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20. Jahrhundert
Nationalsozialismus
Zeitzeugenbericht: Brigitte Langenbach
Heimkehr am 28. Juni 1945
Fortsetzung
Es war der 28. Juni 1945, als ich zu Hause ankam. Ich ging zur
Küchentür herein. Mutter stand in der Küche. Als
sie mich erblickte, bekam sie einen regelrechten Weinkrampf. Ich
konnte das überhaupt nicht verstehen. Ich sagte immer: Freu
dich doch", aber sie konnte nicht aufhören zu weinen.
Später kamen Ebbi und Jochi dazu. Wie Ebbi mir später
erzählte, waren Ophovens vorher dort gewesen. Jochi war kurz
vor meiner Heimkehr auf der Straße gewesen. Er hatte mich
von weitem kommen gesehen, war nach Hause gerannt und hatte gesagt:
Da kommt eine" mit einem Bollerwagen, die sieht aus
wie unsere Pitti!"
Aber unser Vater war nicht zu Hause. Er war von einem amerikanischen
Fahrzeug weggefahren worden, zur Kommandantur in Bork. Er ist erst
im August 1946 wieder zurückgekommen - total ausgehungert.
Er war als Nazi denunziert worden, aus der Wohnung oder aus dem
Keller - wegen Beschuß - weggeholt und später nach Frankreich
in ein riesiges Lager gebracht worden. Viele hundert Männer
kampierten zunächst auf freiem Feld. vater hat später
erzählt, daß Warnschilder angebracht worden seien, wonach
der Verzehr von Regenwürmern und Gras - weil gesundheitsschädlich
- verboten worden war.
Im nächsten Jahr wurde er dann in ein Lager in der Nähe
von Darmstadt gebracht. man konnte ihm dahin etwas zu essen schicken.
So waren wir dann im Jahre 1946 endlich alle wieder zusammen und
fingen an, uns unser Leben neu einzurichten.
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