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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


Spätromantik
Malerei - Literatur


Julius Langenbach
(1823 - 1886)

Julius Langenbach
Ein Beitrag zur rheinisch-westfälischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts
Von Dr. phil. Alma Langenbach, Lünen © Familie Langenbach auf Anfrage

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Über das Langenbach-Stift in Bonn

Bild 2002

Kurzer Anhang

Die Gründung des Langenbach-Stiftes in Bonn geht zurück auf ein Unternehmen, das sich im Jahre 1884 in Berlin unter dem Namen „Mildwida" konstituiert hatte. Es war eine Art Unterstützungskasse für „Deutschlands Musiker-Witwen und -Waisen", ein großangelegter Dank für die mittellosen Angehörigen verstorbener Musiker, „die uns bei ihren Lebzeiten so manche genußreichen Stunden verschafft haben".

Am 20. Juli 1886 erschien in der Emser Zeitung, dem „Lahnboten" ein Aufruf der „Mildwida", aus dem hervorgeht, daß einflußreiche Damen aus ganz Deutschland seit 1884 in ihren Wohnorten Zweigvereine dieses umfassenden Unternehmens gebildet hatten. Es heißt darin u.a.: „Für Bonn und Bad Ems nimmt die Gattin unseres Kurorchester-Dirigenten, Herrn Julius Langenbach, jederzeit Beitrittserklärungen an, und zwar in ihrer Wohnung in Ems, Lahnstraße 23". Der Mindestbeitrag für einfache Mitglieder (mit dem Recht auf Anwartschaft zur Altersversorgung) beträgt 50 Pfg., für Gönnerinnen 5 Mk., für Ehrendamen 10 Mk.. Auch „Herren können sich gegen Empfangnahme einer „Wohltäterkarte", die zu jeder freundlichen Spende verabreicht wird, an dem guten und menschenfreundlichen Werk beteiligen".

Schon oben wurde darauf hingewiesen, daß Julius Langenbach und seine Frau, die kinderlos waren, frühzeitig von solchen sozialen Gedanken bewegt worden waren. Als nun Julius Langenbach am 7. Oktober 1886 verstorben war, gab es für seine Frau, ohne daß sie es anfangs ahnen mochte, eine neue Lebensaufgabe. Im Mai 1887 weilte sie wieder in Bad Ems. Wieder erschien ein Aufruf zur Beteiligung an diesem Unterstützungswerk, das durch eine Lotterie und Spenden neue Mitglieder werben wollte. Es wurden nicht nur Geldgaben, sondern auch verkäufliche Dinge, wie Handarbeiten u.a. Geschenke erbeten, die durch Verkauf oder Verlosung dem Werke zugute kamen. Hier sind nun viele Städtenamen genannt, in denen sich Damen bereiterklärt hatten, bei diesem Werke mitzuwirken: Berlin, Bonn, Breslau, Chemnitz, Cöln, Crefeld, Detmold, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Ems, Hamburg, Bad Homburg, Leipzig, Magdeburg, Stuttgart und Wiesbaden. So war nun wirklich ein Netz von Ortsgruppen über ganz Deutschland entstanden.

Jetzt aber fehlen uns für ca. 15 Jahre Daten zur Entwicklung der „Wildwida". Erst vom Jahre 1900 gibt es eine Einladung im Lahnboten zu einem „Künstlerkonzert in Ems unter Mitwirkung des Kurorchesters, arrangiert von Frau Elise Langenbach aus Bonn". Es handelt sich um ein Wohltätigkeitskonzert „zum Besten der Julius Langenbach-Stiftung in Bonn, Heimathaus für ältere unbemittelte Musikerwitwen und Musiklehrerinnen"...... Wir fühlen oder ahnen es: In den vergangenen 13 Jahren ist die große „Mildwida" zurückgegangen, sogar eingegangen, vielleicht, weil seit etwa 1890 doch manche Musiklehrerin in die Sozialversicherung des deutschen Staates eingetreten ist und auch die älteren Förderer der „Mild-wida" inzwischen verstorben waren. Die Leitung des „neuen" Vereins lag nun in erster Linie in Frau Langenbachs Händen, die inzwischen den Plan gefaßt hatte, nur ein Haus als Heim für die seit langem erwogenen Zwecke zu stiften und diesem Hause den Namen ihres unvergeßlichen Mannes zu geben.

Die Stiftung fand ihre juristische Form am 24. Juni 1903. Sie war am 16. 2 1903 als „Mildwida Stiftung" von höchster Stelle anerkannt worden. Und nun begann der Bau des Langenbach-Stiftes, damals noch „vor den Toren" der Stadt Bonn, Coblenzerstraße 237 (Kessenich) in nächster Nähe des Palais Schaumburg. (Spätere Adresse: Friedrich-Ebert-Alle 41, etwa in Höhe der haltestelle Ollenhauerstr. MS)

Die Einweihung des Julius Langenbach-Stiftes geschah am 3. Juli 1904, dem Geburtstag des Dirigenten. Am Vorabend führte der Städtische Gesangverein Bonn „Die Schöpfung" von Josef Haydn auf. Am folgenden Morgen fand der Weiheakt im Hause selbst statt. Schon oft sind die Worte aus der Festrede des Oberbürgermeisters Spiritus in den Bonner Tageszeitungen der Folgezeit wiedergegeben worden. Ein Teil aus dieser Festrede sei hier wiedergegeben:

Herr Oberbürgermeister Spiritus überbrachte namens der Stadt Bonn dem Langenbach-Stifte die herzlichsten Glück- und Segenswünsche. Er begrüßte es als erfreuliches Zeichen, daß gerade der erste Akt in den seit kurzem eingemeindeten Außenorten ein so bedeutungsvoller und würdiger sei.

„Als Frau Elise Langenbach einen Platz für das Heim suchte, hat sie sich in der Stadt umgesehen; aber da gab es keinen geeigneten Raum mehr für ihren großen Bau. Sie ging deshalb in den Vorort (Kessenich) hinaus und wählte mit feinstem künstlerischen Verständnis, inmitten einer herrlichen Natur den Platz, auf dem heute das Haus fertig da steht. An diesem Ort soll die Harmonie walten, und ich begrüße es doppelt freudig, daß die erste Handlung zwischen Bonn und seinem Vororte eine so harmonische ist. Aber nicht an Äußerlichkeiten wollen wir bei diesem Hause denken. Wichtig ist vor allem, was mit diesem Hause bezweckt wird. Es soll alten, nicht mehr arbeitsfähigen Lehrerinnen, die ihr Leben der Musik geweiht haben, Heimat sein. Es ist das erste Mal in unserem Vaterlande, daß eine solche Schöpfung zutage tritt, und auch das erfüllt uns mit Stolz. Wo wäre ein Heim für Musiklehrerinnen auch angebrachter gewesen, als in Bonn, wo die Wiege Beethovens stand, und wo Robert Schumann an stiller Stätte zu ewiger Ruhe gebettet ist?

......................

Ich kenne Sie, verehrte Frau Langenbach, seitdem ich die Ehre habe, in Bonn zu sein. Sie sind oft bei mir auf dem Rathause gewesen, und ich habe Gelegenheit gehabt, Ihre Zähigkeit und Tatkraft zu bewundern. Sie sind ein vollendeter Baumeister und ein Jurist ersten Ranges, der alle Schwierigkeiten mit Glück zu überwinden weiß. Sie sind aber auch ein ganz vorzüglicher Finanzminister (Heiterkeit im Saale), von dem wir alle lernen können. Es galt, große Schwierigkeiten bei dem Werke zu überwinden. Große Summen herzugeben ist nicht schwer, es ist auch nicht schwer, gut zu wirtschaften, wo viel Geld ist, aber wie Sie, Frau Langenbach, die Mittel zusammengebracht haben durch alle möglichen Veranstaltungen, Vorstellungen Bazare etc., lediglich durch die Kraft Ihrer Persönlichkeit, das steht einzig da in den Annalen der Bonner Geschichte."


Das Heim ist von 1904 aus gesehen, sehr modern und praktisch eingerichtet, daß es noch heute vorbildlich erscheint. (Es fehlt nur der Lift). Frau Langenbach hatte ihr ganzes Vermögen von 50.000 Mk.. und drei schuldenfreie Häuser hier investiert. Dazu kamen noch mindestens 150.000.- Mk. aus den langjährigen Sammlungen. Das Heim ist ganz modern in 30 Wohneinheiten für die Stiftsdamen aufgeteilt. Zu jedem Wohnzimmer gehört ein nebenan liegendes kleineres Schlafzimmer. Die Front des stattlichen Gebäudes schaut nach Westen auf das Vorgebirge, das sich besonders bei Sonnenuntergang abzeichnet. Die Rückseite des Gebäudes ist nach Osten auf den Rhein und das Siebengebirge gerichtet, dessen Konturen sich bei Sonnenaufgang verlockend darstellen. Zum Hause gehören ein großer Speisesaal, ein Musikzimmer und als erwünschte Freilufträume Veranden bzw. Terrassen. Im Souterrain befindet sich die große Küche mit allen erforderlichen Nebenräumen. Das ganze Haus ist mit fließendem Wasser und Zentralheizung ausgestattet. Das zweiflügelige Gebäude steht in einem Garten, der (nach den Plänen von Frau Langenbach) später noch einen Anbau hätte tragen sollen, und zwar nach Süden zur Langenbach-Straße. Leider hat in den letzten Jahren der Vorgarten der Verbreiterung der Straße (heute Adenauer-Allee) weichen müssen. Die Geldentwertungen nach den beiden Weltkriegen haben den weiteren geplanten Ausbau des Stiftes verhindert.

Schon im Juli 1914 nach zehnjährigem Bestehen hätte man ein kleines Erinnerungsfest feiern können, zumal Frau Langenbach damals trotz ihres hohen Alters noch recht rüstig war. Zwei Jahre nach Kriegsbeginn ist sie am 7. September 1916 entschlafen. So hat sie das Ende des Krieges mit allen Schwierigkeiten und besonders der Geldentwertung nicht miterlebt. Sie wurde neben ihrem Mann beigesetzt, und zwar auf dem Alten Friedhof (Bornheimer Straße) gegenüber von Robert und Clara Schumanns Ruhestätte.

Aus dem Jahre 1929, als das Stift 25 Jahre bestand, gibt es einen Rückblick in der Bonner Zeitung, der wieder Frau Langenbachs Beharrlichkeit in der Verfolgung ihrer Ziele, sowie ihre mütterliche Fürsorge für die Stiftsdamen hervorhebt.

Seit den 1920er Jahren gehört außer den Herren, die die rechtliches und wirtschaftlichen Interessen des Stiftes vertreten, auch die weltbekannte Pianistin Elly Ney zum Kuratorium der Langenbach-Stiftung. Zum Besten der Stiftung gab sie am 17.6.1924 einen Klavierabend in der Beethoven-Halle, wo Julius Langenbach so oft sein Orchester dirigiert hatte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie ihre große Kunst in den Dienst des Hauses gestellt. Unvergeßlich ist der Abend des 18. Mai 1955, als sie in den mit Flieder geschmückten Räumen des Heimes zunächst einen mächtigen Bach-Choral spielte, dann das zarte Andante favori von Beethoven und seine grandiose Appassionata. Schließlich ging sie über zu Mozart, Schubert, Chopin und Brahms, wie es die Stimmung ihr eingab. Überaus herzlich war der Dank der Stiftsdamen, der geladenen Blinden und der übrigen Gäste, ein Dank, den der Stadtkämmerer, Herr Dr. Bahlmann, als Vorsitzer des Kuratoriums bewegt weitergab.

Bei der Feier des sechzigjährigen Bestehens im Herbst 1964 durfte die Verfasserin einiges berichten aus dem Leben des Dirigenten und seiner Gattin, dieser Persönlichkeit, die sich fast mehr dem Bonner Gedächtnis eingeprägt hat als Julius Langenbach selbst.

Leider haben die Fremdbelegungen und Inflationen nach den beiden Weltkriegen dem Stifte und dem Stiftsvermögen sehr geschadet, so daß das Heim zu zwei Dritteln seines Wertes von der evangelischen Kirchengemeinde Bonn als Altersheim übernommen werden mußte. Nur noch ein Drittel der Plätze sind für ehemalige Musiklehrerinnen bestimmt, übrigens seit 1904 ohne Ansehen der Konfession.

Über allem schwebt noch der Geist der Erbauerin, die dreißig Jahre nach dem Tode ihres Gatten im Dienst zu seinem Gedächtnis und in der Sorge für die ihr anvertrauten Stiftsdamen lebte.

Langenbachstift 1960 Langenbachstift 1960
Langenbachstift 1960 Langenbachstift 1960
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Langenbach-Stiftung Bonn in den 60er Jahren (oben), das Gebäude Anfang 2002 (unten)

Langenbachstift 2002 Langenbachstift 2002
Langenbachstift 2002 Langenbachstift 2002


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