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Kulturgeschichte - 20. Jahrhundert


   
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20. Jahrhundert

20. Jahrhundert Gründung der Comedian Harmonist

 Zwanziger Jahre

Am 18. Dezember 1927 erschien im Berliner Lokal-Anzeiger die folgende Anzeige: 

Achtung! Selten. Tenor, Baß (Berufsanfänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht. Ej, 25 Scherlfiliale, Friedrichstraße 136 

Wer sich auf die Anzeige gemeldet hatte, wurde zu einem Vorsingen bei Harry Frommermann Stubenrauchstr. 47, am den 29. Dezember 1927, eingeladen. Gemeinsam mit Theodor Steiner, einem Schulfreund Frommermanns, wurden die Bewerber getestet: 

"Im Jahre 1927 gab es viele Arbeitlose und so kamen Scharen von Menschen, die alle hofften eine Anstellung zu finden. Sie bildeten schließlich eine Schlange von Menschen, die von der V. Etage durch das ganze Treppenhaus bis auf die Straße reichte. Über 70 Menschen waren gekommen, nur um vorzusingen... Die Not der goldenen Zwanziger Jahre verleitete die Menschen dazu, milde gesagt, unaufrichtig zu sein... Da schob sich ein massiver, junger ;ann durch die schmale Tür der Mansarde und stellte sich als Robert Biberti vor... ...der hatte auch schon von den ‚Revellers' gehört, kannte ihre Platten und war genauso begeistert wie Harry. Dann sang er mit einem schönen schwarzen Baß die Opernarie ‚O Isis und Osiris' vor. Und als Harry diese Stimme hörte, wußte er: Der ist es! Wenigstens einer. Es stellte sich heraus, daß Biberti Noten lesen und vom Blatt singen konnte. Vor allem war von der Idee selbst begeistert und war auchz bereit ohne Bezahlung mitzumachen... Er schlug... vor, beim nächsten Mal mit einigen Kollegen aus seinem Bekanntenkreis wiederzukommen.
Erika von Späth, Bremen, Januar 1976

(Erika von Späth war die letzte Lebensgefährtin Harry Frommermanns. Das Interview mit Harry konnte nicht mehr stattfinden, weil er am 24. Oktober 1975 bereits gestorben war. Quelle: Fechner, S. 141 f ............... MS.)

„Da las ich am 18. Dezember 1927 eine Annonce im Berliner Lokal-Anzeiger: ‚Achtung- selten! Stimmen gesucht! für ein einzig dastehendes Gesangsensemble' und so weiter . Ich meldete mich brieflich unter dem angegebenen Kennzeichen und zwei Tage später bekam ich Antwort von einem jungen Mann namens Harry Frommermann, der mich zu einem Vorsingen in sein Atelier in der Stubenrauchstraße einlud. So kam es zur Gründung der Comedian Harmonists."
Robert Biberti, Berlin 1975 

„Bald, nachdem die neue Währung gekommen war, hatten wir in dem bulgarischen Studentenwohnheim eine Feier, am Ende des Jahres 1923. Dabei feierten wir meine Aufnahme am Konservatorium... Drei Jahre studierte ich an dem Konservatorium, bis 1926. Dann bekam ich einen Vertrag ans Große Schauspielhaus als Chorsänger und für kleine Partien. Da habe ich auch Roman Cykowski und Bob Biberti kennengelernt... Mit Cykowski habe ich mich besonders gut verstanden... ...er war eben auch Slawe ... Erwin Bootz kannte ich sogar noch früher. Der... kam oft in das kleine Restaurant, in dem ich als Kellner arbeitete. Seitdem waren wir ein wenig befreundet.

Eines Tages komme ich nach Hause und finde eine Postkarte von Biberti, daß jemand ein Quartett machen will und schöne Stimmen sucht.

Am nächsten Tag fährt er mit mir zu Harry Frommermann, Cykowski war auch dabei, und da haben wir die Comedian Harmonists gegründet."
Ari Leschnikoff, Dezember 1975 (zit nach: Fechner, S. 37)