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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


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Frühromantik

SchubertFranz Schubert - Lieder

 

D 64 "Majestät'sche Sonnenroße"
 
Text: Friedrich von Schiller (1759-1805), aus "Der Triumph der Liebe"
Musik: Franz Schubert, D. 64
 
 
 
 
 
Majestät'sche Sonnenroße
Durch des Lichtes weiten Raum
Leitet Phöbus' goldner Zaum,
Völker stürzt sein rasselndes Geschoße;
Seine weißen Sonnenroße,
Seine rasselnden Geschoße,
Unter Lieb und Harmonie,
Ha! wie gern vergaß er sie!
 
 
D 67 "Der Flüchtling"
 
Text:Friedrich von Schiller (1759-1805)
 
Vertonung durch Franz Schubert, D. 67 (1813) (two tenors and a bass); D. 402 (18 March 1816), first published in 1895
 
Ebenfalls:
 
Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802), Kleine Balladen und Lieder Heft V no. 41 "Morgenfantasie" (with a different form of text)
 
 
 
 
Frisch atmet des Morgens lebendiger Hauch;
Purpurisch zuckt durch düst'rer Tannen Ritzen
Das junge Licht und äugelt aus dem Strauch;
In gold'nen Flammenblitzen
Der Berge Wolkenspitzen.
Mit freudig melodisch gewirbeltem Lied
Begrüßen erwachende Lerchen die Sonne,
Die schon in lachender Wonne
Jugendlich schön in Auroras Umarmungen glüht.
Sei, Licht, mir gesegnet!
Dein Strahlengruß regnet
Erwärmend hernieder auf Anger und Au.
Wie flittern die Wiesen,
Wie silberfarb zittern
Tausend Sonnen im perlenden Tau!
In säuselnder Kühle
Beginnen die Spiele
Der jungen Natur.
Die Zephyre kosen
Und schmeicheln um Rosen,
Und Düfte beströmen die lachende Flur.
Wie hoch aus den Städten die Rauchwolken dampfen!
Laut wiehern und schnauben und knirschen und stampfen
Die Rosse, die Farren;
Die Wagen erknarren
Ins ächzende Tal.
Die Waldungen leben,
Und Adler und Falken und Habichte schweben
Und wiegen die Flügel im blendenden Strahl.
Den Frieden zu Finden,
Wohin soll ich wenden
Am elenden Stab?
Die lachende Erde
Mit Jünglingsgebärde,
Für mich nur ein Grab!
Steig empor, o Morgenrot, und röte
Mit purpurnem Kusse Hain und Feld!
Säusle nieder, o Abendrot, und flöte
In sanften Schlummer die tote Welt!
Morgen, ach, du rötest
Eine Totenflur;
Ach! und du, o Abendrot! umflötest
Meinen langen Schlummer nur.
 
 
D 69 "Sprüche des Konfuzius"
 
Text:Friedrich von Schiller (1759-1805)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 43 and D. 69
 
 
 
 
Dreifach ist der Schritt der Zeit:
Zögernd kommt die Zukunft hergezogen,
Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen,
Ewig still steht die Vergangenheit.
Keine Ungeduld beflügelt
Ihren Schritt, wenn sie verweilt,
Keine Furcht, kein Zweifel zügelt
Ihren Lauf, wenn sie enteilt,
Keine Reu, kein Zaubersegen
Kann die stehende bewegen.
Möchtest du beglückt und weise
Endigen des Lebens Reise,
Nimm die zögernde zum Rat,
Nicht zum Werkzeug deiner Tat.
Wähle nicht die fliehende zum Freund,
Nicht die bleibende zum Feind.
 
 
D 73 "Thekla: Eine Geisterstimme"
 
Text:Friedrich von Schiller (1759-1805)
 
Vertonung durch Franz Schubert, D. 73 (22-23 August 1813), first published in 1868; D. 595 (November 1817), first published in 1827 as op 88 no. 2
 
 
 
 
Wo ich sei, und wo mich hingewendet,
Als mein flüchtiger Schatten dir entschwebt?
Hab' ich nicht beschlossen und geendet,
Hab' ich nicht geliebet und gelebt?
Willst du nch den Nachtigallen fragen,
Die mit seelenvoller Melodie
Dich entzückten in des Lenzes Tagen?
Nur so lang' sie liebten, waren sie.
Ob ich den Verlorenen gefunden?
Glaube mir, ich bin mit ihm vereint,
Wo sich nicht mehr trennt, was sich verbunden,
Dort, wo keine Träne wird geweint.
Dorten wirst auch du uns wieder finden,
Wenn dein Lieben unserm Lieben gleicht;
Dort is auch der Vater, frei von Sünden,
Den der blut'ge Mord nicht mehr erreicht.
Und er fühlt, dass ihn kein Wahn betrogen,
Als er aufwärts zu den Sternen sah;
Den wie jeder wägt, wird ihm gewogen,
Wer es glaubt, dem ist das Heil'ge nah.
Wort gehalten wird in jenen Räumen
Jedem schönen gläubigen Gefühl;
Wage du, zu irren und zu träumen:
Hoher Sinn liegt oft im kind'schen Spiel.
 
 
D 75 "Trinklied"
 
Text:Friedrich Schäffer (?)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 75
 
 
 
 
Freunde, sammelt euch im Kreise,
Freut euch nach der Väter Weise,
Stimmt in lautem Jubel ein.
Freundschaft reicht den Wonnebecher
Zum Genuß dem frohen Zecher,
Perlend blinkt der gold'ne Wein.
Schließt in dieser Feierstunde
Hand in Hand zum trauten Bunde,
Freunde, stimmet fröhlich ein,
Laßt uns alle Brüder sein!
Freunde, seht die Gläser blinken,
Knaben mögen Waßer trinken,
Männer trinken edlen Wein.
Wie der gold'ne Saft der Reben
Sei auch immer unser Leben,
Stark und kräftig, mild und rein.
Unsern Freundesbund/Freundschaftsbund zu ehren
Laßet uns die Gläser leeren!
Stark und kräftig, mild und rein
Sei das Leben, sei der Wein!
 
 
D 76 "Pensa, che questo istante"
 
Text:Pietro Metastasio (1698-1782)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 76 (1813)
 
 
 
 
Pensa, che questo istante
Del tuo destin decide,
Ch'oggi rinasce Alcide
Per la futura età.
Pensa che a dulto sei,
Che sei di Giove un figlio,
Che merto e non consiglio
La scelta tua sarà.
 
 
D 77 "Der Taucher"
 
Text:Friedrich von Schiller (1759-1805)
 
Vertonung durch Franz Schubert, D. 77; D. 111 (September 1813-end 1814), first published 1831
 
 
 
 
"Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf' ich hinab.
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund,
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen."
Der König spricht es und wirft von der Höh'
Der Klippe, die schroff und steil
Hinaushängt in die unendliche See,
Den Becher in der Charybde Geheul,
"Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?"
Und die Ritter, die Knappen um ihr her
Vernehmen's und schweigen still.
Sehen hinab in das wilde Meer,
Und keiner den Becher gewinnen will,
Und der König zum drittenmal wieder fraget;
"Ist keiner, der sich hinunter waget?"
Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor,
Und ein Edelknecht, sanft und keck,
Tritt aus der Knappen zagendem Chor,
Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg,
Und alle die Männer umher und Frauen
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.
Und wie er tritt an des Felsen Hang
Und blickt in den Schlund hinab
Die Wasser, die sie hinunterschlang,
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab
Und wie mit des fernen Donners Getose
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße.
Und es wallet un siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt
Und Flut auf Flut sich ohn'Ende drängt,
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären.
Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt,
Und schwarz aus dem weißen Schaum
Klaff hinunter ein gähnender Spalt,
Grundlos, als ging's in den Höllenraum,
Und reißend sieht man die brandenden Wogen
Hinab in den strudelnden Trichter gezogen.
Jetzt schnell, eh'die Brandung wiederkehrt,
Der Jüngling sich Gott befiehlt,
Und - ein Schrei des Entsetzens wird rings gehört,
Und schon hat ihn der Wirbel hinweggespült,
Und geheimnisvoll über dem kühnen Schwimmer
Schließt sich der Rachen, er zeigt sich nimmer.
Und stille wird's über dem Wasserschlund,
In der Tiefe nur brausset es hohl,
Und bebend hört man von Mund zu Mund;
"Hochherziger Jüngling, fahre wohl!"
Und hohler und hohler hört man's heulen,
Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen.
Und wärfst du die Krone selber hinein
Und sprächst; wer mir bringet die Kron',
Er soll sie tragen und König sein -
Mich gelüstete nicht nach dem teuren Lohn.
Was die heulende Tiefe da unten verhehle,
Das erzählt keine lebende glückliche Seele.
Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefaßt,
Schoß gäh in die Tiefe hinab,
Doch zerschmettert nur rangen, sich Kiel und Mast
Hervor aus dem alles verschlingenden Grab -
Und heller und heller, wie Sturmes Sausen,
Hört man's näher und immer näher brausen.
Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Well' auf Well' sich ohn'Ende drängt,
Und wie mit des fernen Donners Getose
Entstürzt es brüllend dem finstren Schoße.
Und sieh! aus dem finster flutenden Schoß
Da hebet sich's schwanenweiß,
Und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloß,
Und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß,
Uns er ist's, und hoch in seiner Linken
Schwingt er den Becher mit freudigem Winken.
Und atmete lang' und atmete tief
Und begrüßte das himmlische Licht.
Mit Frohlocken es einer dem andern rief;
"Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht!
Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle
Hat der Brave gerettet die lebende Seele."
Und der kommt, es umringt ihn die jubelnde Schar,
Zu des Königs Füßen er sinkt,
Den Becher reicht er ihm knieend dar,
Und der König der lieblichen Tochter winkt,
Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande,
Und der Jüngling sich als zum König wandte:
"Lange lebe der König! Es freue sich,
Wer da atmetim rosigen Licht!
Da unten aber ist's fürchterlich,
Und der Mensch versuche die Götte nicht
und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen.
Es riß mich hinunter blitzesschnell -
Da stürzt' mir aus felsigem Schacht
Entegen ein reißender Quell:
Mich packte des Dopplestroms wütende Macht,
Und wie einen Kreisel mit schwindelndem Drehen
Trieb mich's um, ich konnte nicht widerstehen.
Da ziegt mir Gott, zu dem ich rief
In der höchsten schrecklichen Not,
Aus der Tiefe ragend ein Felsenriff,
Das erfaßt' ich behend und entrann dem Tod -
Und da hing auch der Becher an spitzen Korallen,
Sonst wär'er ins Bodenlose gefallen.
Denn unter mir lag's noch, bergetief,
In purpurner Finsternis da,
Und ob's hier dem Ohre gleich ewig schlief,
Das Auge mit Schaudern hinuntersah,
Wie's von Salamandern und Molchen, Drachen
Sich regte in dem furchtbaren Höllenrachen.
Schwarz wimmelten da, in grausem Gemisch,
Zu scheußlichen Klumpen geballt,
Der stachlichte Roche, der Klippenfisch,
Des Hammers greuliche Ungestalt,
Und dräuend wies mir die grimmigen Zähne
Der entsetzliche Hai, des Meeres Hyäne.
Und da hing ich und war's mir mit Grausen bewußt
Von der menschlichen Hilfe so weit,
Unter Larven die einzige fühlende Brust,
Allein in der gräßlichen Einsamkeit,
Tief unter dem Schall der menschlichen Rede
Bei den Ungeheuern der traurigen Öde.
Und schaudernd dacht'ich's, da kroch's heran,
Regte hundert Gelenke zugleich,
Will schnappen nach mir - in des Schreckens Wahn
Laß' ich los der Koralle umklammerten Zweig:
Gleich faßt mich der Strudel mit rasendem Toben,
Doch es war mir zum Heil, er riß mich nach oben."
Der König darob sich verwundert schier
Und spricht: 'Der Becher ist dein,
Und diesen Ring noch bestimm'ich dir,
Geschmückt mit dem köstlichsten Edelgestein,
Versuchst du's noch einmal und bringst mir Kunde,
Was du sahst auf des Meers tiefunterstem Grunde."
Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl,
Und mit schmeichelndem Munde sie fleht;
"Laßt, Vater, genug sein das grausame Spiel!
Er hat Euch bestanden, was keiner besteht,
Und könnt ihr des Herzens Gelüsten nicht zähme!
So mögen die Ritter den Knappen beschämen."
Drauf der König greift nach dem Becher schnell,
In den Strudel ihn schleudert hinein;
"Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell',
So sollst du der trefflichste Ritter mir sein
Und sollst sie als Ehgemahl heut'noch umarmen,
Die jetzt für dich bittet mit zarten Erbarmen."
Da ergreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
Und es blitzt aus den Augen ihm kühn,
Und es siehet erröten die schöne Gestalt
Und sieht sie erbleichen und sinken hin -
Da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu erwerben,
Und stürtz hinunter auf Leben und Sterben.
Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündigt der donnernde Schall -
Da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick;
Es kommen, es kommen die Wasser all,
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,
Doch den Jüngling bringt keines wieder.
 
 
D 78 "Son fra l'onde"
 
Text:Pietro Metastasio (1698-1782), pen name of P. Antonio Domenico Bonaventura Trapassi
 
Vertonung durch Franz Schubert, D. 78 (1813)
 
 
 
 
 
Son fra l'onde in mezzo al mare,
E al furor di doppio vento;
Or resisto, or mi sgomento
Fra la speme, e fra l'orror.
Per la fè, per la tua vita
Or pavento, or sono ardita,
E ritrovo egual martire
Nell' ardire e nell' timor.
 
 
D 81 "Auf den Sieg der Deutschen"
 
Text:Anonymous
Vertonung durch Franz Schubert, D. 81 (1813)
 
 
 
 
 
Verschwunden sind die Schmerzen,
Weil aus beklemmten Herzen
Kein Seufzer widerhallt.
Drum jubelt hoch, ihr Deutsche,
Denn die verruchte Peitsche
Hat endlich ausgeknallt.
Seht Frankreichs Creaturen,
Sie machten Deutschlands Fluren
Zum blutigen Altar!
Die gierige Hyäne
Fraß Hermanns edle Söhne
Durch mehr als zwanzig Jahr.
Es wurden Millionen
Vom Donner der Kanonen
Zum Jammer aufgeweckt,
Es lag auf Städt' und Flecken
Verwüstung, Todesschrecken,
Vom Satan ausgeheckt.
Der Kampf ist nun entschieden.
Bald, bald erscheint der Frieden
In himmlischer Gestalt.
Drum jubelt hoch, ihr Deutsche,
Denn die verruchte Peitsche
Hat endlich ausgeknallt.
 
 
D 88 "Verschwunden sind die Schmerzen auf den sieg der Deutschen"
 
Text:Anonymous
Vertonung durch Franz Schubert, D. 88 (15 November 1813), first published 1892
 
 
 
 
Verschwunden sind die Schmerzen,
Weil aus beklemmten Herzen
Kein Seufzer wiederhallt.
Drum jubelt hoch, ihr Deutsche,
Denn die verruchte Peitsche
Hat endlich ausgeknallt.
 
 
D 93 no.1 "Don Gayseros I"
 
Text:Friedrich Heinrich, Baron de la Motte Fouqué (1777-1843)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 93 no.1, first published 1894
 
 
 
 
"Don Gayseros, Don Gayseros,
Wunderlicher, schöner Ritter,
Hast mich aus der Burg beschworen,
Lieblicher, mit Deinen Bitten.
Don Gayseros, Dir im Bündnis,
Lockten Wald und Abendlichter,
Sieh mich hier nun, sag' nun weiter,
Wohin wandeln wir, du Lieber?"
"Donna Clara, Donna Clara,
Du bist Herrin, ich der Diener,
Du bist Lenk'rin, ich Planet nur,
Süße Macht, o wollst gebieten!"
"Gut, sowandeln wir den Berghang
Dort zum Kruzifixe nieder
Wenden drauf an der Kapelle
Heimwärts uns, entlängst den Wiesen."
"Ach, warum an der Kapelle,
Ach, warum bei'm Kruzifixe;"
"Spricht, was hast Du nun zu streiten?
Meint ich ja, Du wärst mein Diener."
"ja, ich wandle, ja ich schreite,
Herrin ganz nach Deinem Willen."
Und sie wandelten zusammen
Sprachen viel von Süßer Minne.
"Don Gayseros, Don Gayseros,
Sieh, wir sind am Kruzifixe,
Hast Du nicht Dein Haupt gebogen
Vor dem Herrn, wie andre Christen?"
"Donna Clara, Donna Clara,
Konnt' ich auf was anders schauen,
Als auf Deine zarten Hände,
Wie sie mit den Blumen spielten?"
"Don Gayseros, Don Gayseros,
Konntest Du denn nichts erwidern,
Als der fromme Mönch Dich grüßte,
Sprechend: Christus geb' Dir Frieden?"
"Donna Clara, Donna Clara,
Durft' ins Ohr ein Laut mir dringen
Irgend noch ein Laut auf Erden,
Als Du flüsternd spracht: Ich liebe?"
"Don Gayseros, Don Gayseros,
Sieh' vor der Kapelle blinket
Des geweihten Wassers Schale!
Komm und tu' wie ich, Geliebter."
"Donna Clara, Donna Clara,
Gänzlich mußt' ich jetzt erblinden
Denn ich schaut' in Deine Augen,
Konnt' mich selbst nicht wiederfinden."
"Don Gayseros, Don Gayseros,
Tu mir's nach, bist Du mein Diener,
Tauch' ins Wasser Deine Rechte,
Zeichn' ein Kreuz auf deine Stime."
Don Gayseros schwieg erschrocken,
Don Gayseros floh von hinnen;
Donna Clara lenkte bebend
Zu der Burg die scheuen Tritte.
 
 
D 93 no. 2 "Don Gayseros II"
 
Text:Friedrich Heinrich, Baron de la Motte Fouqué (1777-1843)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 93 no.2, first published 1894
 
 
 
 
Nächtens klang die Süße Laute
Wo sie oft zu Nacht geklungen,
Nächtens sang der schöne Ritter,
Wo er oft zu Nacht gesungen.
Und das Fenster klirrte wieder,
Donna Clara schaut' herunter,
Aber furchtsam ihre Blicke
Schweiften durch das tau'ge Dunkel.
Uns statt Süßer Minnelieder,
Statt der Schmeichelworte Kunde
Hub sie an ein streng Beschwören:
"sag, wer bist Du, finstrer Buhle?
Sag, bei Dein' und meiner Liebe,
Sag, bei Deiner Seelenruhe,
Bist ein Christ Du, bist ein Spanier?
Stehst Du in der Kirche bunde?"
"Herrin, hoch hast Du beschworen,
Herrin, ja, Du sollst's erkunden,
Herrin, ach, ich bin kein Spanier,
Nicht in Deiner Kirche Bunde.
Herrin, bin ein Mohrenkönig,
Glüh'nd in Deiner Liebe Gluten,
Groß an Macht und reich an Schätzen,
Sonder gleich an tapferm Mut.
Rötlich blühn Granadas Gärten,
Golden stehn Alhambras Burgen,
Mohren harren ihrer Königin -
Fleuch mit mir durch's tau'ge Dunkel."
"Fort, Du falscher Seelenräuber,
Fort, Du Feind!" - Sie wollt' es rufen,
Doch bevor sie Feind gesprochen,
Losch das Wort ihr aus im Munde.
Ohnmacht hielt in dunkeln Netzen,
Ihren schönen Leib umschlungen.
Er alsbald trug sie zu Roße,
Rasch dann fort im mächt'gen Flug.
 
 
D 93 no.3 "Don Gayseros III"
 
Text:Friedrich Heinrich, Baron de la Motte Fouqué (1777-1843)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 93 no.3, first published 1894
 
 
 
 
An dem jungen Morgenhimmel
Steht die reine Sonne klar,
Aber Blut quillt auf der Wiese,
Und ein Roß, des Reiters baar,
Trabt verschüchtert in der Runde,
Starr steht eine reis'ge Schaar.
Mohrenkönig, bist erschlagen
Von dem tapfern Brüderpaar,
Das Dein kühnes Räuberwagnis
Nahm im grühnen Forste wahr!
Donna Clara kniet bei'm Leichnam
Aufgelöst ihr goldnes Haar,
Sonder Scheue nun bekennend,
Wie ihr lieb der Tote war,
Brüder bitten, Priester lehren,
Eins nur bleibt ihr offenbar.
Sonne geht, und Sterne kommen,
Auf und nieder schwebt der Aar,
Alles auf der Welt ist Wandel
Sie allein unwandelbar.
Endlich bau'n die und treuen Brüder
Dort Kapell' ihr und Altar,
Betend nun verrinnt ihr Leben,
Tag für Tag und Jahr für Jahr,
Bringt verhauchend sich als Opfer
Für des Liebsten Seele dar.
 
 
D 95 "Adelaide"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 95 (1814), published 1848
 
Ebenfalls:
 
Ludwig van Beethoven (1770-1827), op. 46 (1795/96)
 
 
 
 
Einsam wandelt dein Freund im Frühlingsgarten,
Mild vom lieblichen Zauberlicht umflossen,
Das durch wankende Blütenzweige zittert,
Adelaide!
In der spiegelnden Flut, im Schnee der Alpen,
In des sinkenden Tages Goldgewölken,
Im Gefilde der Sterne strahlt dein Bildnis,
Adelaide!
Abendlüfte im zarten Laube flüstern,
Silberglöckchen des Mais im Grase säuseln,
Wellen rauschen und Nachtigallen flöten:
Adelaide!
Einst, o Wunder! entblüht auf meinem Grabe
Ein Blume der Asche meines Herzens;
Deutlich schimmert auf jedem Purpurblättchen:
Adelaide!
 
 
D 97 "Trost, an Elisa"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 97 (1814), published 1894
 
 
 
 
Lehnst du deine bleichgehärmte Wange
Immer noch an diesen Aschenkrug?
Weinend um den Toten, den schon lange
Zu der Seraphim Triumphgesange
Der Vollendung Flügel trug?
Siehst du Gottes Sternenschrift dort flimmern,
Die der bangen Schwermut Trost verheißt?
Heller wird der Glaube dir nun schimmern,
Daß hoch über seiner Hülle Trümmern
Walle des Geliebten Geist!
Wohl, o wohl dem liebenden Gefährten
Deiner Sehnsucht, er ist ewig dein!
Wiederseh'n, im Lande der Verklärten,
Wirst du, Dulderin, den Langentbehrten,
Und wie er unsterblich sein!
 
 
D 98 "Erinnerungen"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 98 (1814)
 
 
 
 
Am Seegestad, in lauen Vollmondsnächten,
Denk' ich nur dich!
Zu deines Namens goldnem Zug verflechten
Die Sterne sich.
Am Hüttchen dort bekränzt' ich dir, umflossen
Von Abendglut,
Mit Immergrün und jungen Blütensprossen,
Den Halmenhut.
Bei jedem Lichtwurm in den Felsenstücken,
Als ob die Feen
Da Tänze webten, riefst du voll Entzücken:
Wie schön, wie schön!
Wohin ich blick' und geh, erblick' ich immer
Den Wiesenplan,
Wo wir der Berge Schnee mit Purpurschimmer
Beleuchtet sah'n.
 
 
D 99 "Ich denke dein"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 99 (1814), published 1894
 
Ebenfalls:
 
Ludwig van Beethoven (1770-1827), "Andenken" (Remembrance), WoO. 136
Ferdinand Ries (1784-1838), "Ich denke dein" (I think of you), op. 7 no. 2, published 1810
Carl Maria von Weber (1786-1826), "Ich denke dein!", op. 66 no. 3 (1806)
Hugo Wolf (1860-1903), "Andenken", 1876
Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802), "Andenken", from Kleine Balladen und Lieder Heft III no. 18
 
 
 
 
Ich denke dein,
Wenn durch den Hain
Der Nachtigallen
Akkorde schallen!
Wann denkst du mein?
Ich denke dein
Im Dämmerschein
Der Abendhelle
Am Schattenquelle!
Wo denkst du mein?
Ich denke dein
Mit süßer Pein
Mit bangem Sehnen
Und heißen Tränen!
Wie denkst du mein?
O denke mein,
Bis zum Verein
Auf besserm Sterne!
In jeder Ferne
Denk ich nur dein! 
 
 
D 100 "Geisternähe"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 100 (1814)
 
Ebenfalls:
 
Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802), Kleine Balladen und Lieder Heft III no. 4
 
 
 
 
Der Dämm'rung Schein
Durchblinkt den Hain;
Hier, beim Geräusch des Wasserfalles,
Denk' ich nur dich, o du mein Alles!
Dein Zauberbild
Erscheint, so mild
Wie Hesperus im Abendgolde,
Dem fernen Freund, geliebte Holde!
Er sehnt wie hier
Sich stets nach dir;
Fest, wie den Stamm die Efeuranke
Umschlingt dich liebend sein Gedanke.
Durchbebt dich auch
Im Abendhauch
Des Brudergeistes leises Weh'n
Mit Vorgefühl von Wiederseh'n?
Er ist's, der lind
Dir, süßes Kind,
Des Scleiers Silbernebel kräuselt,
Und in der Locken Fülle säuselt.
Oft hörst du ihn,
Wie Melodien
Der Wehmut aus gedämpften Saiten
In stiller Nacht vorübergleiten.
Auch fesselfrei
Wird er getreu,
Dir ganz und einzig hingegeben,
In allen Welten dich umschweben.
 
 
D 101 "Erinnerung"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 101 (April 1814), first published in 1894
 
 
 
 
 
Kein Rosenschimmer leuchtet dem Tag zur Ruh!
Der Abendnebel schwillt am Gestad empor,
Wo durch verdorrte Felsengräber
Sterbender Lüfte Gesäusel wandelt.
Nicht schwermutsvoller bebte des Herbstes Weh'n
Durch's tote Gras am sinkenden Rasenmahl,
Wo meines Jugendlieblings Asche
Unter den trauernden Weiden schlummert.
Ihm Tränen opfern werd' ich beim Blätterfall,
Ihm, wenn das Mailaub wieder den Hain umrauscht,
Bis mir, vom schönern Stern, die Erde
Freundlich im Reigen der Welten schimmert.
 
 
D 102 "Die Betende"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 102 (September? 1814), first published in 1840
 
Ebenfalls:
 
Ferdinand Ries (1784-1838), op. 36 no. 4, published 1811
Karl Friedrich Zelter (1758-1832)
 
 
 
 
Laura betet! Engelharfen hallen
Frieden Gottes in ihr krankes Herz,
Und, wie Abels Opferdüfte, wallen
Ihre Seufzer himmelwärts.
Wie sie kniet, in Andacht hingegossen,
Schön, wie Raphael die Unschuld malt;
Vom Verklärungsglanze schon umflossen,
Der um Himmelswohner strahlt.
O sie fühlt, im leisen, linden Wehen,
Froh des Hocherhabnen Gegenwart,
Sieht im Geiste schon die Palmenhöhen,
Wo der Lichtkrank ihrer harrt!
So von Andacht, so von Gottvertrauen
Ihre engelreine Brust geschwellt,
Betend diese Heilige zu schauen,
Ist ein Blick in jene Welt.
 
 
D 104 "Die Befreier Europa's in Paris"
 
Text: Johann Christian Mikan (1769-1844)
Music: Franz Schubert, D. 104 (1814)
  
Sie sind in Paris!
Die Helden! Europa's Befreier!
Der Vater von Östreich, der Herrscher der Reußen,
Der Wiedererwecker der tapferen Preußen.
Das Glück Ihrer Völker - es war ihnen teuer.
Sie sind in Paris!
Nun ist uns der Friede gewiß!
 
 
D 107 "Lied aus der Ferne"
 
Text:Friedrich von Matthisson (1761-1831)
Vertonung durch Franz Schubert, D. 107 (July 1814), first published 1894
 
Ebenfalls:
 
Mauro Giuseppe Sergio Pantaleo Giuliani (1781-1829), op. 89 no. 2, published 1817
Ferdinand Ries (1784-1838), op. 35 no. 6, published 1811
Karl Friedrich Zelter (1758-1832)
 
 
[Wenn] in des Abends letztem Scheine
Dir eine [lächelnde] Gestalt
Am Rasensitz im Eichenhaine
Mit Wink und Gruß vorüberwallt:
Das ist des Freundes teurer Geist,
Der Freund' und Frieden dir verheißt.
Wenn in des Mondes Dämmerlichte
Sich deiner Liebe Traum verschönt,
Durch Cytisus und Weymuthsfichte
Melodisches Gesäusel tönt,
Und Ahndung dir den Busen hebt:
Das ist mein Geist, der dich umschwebt.
Fühlst du, beim seligen Verlieren
in des Vergangnen Zauberland,
Ein lindes, geistiges Berühren,
Wie Zephyrs Kuß an Lipp' und Hand,
Und wankt der Kerze flatternd Licht;
Das ist mein Geist, o zweifle nicht!
Hörst du, beim Silberglanz der Sterne,
Leis' im verschwiegnen Kämmerlein,
Gleich Aeolsharfen aus der Ferne,
Das Bundeswort: Auf ewig dein!
Dann schlummre sanft; es ist mein Geist,
Der Freund' und Frieden dir verheißt.