NS-Zwangsarbeiter - zurück - weiter 
von Michael Weingärtner

  
Vorwort und Einleitung
 
Der Tagesablauf der Zwangsarbeiter in Konzentrationslagern
Missbrauch der Menschen
Quellen

 
 
Beginn und Geschichte der Zwangsarbeit im Dritten Reich
 
Die Geschichte der Zwangsarbeit im Deutschen Reich ist die Geschichte von Unmenschlichkeit, Brutalität, Folter und Mord. Die Zwangsarbeiter waren immer nur Mittel zum Zweck.
Sie wurden (mit Ausnahme der Juden und der ethnischen Minderheiten) ausschließlich zu dem Zweck der Aufrechterhaltung der militärischen Überlegenheit gnadenlos missbraucht.
In fast allen bekannten und bedeutenden Deutschen Unternehmen wurden Zwangsarbeiter eingesetzt, damit die eigene Bevölkerung, insbesondere alle wehrfähigen Männer, für den Krieg zur Verfügung stehen konnten.
Hierbei ergab sich für die Unternehmen das Problem, wie diese Zwangsarbeiter, die weitgehend ohne Rechte waren, möglichst produktiv und kostengünstig eingesetzt werden konnte.
Kriegsgefangene, die nicht bereit waren, Zwangsarbeit auszuführen, wurden gnadenlos ermordet. Wer aus gesundheitlichen Gründen oder wegen Schwäche nicht mehr arbeiten konnte, bekam keine Nahrung mehr und musste verhungern. Zwangsarbeiter, die kräftig und gesund waren, bekamen gerade soviel Nahrung, dass ihre Arbeitskraft für einen gewissen Zeitraum erhalten werden konnte. Gesundheitliche Versorgung fand so gut wie gar nicht statt, Medikamente und Verbandsstoffe wurde für die eigenen Soldaten benötigt. Gegen Seuchen gab es Impfungen, da hier die Gefahr bestand, dass die Arbeitskräfte zu schnell verstarben und die Produktion damit zum Erliegen kam.
 
Die Nazi-Größen hatten sich ausgerechnet, dass sich die Produktivität der heimischen Industrie durch die Zwangsarbeiter dauerhaft erheblich steigern lassen könnte. Die immer größer werdende Anzahl von Zwangsarbeitern in den Unternehmen schaffte mit der Zeit erhebliche Versorgungsprobleme. Um die Versorgungs- und Nachschubprobleme für die Feldzüge in dem Raub- und Vernichtungskrieg in den Griff zu bekommen, wurden die Essensrationen der Zwangsarbeiter reduziert. Der General-Quartiermeister des Heeres, Eduard Wagner, erließ im November 1941 die Anweisung:
 
"Nichtarbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern".
 
Diese Anweisung wurde sowohl in den berüchtigten Gefangenenlagern (Konzentrationslagern) als auch in den Werken vieler deutscher Unternehmen konsequent umgesetzt. Trotz der schrecklichen Umstände, unter denen die Zwangsarbeiter in den deutschen Werken, in der Landwirtschaft und im Bergbau ihre Arbeit verrichten mussten, war eben diese enorme Arbeitsleistung eine wesentliche Voraussetzung für die Kampfbereitschaft und die Kampffähigkeit der Armee, der Kampfverbände der Wehrmacht und der Waffen-SS.
Ohne diese enorme Leistung der Zwangsarbeiter wäre dieser Vernichtungskrieg schon wesentlich früher verloren gegangen und viele Menschen hätten möglicherweise diesen Krieg überlebt. Damit sind die Zwangsarbeiter als Opfer dieses verbrecherischen Regimes gleichzeitig deren Gehilfen gewesen, ohne dass sie eine andere Wahl gehabt hätten.
 
Die großen Konzentrationslager im Osten Deutschlands und in Polen waren von vorneherein als Vernichtungslager konzipiert worden. Hier wurden die arbeitsfähigen Gefangenen systematisch durch schwerste Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen zerstört. Als das eigene Personal nicht mehr ausreichte, um die Gefangenen zu kontrollieren und zu überwachen, beauftragte man damit andere Gefangene, denen man Vergünstigungen versprach. Diese Lageraufseher dienten gleichzeitig als Spione für das Wachpersonal, damit solche Gefangenen, die revoltieren wollten, frühzeitig erkannt und getötet werden konnten. Waren die Gefangenen nicht mehr arbeitsfähig, wurden sie von Erschießungskommandos der SS hingerichtet oder in die Gaskammer geschickt.
 
In den heimischen Unternehmen waren die Zwangsarbeiter hauptsächlich in der Produktion von Kriegswaffen, Panzern, Militärfahrzeugen und in der chemischen Industrie zur Produktion von Medikamenten, Treibstoffen und Giften zur Kriegsführung eingesetzt. Viele Unternehmen bauten ihre Werke mit Hilfe der Zwangsarbeiter erheblich aus und konnten die Produktion dadurch deutlich steigern. Je länger der Krieg dauerte, umso mehr setzte sich auch in den Betrieben in Deutschland die menschenverachtenden Methoden durch, die in den Konzentrationslagern üblich waren. Es kam vermehrt zu Übergriffen auf arbeitsunfähige oder arbeitsunwillige Gefangene. Totschlag war an der Tagesordnung.
 
Als die Alliierten im Jahre 1945 den Krieg gewonnen hatten und die Konzentrationslager und die Zustände in den großen deutschen Firmen untersuchten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens:
Halbverhungerte Menschen, die vor Schwäche oft nicht mehr auf den eigenen Beinen stehen konnten, total verschmutzt und verwahrlost. Viele waren so schwach, dass sie sich über die Befreiung zuerst noch nicht einmal freuen konnten. In der Nähe der Lager und der Firmen fanden sich groß angelegte Friedhöfe, teilweise mit Massengräbern.
 
Viele der Überlebenden haben sich auch später nie wieder von den Folgen der grausamen Erlebnisse erholt. Einige Konzentrationslager sind nach dem Krieg zu geschichtlichen Denkmälern ernannt worden und sollen die Menschen abschrecken und zeigen, zu welchen schrecklichen Verbrechen Menschen fähig sind.
Die meisten Firmen konnten nach dem Krieg sofort wieder mit der Produktion beginnen.
Viele Firmen waren - nicht zuletzt durch die große Arbeitsleistung der
Zwangsarbeiter in den Kriegsjahren - so gut ausgerüstet, dass sie sofort wieder einen erheblichen Anteil an dem Wirtschaftswachstum in den Nachkriegsjahren haben konnten und schnell wieder zu Reichtum kamen.
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