|
-
- Feldafing
- Martin Bormann erinnert sich... Seite 34-39!
-
- Nach dem Leben in München ging das Leben ganz
normal weiter. Im Frühjahr 1940 bestand Bormann
junior die Aufnahmeprüfung für die Oberschule
in Berchtesgarden. Inzwischen war der Polen-Feldzug zu
Ende, aber Hitlers Friedensappell" vom 06.10.39
hatte keine Wirkung gehabt. Die Sowjetunion hatte am
30.11.39 ihren Winterkrieg gegen Finnland begonnen, der
am 12.03.40 durch den Abschluss des
sowjetischen-finnischen Friedens unter Gebietsverlust
für Finnland, aber unter Wahrung seiner
Selbständigkeit beendet worden war. Am 09.04.40
hatten der Einmarsch deutscher Truppen in Dänemark
und die Landung in den norwegischen Häfen begonnen;
am 30.04.40 war diese sogenannte Operation
Weserübung" abgeschlossen.
-
- Das Schuljahr 1940/41 begann am 07. April 1940. Da
die jungen Lehrer zur Wehrmacht eingezogen wurden,
verpflichtete man neuerlich schon pensionierte
Oberschullehrer. Einer der reaktivierten Lehrer in
Berchtesgarden war sein Geschichtslehrer Dr. M. Sein
Unterricht bestand vor allem darin, dass er sie in jeder
Geschichtsstunde eine Folge aus seinen Geschichtsquellen
diktierte. Wahrscheinlich war er mit den offiziellen
Geschichtsbüchern nicht einverstanden.
Bormannschwänzte den Unterricht, da er ihm keinen
Spaß mehr machte. Das hatte zur Folge, dass sein
Vater ihn nach Feldafing in die Reichsschule der
NSDAP" schickte. Er gab die Anweisung an die dortigen
Erzieher, aus ihm einen anständigen Deutschen"
zu machen. Seine Mutter brachte ihn am 10. Mai 1940 nach
Feldafing. Am gleichen Tage begann der Feldzug gegen
Frankreich. Diese Schule war am 1. April 1933 vom
Obersten SA-Führer Ernst Röhm als
neunklassige nationalsozialistische Oberschule" für
die Heranbildung des Führernachwuchses der SA
angekündigt worden. Der 1. April 1933 war der Tag
des ersten reichsweiten Boykotts gegen jüdische
Geschäfte, gegen jüdische Ärzte und
Rechtsanwälte. Gewalt gegen Sachen", aber auch
bereits gegen Personen war das Ergebnis. Die Folge der
Ereignisse des 1. April 1933 war eine erste
Auswanderungswelle deutsch-jüdischer Bürger,
die ihres religiösen Bekenntnisses wegen Schlimmes
voraussahen und sich entschlossen, Deutschland zu
verlassen &endash; wie schlimm es werden sollte, konnte
keiner voraussehen. Sie ließen ihren gesamten nicht
beweglichen Besitz, Grundstücke, Häuser,
Firmen, zurück. Am 1. April 1934 wurde die Schule in
Feldafing von Ernst Röhm eröffnet. In Feldafing
hatte eine Reihe begüterter jüdischer
Bürger gewohnt. Ihre verlassen Villen waren die
ersten Internats- und Schulgebäude dieser
NS-Oberschule, zum Teil regulär, zum Teil billig
gekauft (Notverkäufe"), zum Teil
übernommen", weil fluchtartig verlassen.Die
Schule wurde zu Anfang mit Militärspinden und
-betten eingerichtet. Die Lehrer waren SA-Mitglieder. Es
wurde nach staatlichen Lehrplänen mit viel Sport
(Wehrsport) unterrichtet. Nach dem so genannten
Röhmputsch" (30. Juli &endash; 1. Juli 1934)
wurde die Schule 1936 dem Stellvertreter des
Führers" unterstellt, dessen Stabsleiter Martin
Bormann Senior war. 1938 wurde sie in Reichsschule
der NSDAP" umbenannt. Nach dem Reichsausleseverfahren
konnte jeder Reichsgau jährlich drei Kandidaten nach
Feldafing schicken, nur Berlin und München je
fünf.
-
- Als Martin Bormann Junior nach Feldafing kam, gab es
eine Reihe Neubauten, aber die alten wurden auch noch
benutzt. Zunächst hatte er es nicht leicht in der
Schule da er als Straf-
- Versetzter" galt. Um die geforderten Standards zu
erbringen musste er sich sehr anstrengen, Sport fiel ihm
besonders schwer. Er wurde später dann akzeptiert.
Zu bemerken wäre noch, das 1941 der
Schuljahreswechsel., - damit die Versetzung in die
nächste Klasse -, reichseinheitlich von Ostern auf
Anfang und Ende der Sommerferien verlegt wurde. Somit
begann für ihn das neue Schuljahr Ende
September.
- Das kurze Schuljahr von April bis Juli 1941 wurde
durch ein dreitägiges Pfingstlager"
unterbrochen. Sie machten einen Gepäckmarsch, dann
folgte der Lager Aufbau, Verpflegung aus der
Gulaschkanone, Geländespiele mit Kartenkunde,
Tarnübungen, Übungen zum richtigen Bewegen im
Gelände, und ein nächtlicher Überfall
schlossen die Übungen ab. Nach dem Lager Abbau
marschierten sie zurück. Vormilitärische
Ausbildung" wurde das ganze genannt.
-
|
|