19.
Jahrhundert
Vormärz
und
Nationalismus
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Ferdinand Meyer
(1825
- 1898)
Die
deutsche Revolution
1848/1849
|
Conrad
Ferdinand Meyer 1825 - 1898
Die Füße im Feuer - Gedicht und
Hintergrund
erstellt
von Martin Schlu, September 2004
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Gedicht
- Hintergrund
- zurück
-
- Wild
zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
- Der
Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem
Roß,
- Springt
ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
- Im Wind.
Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
- Ein
schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
- Und
knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann.
-
- Ich
bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
- Nach
Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs
Rock!"
- Es
stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was
kümmerts mich?
- Tritt
ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!"
-
- Der
Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,
- Von
eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
- Und je
nach seines Flackerns launenhaftem Licht
- Droht
hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,
- Ein
stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild.
-
- Der
Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd
- Und
starrt in den lebendgen Brand. Er brütet, gafft.
- Leis
sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den
Saal ...
- Die
Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut
...
-
- Den
Abendtisch bestellt' die greise Schaffnerin
- Mit
Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein half,
- Ein
Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick
- Hing
schreckensstarr am Gast und hing am Herd entsetzt...
- Die
Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
- Verdammt!
Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
-
- Drei
Jahre sinds ... Auf einer Hugenottenjagd ...
- Ein
fein, halsstarrig Weib ... 'Wo steckt der Junker?
Sprich!'
- Sie
schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie
schweigt
- Ich
werde wild. Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf.
- Die
nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
- Tief
mitten in die Glut. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt,
- Sie
windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor?
- Wer
hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?
- Hat er
nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich.
- Eintritt
der Edelmann. Du träumst? Zu Tische, Gast."
-
- Da
sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht
- Und er.
Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.
- Ihn
starren sie mit aufgerissnen Augen an &endash;
- Den
Becher füllt und übergießt er,
stürzt den Trunk,
- Springt
auf: Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!
- Müd
bin ich wie ein Hund!" Ein Diener leuchtet ihm.
- Doch auf
der Schwelle wirft er einen Blick zurück
- Und
sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr.
- Dem
Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.
- Fest
riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und
Schwert.
- Gell
pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.
- Die
Treppe kracht. Dröhnt hier ein Tritt? Schleicht dort
ein Schritt?
- Ihn
täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.
- Auf
seinen Lidern lastet Blei und schlummernd sinkt
- Er auf
das Lager. Draußen plätschert Regenflut. Er
träumt.
- 'Gesteh!'
Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.
- Er zerrt
das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.
- Aufsprüht
und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ...
-
- Erwach!
Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!"
- Durch
die Tapetentür in das Gemach gelangt,
- Vor
seinem Lager steht des Schlosses Herr &endash; ergraut,
- Dem
gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.
-
- Sie
reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.
- Zersplittert
liegen Ästetrümmer quer im Pfad.
- Die
frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume
noch.
- Friedselge
Wolken schwimmmen durch die klare Luft,
- Als
kehrten Engel heim von einer nächtgen Wacht.
- Die
dunkeln Schollen atmen kräftgen Erdgeruch.
- Die Ebne
öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug.
-
- Der
Reiter lauert aus den Augenwinkeln: Herr,
- Ihr seid
ein kluger Mann und voll Besonnenheit
- Und
wißt, daß ich dem größten
König eigen bin.
- Lebt
wohl. Auf Nimmerwiedersehn!" Der andre spricht:
- Du
sagts! dem größten König eigen! Heut ward
- Sein
Dienst mir schwer. Gemordet hast du teuflisch mir
- Mein
Weib! Und lebst!
- Mein ist
die Rache, redet Gott."
-
- Hintergrund
- Gedicht
- 30jähriger
Krieg
- Seitenanfang
- Um 1174 gründete
der Lyoner Kaufmann Petrus Valdes eine Orden, der
später als "Waldenser" bekannt wurde. Zentrale
Glaubensinhalte waren u.a. Ablehnung der
Heiligenverehrung, des Ablasses, der Todesstrafe, des
Eides und der katholischen Kindstaufe. Der Bann der
katholischen Kirche erfolgte bereits zehn Jahre
später und - anders als später Martin Luther -
wurden die Waldenser in ganz Europa verfolgt. 1532
schlossen die Waldenser mit den Anhängern Johann
Calvins, den "Calvinisten", einen Bund und versuchten,
die nächsten Jahrhunderte Religionsfreiheit zu
erlangen (was erst 1848 erreicht wurde). Johannes Calvin
mußte 1533 aus Frankreich fliehen und ging in die
Schweiz. Obwohl auch dort ab 1538 amtliche Edikte
(Erlasse) gegen die "Ketzerei" der reformatorischen
Anhänger erlassen wurden, bildeten sich in den
nächsten zwanzig Jahren überall
calvinistisch-reformierte Gemeinden, die sich allerdings
heimlich trafen, um nicht als Ketzer verbrannt zu werden.
Als Karl IX. bemerkte, daß die "Hugenotten", wie
sie nun genannt wurden, an gesellschaftlichem und
kulturellem Ansehen gewannen, begann er die Kriege gegen
sie. Von 1562 bis ca 1600 fanden acht Kriege gegen
Hugenotten statt, oft zogen Mordkommandos durch das Land
um Hugenotten gezielt zu töten. 1572 kam es zur
"Bartholomäusnacht, als der Protestant (Hugenotte)
Heinrich von Navarra (der spätere König
Heinrich IV.) die Katholikin Margarete von Valois
heiratete. Die Ehe galt als Sakrileg und man tötete
alle Menschen, von deren protestantischem Glaube man
wußte. Heinrich überlebte diese Nacht zwar,
trat aber 1593 zum Katholizismus über. 1598
erließ er das Edikt von Nantes, das den
Katholizismus als Staatsreligion festlegte, jedoch
ansonsten Glaubensfreiheit garantierte.
-
- Heinrich gewährte
Hugenotten nun auch Zutritt zu öffentlichen
Ämtern, richtete konfessionell gemischte
Gerichtshöfe ein und definierte
"Sicherheitsplätze",wie z.B. die Hafenstadt La
Rochelle. Das Edikt von Nantes blieb Grundlage der
bürgerlichen und religiösen Rechte der
Hugenotten, bis Heinrich von Navarra vom religiösen
Fanatiker Francois Ravaillac 1610 ermordet wurde. Der
Nachfolger, Ludwig XIII. , setzte Kardinal Richelieu als
Berater ein, der nun versuchte, die Sonderstellung der
Hugenotten (Staat im Staate) aufzuheben. Nachdem
Richelieu einen Krieg gegen die Hugenotten geführt
hatte, bei dem 15.000 Einwohner von La Rochelle
verhungerten, verloren die Hugenotten ihren
Einfluß, ihre Sicherheitsplätze und alle
politisch-militärischen Rechte. Die Angst vor dem
"Staat im Staat" war größer, als staatliche
Vernunft und Toleranz.
-
- Nun kam die erste
Flüchtlingswelle zustande und planmäßige
Verfolgungen unter Ludwig XIV. setzten ab 1643 ein. Die
Aufhebung des Toleranzedikt von Nantes löste die 2.
Fluchtwelle von insgesamt einer Viertelmillion Hugenotten
in die umliegenden protestantischen Länder aus, vor
allem nach Preußen und Württemberg. Ab 1660
wurden die Verfolgungen gegen die Hugenotten weiter
verschärft, ab 1679 wurden sie von eingesetzten
Dragonern (berittenen Soldaten) offiziell verfolgt und
gejagt, damit sie zwangsweise rekatholisiert wurden. Man
besetzte hugenottische Häuser, folterte die
Angehörigen und bedrohte das Leben der
hugenottischen Familien. In dieser Zeit spielt das
Gedicht Conrad Ferdinand Meyers.
-
- Mit dem Edikt von
Fontainebleau von 1685 stellte Ludwig XIV. den status quo
(alten Zustand) wieder her: protestantische Kirchen
wurden zerstört, private Versammlungen und
reformierte Gottesdienste wurden verboten,
protestantische Geistliche mußten das Land
verlassen, ihre älteren Kinder mußten jedoch
bleiben, damit sie katholisch erzogen werden können.
Nach der Revolution und der französischen Verfassung
1791 setzte sich nicht nur in Frankreich die Bezeichnung
"Protestanten" durch. "Hugenotten" sind genaugenommen die
calvinistischen Gläubigen während der Zeit
ihrer Verfolgung in Frankreich. Bis heute ist Frankreich
vorwiegend katholisch, jedoch hat die kleine Gruppe der
Protestanten einen relativ großen Einfluß,
der damit zu erklärten ist, daß die
Bildungselite Frankreichs Wert auf liberale
Glaubenssätze liegt, die denen der katholischen
Kirche zuwiderlaufen. (MS)
-
- Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hugenotten, August
2005
-
- Gedicht
- 30jähriger
Krieg
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