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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


Spätromantik
Malerei - Literatur


Julius Langenbach
(1823 - 1886)

Julius Langenbach - Biographie
Ein Beitrag zur rheinisch-westfälischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts
Von Dr. phil. Alma Langenbach, Lünen © Familie Langenbach auf Anfrage

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"Musik ist überdimensionaler Ausdruck des Friedens"

Gabriel Marcel

An seinem Grabstein auf dem „Alten Friedhof" in Bonn stehen seine Lebensdaten als Anfangs- und Schlußsteine seines Lebensmosaikes:

Julius Langenbach
Geb. 3. Juli 1823 zu Iserlohn
Gest. 7. Okt. 1886 zu Bonn

Wie es häufig bei der Entdeckung von antiken Mosaiken geht, so auch bei der Aufdeckung des Lebensbildes von Julius Langenbach. Es bleiben „graue Stellen" im Bilde, zumal ich bisher keine direkten Quellen (Briefe oder Kompositionen) gefunden habe.

Aufschluß über seine Tätigkeit gaben mir seine Konzertprogramme und Kritiken oder Berichte über seine Konzerte in zeitgenössischen Zeitungen u.ä.m.

Im Langenbach-Stift in Bonn ist nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts durch Fremdbelegung des Gebäudes vieles, wahrscheinlich auch handschriftliches Material verlorengegangen. Nur drei kurze Auszüge aus Orchesterwerken waren 1963 dort noch vorhanden, das letzte mit einem Photo des greisen Dirigenten.

In seiner märkisch-westfälischen Heimat ist Julius Langenbach heute fast unbekannt. In Bonn aber, seinem letzten Wohnort, ist sein Name lebendig geblieben, nicht zuletzt durch die Stiftung des Julius-Langenbach-Heimes, das durch seine Frau Elise im Jahre 1904 eröffnet wurde, also schon über 60 Jahre lang das Gedenken an ihn festhält. Julius Langenbach hat, wie so viele Söhne des märkischen Sauerlandes, fern der Heimat seine Ausbildung und Entwicklung als Musiker, seine großen Erfolge und höchste Anerkennung gefunden.

Über die Kindheit und erste Jugendzeit in Iserlohn wissen wir wenig. Sein Vater Caspar Dietrich Langenbach wird in der Trau- und später in der Sterbeurkunde als Musiker bezeichnet. Er stammte aus Oberhemer bei Iserlohn, wo um das Jahr 1800 mehrere Glieder dieses Zweiges der dort verbreiteten Langenbach-Sippe Musiker gewesen sind. Allerdings ist es nicht festzustellen, ob sie als Stadtmusiker oder Militärmusiker in Iserlohn waren.

Die Mutter Maria Dorothea, geborene Linke-Hattenbach, stammte aus Gotha. Julius war das einzige Kind seiner Eltern. Wahrscheinlich hat er die früheste musikalische Beeinflussung durch seinen Vater erlebt, durch das Hinhören auf Schall und Ton oder im Nachahmen des väterlichen Musizierens. Leider aber wissen wir bisher nicht, welches Instrument der Vater beherrschte und wie der junge Julius zur Geige, dem Instrument seines Lebens hingeführt wurde.

Der achtzehnjährige Jüngling erscheint (in der Spohr-Biographie von Malibran) im Jahre 1841 als Schüler des Hofkapellmeisters Louis Spohr in Kassel, einer von Iserlohn beträchtlich weit entfernten Stadt, die der langaufgeschossene junge Mann wohl nur zu Fuß oder mit der Postkutsche erreicht haben mag.

Louis Spohr war bekanntlich ein bedeutender Violinist, Komponist und Dirigent der romantischen Schule. Bei ihm hat Julius Langenbach wahrscheinlich die vielgerühmte Brillanz seines Geigenspieles und die Kenntnisse in der Führung eines Orchesters erworben. Während der Ausbildung in Kassel hat Langenbach schon (wahrscheinlich in den Ferien) in Iserlohn und Hohenlimburg konzertiert. Leider sind die Anzeigen in den damaligen kleinen Zeitungen wenig aufschlußreich. Sie geben außer dem Ort (das Gesellschaftshaus „Harmonie" in Iserlohn), das Datum des Konzertes und die Einlaßgebühr an (12 Silbergroschen). Aber weder Instrumente noch die gebotenen Werke sind zu erschließen, da es auch noch keine Kritiken gab.

Ob Julius Langenbach den „größten Klavierspieler der Welt" Franz Liszt im Jahre 1842 im Gesellschaftshaus Iserlohn gehört hat, ist nicht festzustellen, aber wahrscheinlich. In dem „Bericht über die Feier des Hundertjährigen Jubiläums des Gesellschaftshauses Harmonie in Iserlohn" vom 15. November 1902 wird behauptet, daß in den vierziger Jahren des 19. Jhdts. „das musikalische Leben in Iserlohn in den Händen des hier geborenen, später berühmt gewordenen Musikdirektors Julius Langenbach gelegen" habe. Das ist mir zweifelhaft, denn das große Musikfest fand im Jahre 1846 statt, als Langenbach erst 23 Jahre alt war. Die Leitung des Festes lag in den Händen zweier Musikdirektoren, und zwar Breidenstein aus Dortmund und Bisping aus Lippstadt. Julius Langenbach mag als Gast aus Elberfeld gekommen sein, wo er seit 1844 tätig war. 

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