zum Mittelalter
|
Einführung
in das Hochmittelalter
© Martin
Schlu 24. Mai 2010
|
- zurück
- In
der Blütezeit des Mittelalters sind die im frühen MA entstandenen
Strukturen verfestigt. Otto I. hatte z.B. im 10.
Jahrhundert Bistümer in Sachsen gegründet (Magdeburg, Merseburg,
Zeitz, Meißen, Oldenburg, Prag, Mähren, Olmütz) um die dortigen
Bewohner zu christianisieren - diese Bistümer entwickeln sich nun zu
großen Städten und die guten wirtschaftlichen Bedingungen begünstigen
einen Bevölkerungszuwachs. Die
Macht der Kirche wird allerdings immer wieder in Frage gestellt, sei es
durch Gründungen von Reformorden (Zisterzienser oder Prämonsztatensen)
oder durch den "Investiturstreit" <investare = einsetzen, also der
Streit, wer die Bischöfe einsetzen darf>. Hatte Otto die Bistumsgründungen
noch als Konkurrenz zum Papst gesehen, ist die Sachlage nun geklärt:
der Papst hat die geistliche Oberhoheit und darf die Bischöfe
einsetzen, der Kaiser und König haben die weltliche Oberhoheit
und dürfen sogar von den Bistümern Steuern erheben. Praktisch ist
dabei, daß der mittelalterliche Mensch seitens der Kirchen immer wieder
darin bestärkt wird, daß er - wenn überhaupt - nur um Haaresbreite an
dem Höllenfeuer vorbeischliddert. Dies führt bei den ungebildeten
Menschen zu ständiger Lebensangst und damit werden sie gut
beherrschbare Untertanen.
- Aus der
Tauschwirtschaft hat sich ab ca. 1100 die Geldwirtschaft entwickelt,
deren Grundlage ein Münzwesen ist, das einen einheitlich festgelegten
Wert hat und der eingeprägte Herrscherkopf garantiert, daß dieser Wert
auch gleich bleibt.
- Die Städte haben etwa ab dem 11. Jahrhundert eine eigene
Gerichtsbarkeit, werden teilweise Freie Städte oder Reichsstädte, gehen
Bündnisse ein wie z. B. mit der Hanse und werden im Regelfall
erheblich reicher als die umliegenden Gemeinden, die ihnen oft
Steuern oder Pachtzinsen zahlen müssen. Die Blütezeit der Städte
("Stadtluft macht frei") sorgt für eine erweiterte Handelstätigkeit,
weil nur auf den Märkten der Städte die Waren der spezialisierten
Handwerker einen fest kalkulierbaren Absatz finden. Auch die
Bauern können mehr
verkaufen, wenn sie mehr produzieren und haben damit einen Anreiz aus
dem Boden mehr herauszuholen als bisher. Daß sich im Bankwesen das
Papiergeld duchsetzt, erscheint zwangsläufig, irgendwann lassen sich
die Säcke und Tonnen von Münzen nicht mehr gefahrlos transportieren.
- Ein Aufschwung
beginnt, der erst mit der großen Pestepidemie beendet ist - immer mehr
Menschen auf engem städtischem Raum begünstigen die Ausbreitung von
Seuche und Hygiene ist völlig unbekannt. Schlechte Ernten begünstigen
außerdem Hungernöte und falsche Lagerung von Getreide endet mit
katastrophalen Folgen (z. B. durch "Mutterkorn-Vergiftungen").
- Durch die Gründung
von Kloster- und Lateinschulen kommt es zu einer Bildungsoffensive und
der Gründung der ersten Universitäten. Die wichtigsten Fächer sind
Theologie, dann folgt die Medizin, danach Jura, danach alles andere.
Möglich wird dies durch die Wiederentdeckung von antiken Schriften (z.B.
von Aristoteles) und die Beschäftigung mit den Quellen der Antike führt
zu einer ganz neuen Denkrichtung: der "Scholastik", die verschiedene
Auslegungen einer Quelle zuläßt - Jahrhunderte später wird diese
hermeneutische Denkweise Martin Luther
den Weg bereiten. Lesen und Schreiben wird langsam verbreitet und die
Schriftsteller schreiben eben nicht mehr nur in Latein oder Griechisch
sondern immer öfter in der Landessprache - die "Carmina Burana"
ist ein schönes Beispiel dafür - auch wenn sie erst viel später
aufgeschrieben wird. Die Malerei bildet nicht mehr nur Geistliches ab,
sondern auch Alltag und Natur. In der Architektur erfolgt der Wechsel
von der Romanik zur Gotik
und im Adel entsteht etwas ganz Neues: ein Soldat zu Pferde mit
intelltuellen Ansprüchen: der Ritter (bis auf das englische "knight"
überall die Verbindung von Pferd und Mensch: dt. "Ritter", frz.
"chevalier" etc.). Am Ende dieser Epoche, die etwa 1250 zu Ende geht,
stehen die Kreuzzüge und die Ritterorden, wir z.B. der "Deutsche
Orden", der durch seine militärische Stärke zwar die Kirche stärkt,
aber das Papsttum schwächt.
- zurück
-
- Literaturempfehlung:
Tuchmann, Barbara: Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert, Claassen-Verlag, Düsseldorf 1980
|