www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Klassik


Kulturgeschichte

Klassik

Einführung

Mozart
Beethoven
Schubert

 

Kaiser und Kriege
Revolution


Frühromantik

Goethe
Schiller
Brentano

 

Die französische Revolution 1789
Eskalation bis zum 13. Juli
zusammengefaßt von von Martin Schlu - Stand: Sommer 2006

zurück - zum Absolutismus - weiter
- 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7.
  
Erstes Halbjahr 1789 - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7.
Ein normaler Pariser Arbeiter muß von dem einen bis zwei Livre pro Tag drei Viertel seines Lohnes für Brot ausgeben, das restliche Viertel muß für alles andere reichen. Dieses Mißverhältnis liegt daran, daß in Paris auch auf Grundnahrungsmittel erhebliche Zölle und Steuern erhoben werden, die dem König jährlich 36 Millionen Livres einbringen (zur Erinnerung ein Lamm wurde mit acht Livres angesetzt und beim Mehlkrieg kostete ein Sack Mehl weit über 20 Livres. Ein Livre könnte also einem Betrag zwischen 50 und 100 Euro entsprechen und das Kilo Brot käme auf einen Betrag von ca. fünfzehn Euro). Die Abgaben, die dem König zufließen, machen ein Drittel aller Lebensmittelpreise aus und gerade die ärmeren Familien können sich diese Lebensmittelpreise nicht leisten und hungern daher.
 
Im letzten Herbst wurde außerdem durch einen "Jahrhundert-Hagelschauer" im Prinzip die Getreideernte vernichtet, so daß Mehl ein äußerst knappes Gut geworden ist. So hat sich der Brotpreis verdoppelt, ohne daß der König auf die Brotsteuer zu verzichten gedenkt. Hinzu kommt, daß am 7. Juli Mieten und Kredite für das Jahr fällig werden, was an diesem Tag vermutlich dazu führen wird, daß Hunderttausende von Menschen an diesem Tag ihre Wohnung verlieren werden. Die Situation ist Ende Juni also mehr als gespannt und gerade in den ärmeren Familien um die Bastille herum, hat man ständig das Symbol königlicher Macht vor Augen und ist entsprechend antimonarchisch eingestellt.
 
1. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Anfang Juli sitzen in der Bastille nur noch acht Gefangene, einer von ihnen ist der Marquis de Sade, den seine Familie dorthin hat abschieben lassen, weil dessen sexuelle Vorlieben für sie eine Belastung wurden. De Sade ist im Gefängnis ein bißchen irre geworden, ruft ständig aus seiner Zelle, die Gefangenen würden gefoltert und man möge die Bastille stürmen und sie befreien. Aus diesem Grund wird er eine Woche später verlegt, denn die Nerven seiner Bewacher liegen blank.
 
7. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Der Kommandant der Bastille bekommt als Verstärkung 32 Schweizer Soldaten und einen Kommandanten, nicht, weil die Gefangenen ausbrechen würden (es geht ihnen hier vermutlich besser als Zuhause), denn bei den ganzen Auseinandersetzungen der letzten Wochen wurde klar, daß sie Bastille immer noch als Symbol königlicher Macht angesehen wird. Man könnte sie erstürmen oder belagern wollen und da sie nur begrenzt Vorräte einlagern kann, könnte ene Belagerung schief gehen. Kaum ist die Verstärkung eingetroffen, verbarrikadiert man sich und bereitet sich auf einen Sturm vor.
 
8. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Vorsorglich hat der König 20. 000 Soldaten des Heeres in Alarmbereitschaft gesetzt und ihnen befohlen, sich in Paris aufzuhalten. Die ersten Truppen treffen ein und schlagen ihre Zelte links und rechts der Seine auf. Die Abgeordneten wissen nicht, wie sie dies einzuschätzen haben und fordern den König auf, sie sofort wieder abzuziehen. Sie befürchten, daß die Situation eskalieren könnte.
 
9. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Finanzminister Jaques Necker gehört zu denen, denen man zutraut, den Brotpreis wieder senken zu können. Dafür wird er vom Volk verehrt, vom Adel jedoch gehaßt. Der Bruder des Königs versucht ihn einzuschüchtern - man möchte lieber einen anderen als Minister sehen.
 
10. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Ludwig XVI. beschließt die Entlassung Neckers für den morgigen Samstag. Dann könnte man am 12. Juli einen Nachfolger präsentieren. Leider ist das Heer vor dem 16. Juli noch nicht einsatzbereit, aber das Volk wird wohl stillhalten... Gleichzeitig läßt er der Nationalversammlung ausrichten, die Truppen seien nur dafür da, sie zu "schützen", wem dies nicht passe, könne ja Paris verlassen. Das ist im Prinzip eine Drohung und eine Kriegserklärung an die Nationalversammlung. Das Heer geht angespannt ins Wochenende, einige Kanoniere feiern und behaupten, sie seien schon immer auf der Seite des Dritten Standes gewesen - ihre Kommandanten überhören so etwas lieber. Es muß nicht auch noch einen Aufruhr im Heer geben.
 
11. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Finanzminister Necker wird entlassen und ausgewiesen. In aller Stille reist er ab, denn wenn seine Absetzung bekannt würde, könnte das Volk auf die Straße gehen.
 
 
12. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Der preußische Botschafter weiß von der Entlassung Neckers, bekommt aber keine Bestätigung. Dafür spricht sich die Nachricht in Paris herum und am Nachmittag sind einige tausend Menschen im Palace Royal (den öffentlichen Gärten in Paris) um etwas zu tun - sie wissen nur nicht was. Der bislang erfolglose Anwalt Desmoulin steigt auf einen Tisch und fordert, daß man sich bewaffne, damit der König den Finanzminister wieder einsetze und die Soldaten abziehe. Er findet sofort Gehör und man setzt seine Idee in die Tat um.
 
Eine Stunde später stürmen etwa 3000 Demonstranten die Oper, beenden die Vorstellung und verschwinden. Die ortsfremden Soldaten sind chancenlos bei der Verfolgung, weil sie sich in den verwinkelten Pariser Gassen nicht zurechtfinden, die Pariser nutzen dagegen ihren Heimvorteil und liefern den Soldaten bei den Tuilerien eine regelrechte Straßenschlacht. Es gibt die ersten Verletzten und als die Gerüchte hochkochen, gibt es bei einem Schußwechsel auch die ersten Toten. Die 7200 Gardisten desertieren in voller Uniform und Bewaffnung, weil sie nicht auf die Armen schießen wollen und schließen sich den Aufständischen an, die nun über ausgebildete Soldaten verfügen. Der andere Teil der königstreuen Truppen zieht sich aus der Innenstadt zurück, die nun in der Hand der Aufständischen ist.
 
Am Abend organisiert ein Teil der Deputierten eine Bürgerwehr und gibt Waffen aus, damit sich die Bürger verteidigen können.
 
13. Juli - 1.7. - 7.7. - 8.7. - 9.7. - 10.7. - 11.7. - 12.7. - 13.7. - Seitenanfang
Der Kommandant der Bastille hat von den Auseinandersetzungen nichts mitbekommen, auch nicht, daß sich die königstreuen Truppen zurückgezogen haben. Auf einmal ist seine Truppe die stärkste königstreue Truppe der Stadt - und allein. Aus dem nahe gelegenen Arsenal werden noch schnell zwei Tonne Schießpulver in die Bastille gebracht - man weiß ja nicht, was noch passiert. Die Truppe arbeitet die Nacht durch und ist am frühen Morgen sehr erschöpft, aber gut bewaffnet.
 
zurück - zum Absolutismus - weiter - Seitenanfang
 
Quellen
Rademacher, Cay:14. Juli. in: Geo-Epoche Nr. 22: Französische Revolution, Gruner+Jahr, Hamburg 2006, S. 54 - 84.