier sitzen, wenn Ihr
auch längst schlafet? Wir sind rechtliche Leute und
werden Euch nichts wegtragen noch ohne Bezahlung
fortgehen. Aber so lasse ich mir in keinem Wirtshaus
ausbieten."
Die Frau rollte zornig
die Augen: "Meint Ihr, ich werde wegen jedem Lumpen von
Handwerksburschen, wegen jedem Straßenläufer,
der mir zwölf Kreuzer zu verdienen gibt, meine
Hausordnung ändern? Ich sag' euch jetzt zum
letztenmal, daß ich den Unfug nicht leide!"
Noch einmal wollte der
Zirkelschmied etwas entgegnen, aber der Student sah ihn
bedeutend an und winkte mit den Augen den übrigen.
"Gut", sprach er, "wenn es die Frau Wirtin nicht haben
will, so laßt uns auf unsere Kammern gehen. Aber
Lichter möchten wir gerne haben, um den Weg zu
finden."
"Damit kann ich nicht
dienen!" entgegnete sie finster. "Die andern werden schon
den Weg im Dunkeln finden, und für Euch ist dies
Stümpchen hier hinlänglich; mehr habe ich nicht
im Hause."
Schweigend nahm der
junge Herr das Licht und stand auf. Die andern folgten
ihm, und die Handwerksburschen nahmen ihre Bündel,
um sie in der Kammer bei sich niederzulegen. Sie gingen
dem Studenten nach, der ihnen die Treppe hinanleuchtete.
Als sie oben
angekommen waren, bat sie der Student, leise aufzutreten,
schloß sein Zimmer auf und winkte ihnen herein.
"Jetzt ist kein Zweifel mehr", sagte er, "sie will uns
verraten; habt ihr nicht bemerkt, wie ängstlich sie
uns zu Bette zu bringen suchte, wie sie uns alle Mittel
abschnitt, wach und beisammen zu bleiben? Sie meint
wahrscheinlich, wir werden uns jetzt niederlegen, und
dann werde sie um so leichteres Spiel haben."
"Aber meint Ihr nicht,
wir könnten noch entkommen?" fragte Felix. "Im Wald
kann man doch eher auf Rettung denken als hier im
Zimmer."
"Die Fenster sind auch
hier vergittert", rief der Student, indem er vergebens
versuchte, einen der Eisenstäbe des Gitters
loszumachen. "Uns bleibt nur ein Ausweg , wenn wir
entweichen wollen: durch die Haustür, aber ich
glaube nicht, daß sie uns fortlassen werden."
"Es käme auf den
Versuch an", sprach der Fuhrmann; "ich will einmal
probieren, ob ich in den Hof kommen kann. Ist dies
möglich, so kehre ich zurück und hole euch
nach." Die übrigen billigten diesen Vorschlag, der
Fuhrmann legte die Schuhe ab und schlich sich auf den
Zehen nach der Treppe; ängstlich lauschten seine
Genossen oben im Zimmer, schon war er die Hälfte der
Treppe glücklich und unbemerkt hinabgestiegen; aber
als er sich dort um einen Pfeiler wandte, richtete sich
plötzlich eine ungeheure Dogge vor ihm in die
Höhe, legte ihre Tatzen auf seine Schultern und wies
ihm, gerade seinem Gesicht gegenüber, zwei Reihen
langer, scharfer Zähne. Er wagte weder vor- noch
rückwärts auszuweichen; denn bei der geringsten
Bewegung schnappte der entsetzliche Hund nach seiner
Kehle. Zugleich fing er an zu heulen und zu bellen, und
alsobald erschien der Hausknecht und die Frau mit
Lichtern.
"Wohin? Was wollt
ihr?" rief die Frau-
"Ich habe noch etwas
in meinem Karren zu holen", antwortete der Fuhrmann, am
ganzen Leibe zitternd; denn als die Türe aufgegangen
war, hatte er mehrere braune, verdächtige Gesichter,
Männer mit Büchsen in der Hand, im Zimmer
bemerkt.
"Das hättet Ihr
alles auch vorher abmachen können", sagte die Wirtin
mürrisch. "Fassan daher! Schließ die
Hoftüre zu, Jakob, und leuchte dem Mann an seinen
Karren." Der Hund zog seine greuliche Schnauze und seine
Tatzen von der Schulter des Fuhrmanns zurück und
lagerte sich wieder quer über die Treppe, der
Hausknecht aber hatte das Hoftor zugeschlossen und
leuchtete dem Fuhrmann. An ein Entkommen war nicht zu
denken. Aber als er nachsann, was er denn eigentlich aus
dem Karren holen sollte, fiel ihm ein Pfund Wachslichter
ein, die er in die nächste Stadt überbringen
sollte. "Das Stümpchen Licht oben kann kaum noch
eine Viertelstunde dauern", sagte er zu sich, "und Licht
müssen wir dennoch haben!" Er nahm also zwei
Wachskerzen aus dem Wagen, verbarg sie in die Ärmel
und holte dann zum Schein seinen Mantel aus dem Karren,
womit er sich, wie er dem Hausknecht sagte, heute nacht
bedecken wolle.
Glücklich kam er
wieder auf dem Zimmer an. Er erzählte von dem
großen Hund, der als Wache an der Treppe liege, von
den Männern, die er flüchtig gesehen, von allen
Anstalten, die man gemacht, um sich ihrer zu versichern,
und schloß damit, daß er seufzend sagte: "Wir
werden diese Nacht nicht überleben."
"Das glaube ich
nicht", erwiderte der Student, "für so töricht
kann ich diese Leute nicht halten, daß sie wegen
des geringen Vorteils, den sie von uns hätten, vier
Menschen ans Leben gehen sollten. Aber verteidigen
dürfen wir uns nicht. Ich für meinen Teil werde
wohl am meisten verlieren: Mein Pferd ist schon in ihren
Händen, es kostete mich fünfzig Dukaten noch
vor vier Wochen; meine Börse, meine Kleider gebe ich
willig hin; denn mein Leben ist mir am Ende doch lieber
als alles dies."
"Ihr habt gut reden",
erwiderte der Fuhrmann, "solche Sachen, wie Ihr sie
verlieren könnt, ersetzt Ihr Euch leicht wieder;
aber ich bin der Bote von Aschaffenburg und habe allerlei
Güter auf meinem Karren, und im Stall zwei
schöne Rosse, meinen einzigen Reichtum."
"Ich kann
unmöglich glauben, daß sie Euch etwas zuleide
tun werden", bemerkte der Goldschmied. "Einen Boten zu
berauben würde schon viel Geschrei und Lärmen
ins Land machen. Aber dafür bin ich auch, was der
Herr dort sagt; lieber will ich gleich alles hergeben,
was ich habe, und mit einem Eid versprechen, nichts zu
sagen, ja niemals zu klagen, als mich gegen Leute, die
Büchsen und Pistolen haben, um meine geringe Habe zu
wehren."
Der Fuhrmann hatte
während dieser Reden seine Wachskerzen
hervorgezogen. Er klebte sie auf den Tisch und
zündete sich an. "So laßt uns in Gottes Namen
erwarten, was über uns kommen wird", sprach er; "wir
wollen uns wieder zusammen niedersetzen und durch
Sprechen den Schlaf abhalten."
"Das wollen wir",
antwortete der Student. "Und weil vorhin die Reihe an mir
stehengeblieben war, will ich euch etwas
erzählen."
Das
kalte Herz