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|
Pulp
Fiction (Regie:
Quentin Tarantino, USA 1994, 153
min)
Stand: 2.
März 2007 21:14
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-
- Filmbesprechung von
Maximilian Schmidt
-
- Kurzvorstellung des
Teams
- Inhaltsangabe
- Schlüsselszenen
Interpretation
- Besonderheiten
- Quellen
-
- Regie: Quentin
Tarantino
Produzent: Lawrence Bender
Drehbuch: nach Stories von Quentin Tarantino und Roger
Avery
Kamera: Andrzej Sekula
Musik Supervisor: Karyn Rachtman
- Besetzung: John Travolta
(Vincent Vega), Samuel L. Jackson (Jules Winnfield), Uma
Thurman (Mia Wallace), Harvey Keitel (Der Wolf), Bruce
Willis (Butch Coolidge), Tim Roth (Pumpkin), Amanda
Plummer (Honey Bunny), Ving Rhames (Marsellus
Wallace)
-
- Auszeichnungen:
1995 Goldene Palme in Cannes für den besten
Film
- 1995 Oscar für das
beste Drehbuch und Oscarnominierungen für die Regie,
den Schnitt, die Darsteller John Travolta, Samuel L.
Jackson und Uma Thurman
-
-
- Inhaltsangabe
-
Seitenanfang
Schnellübersicht
- Mit dem Film Pulp
Fiction (=Schundroman) präsentierte der
amerikanische Regisseur Quentin Tarantino im Jahre 1994
eine Kriminalsatire.
-
- Der Film spielt im
Gangstermilieu von Los Angeles. Er ist in drei
Handlungsstränge aufgeteilt, die sich in häufig
wechselnden Zeitabschnitten präsentieren. Das
Gangster-Pärchen Pumpkin und Honey Bunny (Tim Roth
und Amanda Plummer) überfällt ein Restaurant.
Unter den Gästen befinden sich die beiden
Profikiller Vince und Jules (John Travolta und Samuel L.
Jackson). Die haben den Auftrag, für ihren Boss
Marsellus Wallace (Ving Rhames) von Betrügern einen
Aktenkoffer zurückzuholen.
In der Bar ihres
Chefs treffen sie auf den Boxer Butch Coolidge (Bruce
Willis), der von Marsellus für seinen nächsten
Fight bestochen wurde. Butch wiederum linkt Marsellus,
indem er sich im Boxkampf nicht an die Abmachung
hält und gerät mit Marsellus aneinander. Die
Gangsterbraut Mia (Uma Thurman) entführt Vince in
ein 60er-Jahre Restaurant, wo sie mit ihm einen
Tanzwettbewerb gewinnt. Anschließend nimmt sie
versehentlich eine Überdosis Heroin zu sich und kann
von Vince nur knapp vor dem Tod gerettet werden. Der Film
endet so, wie er begonnen hat: Im Restaurant. Pumpkin und
Honey Bunny begehen gerade ihren Überfall.
Charakter-, Handlungs- und Situationskomik, unterlegt mit
Musik-Hits aus den 60er Jahren, gehen mit extrem blutigen
Szenen einher.
-
- Pulp Fiction
erzählt drei Geschichten aus dem Gangstermilieu in
Los Angeles, die alle in Beziehung zueinander
stehen.
Das
Gangsterpärchen Pumpkin und Honey Bunny begeht einen
Raubüberfall auf das Schnell-Restaurant, in dem sie
gerade gefrühstückt haben.
Die beiden
Profikiller Vince und Jules haben von ihrem Boss
Marsellus Wallace den Auftrag erhalten, dessen schwarzen
Aktenkoffer wieder zu beschaffen. Der Koffer wurde von
drei kleinen Ganoven einkassiert". Am Morgen
dringen die beiden Killer in die Wohnung der Diebe ein.
Jules erschießt den ersten Mann und befragt sein
zweites Opfer zur Bibel, bevor er es
tötet.
Marsellus Wallace
spricht mit Butch Coolidge, einem Boxer am Ende seiner
Karriere, eine Kampfmanipulation ab. Butch soll in der
fünften Runde zu Boden gehen. Für Marsellus ist
das die Gelegenheit, einen großen Wettgewinn zu
machen.
-
- In einer Bar warten
Vince und Jules mit dem Koffer auf ihren Boss und treffen
dabei auf den Boxer Butch, der gerade von seinem
Gespräch mit dem großen schwarzen Mann"
kommt. Der nächste Auftrag von Vince besteht darin,
sich um Mia, die Ehefrau von Wallace zu kümmern,
weil der ein Geschäft in Florida zu erledigen hat.
Genauso wie Vince nimmt die junge, attraktive Mia Drogen.
Sie führt Vince abends in ein durchgestyltes
60er-Jahre-Restaurant und beide nehmen dort erfolgreich
an einem Twistwettbewerb teil. Vince bringt Mia nach
Hause und verschwindet auf die Toilette.
Währenddessen findet sie in seiner Manteltasche ein
Päckchen mit weißem Pulver. Mia glaubt, Kokain
vor sich zu haben und nimmt eine große Portion. Es
ist aber Heroin. Mia bricht zusammen und befindet sich in
akuter Lebensgefahr. Mit Hilfe einer Adrenalinspritze
kann Vince das Leben von Mia retten. Beide einigen sich
darauf, Marsellus gegenüber kein Wort über den
Vorfall zu verlieren.
-
- Boxer Butch schreckt
direkt vor dem Kampf aus einem Traum über ein
Kindheitserlebnis auf: Daheim in Knoxville hatte ihm ein
Kamerad seines im Krieg gefallenen Vaters dessen goldene
Taschenuhr überreicht, ein Familienerbstück,
das seit drei Generationen jedes Mal vor dem Tod des
Vaters an den Sohn weitergegeben wird.
- Direkt nach dem Boxkampf
verschwindet Butch. Entgegen der Abmachung mit Marsellus
hat er gewonnen. Marsellus ist sehr wütend und hetzt
seine Killer auf ihn.
-
- Butch fährt mit
einem Taxi zu einem Motel, wo ihn seine Freundin Fabienne
erwartet. Von der Taxifahrerin erfährt er, dass sein
Gegner den Kampf nicht überlebt hat. Butch plant,
zunächst mit Fabienne in Knoxville unterzutauchen.
Beide verbringen eine Liebesnacht in dem Motelzimmer.
Wieder einmal schreckt Butch aus einem Traum auf, kann
sich diesmal aber nicht erinnern.
-
- Während Fabienne
mit ihm ein ausgiebiges Frühstück plant, packt
Butch seine Sachen zusammen und erstarrt vor Schreck. Die
goldene Uhr ist nicht da. Sie war im Appartement liegen
geblieben. Trotz der Angst vor Marsellus' Rache
fährt Butch hin, schleicht sich in das Appartement
und findet die Uhr tatsächlich. In der Küche
macht er sich noch einen Toast fertig, als die
Toilettenspülung ihn stutzig macht. Butch ist
gewarnt, sein Blick bleibt an einer Maschinenpistole auf
der Küchenspüle haften. Butch greift zu
Pistole, dreht sich zur Tür und erschießt den
Killer Vince.
-
- Butch macht sich auf die
Rückfahrt zum Motel. Dabei fährt er Marsellus
an und setzt vor Schreck den Wagen gegen eine Wand.
Zwischen den beiden nur leicht verletzten Männern
beginnt vor einem Geschäft ein heftiger Kampf, der
im Laden ein plötzliches Ende findet. Der
Ladenbesitzer, Pfandleiher Maynard, bringt beide
Männer mit einem Gewehr in seine Gewalt und ruft
seinen Freund Zed, einen Polizisten, herbei. Marsellus
und Butch finden sich geknebelt und an Stühle
gefesselt in einem dunklen Raum wieder. Marsellus wird
von Maynard und Zed als erstes Opfer ausgewählt und
in einen anderen Raum geschleppt. Butch wird von
Hinkebein, einem mit Leder vermummten Sklaven, bewacht
und hört währenddessen Schreie und Stöhnen
aus dem Nebenraum. Ihm gelingt es, sich zu befreien und
Hinkebein niederzustrecken. Er flüchtet nach vorne
in den Laden, aber die Schreie von Marsellus und das
Gestöhne von Maynard und Zed verfolgen ihn. Butch
sieht sich um, ergreift ein Schwert und geht zurück
in den Keller. Marsellus wird gerade vergewaltigt. Butch
rettet ihn mit dem Schwert vor Maynard. Marsellus
erschießt Zed. Damit sind Butch und Marsellus
quitt. Butch muss L.A. für immer verlassen.
-
- In der Wohnung der
Kofferdiebe zitiert Jules immer noch Bibelsprüche.
Währenddessen macht ein bislang unentdeckter Ganove
im Bad seine Pistole klar und feuert auf Jules und Vince.
Der Kugelhagel verfehlt die beiden Killer. Jules glaubt
an ein Wunder Gottes und beschließt sein Leben zu
ändern - keine Morde mehr. Marvin wird von Jules und
Vince mitgenommen. Versehentlich löst sich auf der
Fahrt im Wagen aus Vince' Pistole ein Schuss. Marvin wird
tödlich im Gesicht getroffen und hinterlässt im
Auto eine riesengroße Schweinerei. Der Wagen und
die Leiche müssen verschwinden. Jules telefoniert
mit seinem Freund Jimmy, der ihnen anderthalb Stunden
Zeit gibt, den Wagen in seiner Garage zu säubern -
dann nämlich kommt seine Frau Bonnie vom Nachtdienst
in einer Klinik zurück. Ein Wettlauf mit der Zeit
beginnt. Marsellus schickt ihnen Mr. Winston Wolf zur
Hilfe. Nach Mr. Wolf's genauen Anweisungen werden in
kürzester Zeit das blutverschmierte Auto geputzt,
die Leiche verstaut, die Garage wieder hergerichtet,
Vince und Jules gewaschen und frisch eingekleidet und der
Wagen mit der Leiche auf dem Schrottplatz von Monster Jo
entsorgt. Erschöpft von soviel Arbeit am Morgen
lassen sich Vince und Jules zum Frühstück in
einem Schnell-Restaurant nieder. Am Nachbartisch sitzen
Pumpkin und Bonnie, in die Planung ihres Überfalls
auf das Restaurant vertieft. Jules und Vince diskutieren
über das Wunder Gottes in der Wohnung der
Kofferdiebe, das Zeichen für Jules mit seiner
kriminellen Karriere aufzuhören. Vince besucht
gerade die Toilette, als Pumpkin und Honey den
Überfall ausführen. Jules verwickelt das
Pärchen in ein Gespräch über seine
momentane Entwicklung, erzwingt mit der Pistole seine
geliebte Brieftasche zurück und lässt die
beiden laufen. Gemeinsam mit Vince verlässt er das
Restaurant.
-
-
- Schlüsselszenen
-
Seitenanfang
aus der Exposition (dem Vorspann des
Films):
- Zu Beginn des Films wird
ein Standbild gezeigt. In weißem Schriftzug
erscheint auf schwarzem Hintergrund eine
Lexikon-Definition zu dem Begriff Pulp Fiction:
1.Abfall, Ausschussware, Schmutz
2. Schund- und Schmutzliteratur, ästhetisch
minderwertige, anstößige Geschichte in Heft -
oder Buchform"
(deutsche Übersetzung).
-
- Dann folgt ein Schnitt
und in Nahaufnahme wird ein Pärchen am
Frühstückstisch in einem typisch amerikanischen
Schnell-Restaurant eingeblendet, das sich im
Gespräch über Raubüberfälle auf
Banken und Spirituosenläden befindet. Der spontane
Entschluss dieses Restaurant zu überfallen wird
schnell in die Tat umgesetzt - und kurz in
Großaufnahme dargestellt.
-
- Es folgt ein weiterer
Schnitt aus dem Hauptteil des Films: Die folgende Szene
Royal mit Käse bildet einen Plot Point. In
Nahaufnahme werden zwei Männer in einem Auto
gezeigt. Sie unterhalten sich über Fast Food. Im
weiteren Verlauf geben die Unterhaltung und die Bilder
Aufschluss darüber, dass es sich um zwei Profikiller
auf dem Weg zu einer ihrer Arbeitsstätten handelt.
Mit gefühlsbetonten Spannungsmomenten, komischen
Situationen, Handlungen und Charakteren, unterlegt mit
Hits aus den 50er und 60er Jahren, gelingt es Quentin
Tarantino, den Zuschauer in allen Filmsequenzen in Bann
zu halten. So beobachtet Mia zum Beispiel in der Szene
Vincent und Mia: Rendevous? Vince per Kamera vom Intercom
aus. Die Kamera blendet Mia nur von hinten in
Großaufnahme ein, während der Zuschauer aus
Mias Position Vince auf dem Bildschirm mitverfolgen kann.
In Nahaufnahme wird zwischendurch kurz eingeblendet, wie
Mia dabei eine Koks-Linie zieht".
-
- Besonders drastisch wird
Die Adrenalinspritze in Szene gesetzt. Eine Nahaufnahme
zeigt die in sich zusammensackende Mia. Aus der Nase
rinnendes Blut entstellt ihr Gesicht. Schnelle
Bildschnitte machen die Hektik von Vince beim Transport
von Mia zu dessen Dealer Lance deutlich. In den darauf
folgenden Szenen arbeitet Quentin Tarantino besonders mit
Sprachwitz und gekonnt eingesetzten Nahaufnahmen. Lance
verlangt von seiner Frau, die Kiste mit den
Adrenalinspritzen aus dem Kühlschrank" und das
kleine schwarze Medizinbuch, das Handbuch für
Krankenschwestern, in dem steht wie man Herzspritzen
setzt", zu holen. Mias Busen wird in Nahaufnahme
eingeblendet, während Lance nach einem
Filzstift zum Markieren der Einstichstelle" ruft. In
Nahaufnahme wird die Markierung eingeblendet und man
hört wie Lance Vince die Anweisung gibt Nadel
wie Dolch einstechen! Das ist kein Witz!", aber die Szene
wirkt auf den Zuschauer absolut witzig.
-
- aus dem Schluss des
Films: Die Schlusssequenz Grande Finale im Hawthorne
Grill findet unvermutet für den Zuschauer wieder in
dem Schnell-Restaurant statt. Zunächst wird in Nah-
und dann in Großaufnahme gezeigt, wie Vince und
Jules frühstücken. Im Hintergrund sind Honey
und Pumpkin bei einem Kuss zu entdecken. Diese Kussszene
war bereits im Vorspann zu sehen, allerdings in
Nahaufnahme. Ein Kreis scheint sich zu schließen.
Der Zuschauer ist verblüfft.
-
- Interpretation
-
Seitenanfang
Interpretation mit Belegstellen
- Der US-Regisseur Quentin
Tarantino hat seine Kriminalsatire Pulp Fiction
ähnlich wie ein Drama aufgebaut: Pumpkin's und Honey
Bunnie's Überfall auf das Schnell-Restaurant gibt
dem Film einen Rahmen wie ein Prolog und ein Epilog. Ein
Beleg findet sich dafür in der 2. bis 6. und in der
128. bis 153. Filmminute.
-
- Normalerweise dreht sich
in einem Kriminalfilm alles um ein Verbrechen, oft um
einen Mord. Im Umfeld werden die Vorgeschichte der Tat,
ihre Aufdeckung und die Überführung des
Täters dargestellt. Anders ist es bei Tarantinos
Pulp Fiction, der sich aus vielen Puzzleteilen, die sich
in ungeordneter zeitlicher Reihenfolge überkreuzen,
zusammensetzt. Der Zuschauer muss ständig umdenken.
Er kann nicht wie in einem typischen Gangsterfilm die
Hintergründe des Verbrechens und die psychologische
Entwicklung des Täters eindeutig verfolgen. Es gibt
keinen roten Faden und keinen logischen Schluss, indem
sich der Film auflöst. Dadurch erscheint der
Handlungsverlauf so rätselhaft.
-
- In Pulp Fiction werden
drei Gangsterstories durch die Hauptpersonen und Orte
miteinander verbunden. So gesehen erzählt der Film
drei billige und anstößige Geschichten. Aber
bis zum Schluss bleibt durch geschickt gesetzte Schnitte
unklar, in welchem Zeitraum und in welcher Abfolge sich
diese Geschichten ereignet haben:
- Vincent Vega und
Marsellus Wallace' Frau (20. bis 66. Filmminute)
Die goldene Uhr (66. bis 109. Filmminute)
Die Bonnie Situation (109. bis 20.
Filmminute!!!).
-
- Der raffinierte Schnitt
macht sich in den folgenden Szenen besonders bemerkbar:
In den ersten und in den letzten Minuten von Pulp Fiction
überfallen Pumpkin und Honey Bunny den Hawthorne
Grill, wobei jedesmal Vince und Jules unter den
Gästen sind - in den ersten Filmminuten jedoch wird
eine andere Perspektive gezeigt, so dass sie nicht zu
sehen sind. Der Zuschauer merkt erst am Schluss, dass sie
auch vorher da gewesen sein mussten.
- Tarantino scheint mit
einem Zeitsprung sogar den Tod aufzuheben. Den Beleg
dafür: Vince, den Butch in der 88. Filmminute
tötet, taucht seltsamerweise wie
selbstverständlich in der Bonnie Situation in der
109. Minute wieder auf. Meiner Meinung nach wäre
eine andere Reihenfolge der drei Geschichten
verständlicher, aber dafür weniger interessant
gewesen: Erst die Bonnie Situation, dann Vincent Vega und
Marsellus Wallace' Frau und am Schluss die Goldene
Uhr.
-
- Quentin Tarantino
ironisiert in dem Film die Gewalt. Darum lässt er
extreme Brutalität wie beiläufig mit Charakter-
und Situationskomik einhergehen. Auf den Zuschauer wirken
dadurch selbst brutalste Szenen lächerlich. Das
Lachen bleibt einem im Halse stecken! Belegen lässt
sich diese Aussage zum Beispiel durch folgende
Szenen:
-
- Jules und Vince setzen
sich mit der Qualität von Hamburgern in
europäischen Hauptstädten auseinander,
während sie sich zu ihrer Arbeit" begeben (7.
Filmminute).
-
- Jules testet eine neue
Hamburgersorte und legt dabei einen Menschen um (15.
Filmminute)
Jules zitiert die Rache Gottes gemäß der Bibel
auf seine Weise und legt den nächsten Mann um (20.
Filmminute)
Vince setzt Mia, die unter der Wirkung einer
Heroinüberdosis zusammengebrochen ist, eine
Adrenalinspritze direkt ins Herz und Mia ist im
nächsten Augenblick wieder fit (58.
Filmminute).
-
- Auch gelingt es
Tarantino, die Charaktere von Pulp Fiction (alle
Hauptfiguren werden durch berühmte Schauspieler
verkörpert) in vielen Situationen und Handlungen
extrem überzogen und dadurch meist komisch wirkend
darzustellen. Ein Beispiel hierfür:
-
- Der schmierig und
abgewrackt wirkende Profi-Killer Vince (John Travolta)
wird von der Erotik und Coolness ausstrahlenden Mia (Uma
Thurman) in ein Restaurant geführt. Job ist Job.
Vince macht eben alles, was sein Boss verlangt (33.
Filmminute).
-
- Auf Mias Wunsch muss
Vince mit ihr an einem Tanzwettbewerb teilnehmen. Vince
bietet dem Zuschauer einen Twist der besonderen Art -
eine Kopie seiner selbst (John Travolta in Saturday Night
Fever). Wie in Zeitlupe bewegen sich die beiden zu
rockiger Musik (45. Filmminute).
-
- Die attraktive junge Mia
hat Marsellus in einer Tiefphase ihrer kurzen
Schauspieler-Karriere kennen gelernt (15 Minuten
Mitwirkung in einem Pilotfilm) und lässt sich von
dem feisten, alten Gangster-Boss als eine Art
Luxusweibchen in einer Luxusumgebung aushalten (ab 30.
Filmminute).
-
- Zum Abgewrackt- und
Coolsein in Unterwelt und Schickeriaszene passt
natürlich, dass Vince ein Heroinkonsument ist und
Mia Kokain nimmt. Aber dass Mia Vince`
Heroinpäckchen mit Kokain verwechselt und
plötzlich umfällt, wirkt wieder wie ein Gag.
Auch die anschließende Rettungsaktion ist so
übertrieben angelegt, dass man als Zuschauer
über den harten Einsatz von Vince nicht erschreckt,
sondern lachen muss (ab 53. Filmminute).
-
- Über die
Vergangenheit der Hauptpersonen lässt Tarantino die
Zuschauer im Ungewissen. Aber es gibt eine Ausnahme: In
die Kindheit von Butch (Bruce Willis) gibt es einen
Rückblick. Eine Uhr, das Symbol für Zeit,
wählt Tarantino, um in die Vergangenheit von Butch
zu springen".
-
- Als einer der
großen Gangsterbosse von L.A., treffend dargestellt
von dem bulligen, glatzköpfigen Ving Rhames, hat
Marsellus Wallace natürlich viele Feinde und keine
Freunde. Darum verhält er sich gegenüber
anderen rücksichtslos und knallhart. Der Boxer Butch
bekommt das zu spüren, als er wegen des Wettbetrugs
- den er vermutlich aus Familienehre nicht zulassen
konnte - zunächst flieht und schließlich doch
noch mit Marsellus aneinander gerät (91.
Filmminute). Bruce Willis verkörpert den Boxer, der
seine beste Zeit hinter sich hat.
- Gemeinsam fallen sie in
die Hände von zwei sadistischen Ganoven. Wider
Erwarten eilt Butch zur Hilfe und rettet ihn (101.
Filmminute). Dieser ist einer der wenigen Momente in Pulp
Fiction, in denen eine Hauptperson zögert, nachdenkt
und dann erst handelt. Und weil das so selten ist,
rechnet der Zuschauer schließlich schon gar nicht
mehr damit.
-
- Am Beispiel nur einer
Hauptperson, nämlich von Jules, durch den
dunkelhäutigen Schauspieler Samuel L. Jackson
verkörpert, stellt Quentin Tarantino während
des Films die bemerkenswerte Entwicklung" eines
Charakters vom bösen schwarzen Mann zum weißen
= unschuldigen Lamm Gottes dar:
-
- In der Filmsequenz
Marsellus Wallace Koffer zitiert der abgebrühte
Profikiller noch Bibelzitate - angeblich vom Propheten
Hesekiel Kapitel 25 Vers 17 - vor einem Mord, um seine
Tat als Rächer auf Gottes Pfad der Gerechtigkeit zu
begründen (20. Filmminute). Nach dem Alten Testament
lebte Hesekiel zunächst als Priester in Jerusalem
und war bei der ersten Deportation von Israeliten nach
Babylonien dabei (geschichtlich belegt im Jahr 597 v.
Chr.). Dort wurde er zum Propheten Gottes berufen und war
bis 571 v. Chr. tätig. Im Buch Hesekiel gibt es im
Kapitel 25 Spruch 17. Auch dieser Spruch handelt von
Gottes Rache, stimmt allerdings nicht mit den Zitaten,
die ihm Jules zuschreibt, überein.
-
- In der Göttlichen
Vorsehung erfährt Jules dann sein Wunder".
Vince und er werden nicht von dem Kugelhagel getroffen.
Jules interpretiert diesen Zufall als von Gott gewolltes
Wunder und beschließt ein besserer Mensch zu
werden. Ich werde mich ab heute zur Ruhe setzen".
Er setzt diesen Vorsatz sofort in die Tat um, verzichtet
darauf, Marvin zu töten und reagiert sehr
nachdenklich auf eine theologische Diskussion" mit
Vince (111. Filmminute).
- Dass dieser Wandel nicht
nur von kurzer Dauer ist, zeigt Jules im Großen
Finale im Hawthorne Grill. Hier führt Jules nochmals
ein Gespräch mit Vince über sein Wunder"
und sein neues Leben und zwingt Pumpkin, sich die
Geschichte seiner momentanen Entwicklung"
anzuhören. Er will nicht mehr böse sein, wie es
auf seiner Brieftasche steht (Ich bin ein
böser schwarzer Mann"), sondern nur noch sein
Bestes geben, um der Hirte zu sein" und lässt
das Gangsterpärchen unbeschadet laufen (128.
Filmminute).
-
- Besonderheiten
des Films
-
Seitenanfang
Den Quellen konnte ich entnehmen, dass Pulp Fiction
erst der zweite Film von Quentin Tarantino ist. Der heute
49-jährige Regisseur und Drehbuchautor ist ein
Autodidakt, hat also keine Ausbildung im Bereich Film
oder Theater gemacht.
-
- Bemerkenswert finde ich,
dass Tarantino mit Pulp Fiction nicht dem typischen
Schema von Filmen/Gangsterfilmen folgt, sondern
ständig zwischen den drei Stories, Orten und Zeiten
hin- und her"zappt" und dadurch Verwirrung beim Zuschauer
erzeugt.
-
- Irritierend ist meiner
Meinung nach auch die Geschichte um den Aktenkoffer.
Einige Hauptpersonen erhalten einen Einblick, der
Filmbesucher aber nicht. Und so bleibt der Inhalt
über den Film hinaus ein strahlendes Rätsel.
- Eine weitere
Besonderheit ist die künstliche Übersteigerung
von Gewalt - sogar einmal in Kombination mit Bezug zur
Bibel. Menschenleben haben in Pulp Fiction keine
besondere Bedeutung. Morde geschehen ganz nebenbei.
Kritiker sehen hierin eine Verharmlosung von
Brutalität und einen weiteren Beweis für die
Verrohung und Abgebrühtheit unserer
Gesellschaft.
-
- Ich sehe in Pulp Fiction
eine ironische Reaktion von Quentin Tarantino auf die
unzähligen billigen und brutalen Gangsterfilme, die
weltweit rund um die Uhr produziert worden sind und
werden. Pulp Fiction hebt sich durch die genial
übertriebenen Darstellungen von Charakteren,
Handlungen und Situationen deutlich von ihnen
ab.
-
- Benutzte
Quellen:
-
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Pulp Fiction von Quentin Tarantino, DVD, Universum
Film GmbH&Co ; Hauptfilm mit Special Features,
München 2003
SchülerDuden, Die Literatur, Dudenverlag, Mannheim
1989
Die Bibel, Herder-Verlag, 1965
Reclam Filmklassiker, Band 5, Stuttgart 1995
http://de.wikipedia.org./wiki/pulpfiction
-
- Werkverzeichnis
von Regisseur Quentin Tarantino:
Gangsterfilm Reservoir Dogs - Wilde Hunde,
1991
|