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Kulturgeschichte - Klassik


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Kurzdaten

Herkunft
1769 - 1770
Bonn 1773 - 84
Bonn 1784 - 89

Wiener Kontakte
Brunswick-Töchter
Giuletta Giuccardi
"Unsterbliche Geliebte"

Letzte Jahre
Kurzbiographie

Todesursache 

Anton Schindler Beethovenforschung

Fidelio (Text)

Literatur und Links

 

Ludwig van Beethoven
Fidelio 1. Akt, 5. Auftritt

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Rocco. Pizarro. Offiziere. Wachen.
 
Pizarro zu den Offizieren.
Drei Schildwachen auf den Wall! Sechs Mann Tag und Nacht an die Zugbrücke, ebenso viele gegen den Garten zu, und jedermann, der sich dem Graben der Festung nähert, werde sogleich vor mich gebracht!
 
Zu Rocco.
Ist etwas Neues vorgefallen?
 
Rocco
Nein, Herr.
 
Pizarro
Wo sind die Depeschen?
 
Rocco
nimmt die Briefe aus der Blechbüchse.
Hier sind sie.
 
Pizarro
öffnet die Papiere und durchgeht sie.
Immer Empfehlungen oder Vorwürfe. Wenn ich auf alles das achten wollte, würde ich nie damit zu Ende kommen.

Er hält bei einem Briefe an.
Was seh ich? Mich dünkt, ich kenne diese Schrift.

Er öffnet den Brief, geht weiter vor. Rocco und die Wachen ziehen sich mehr zurück. Er liest.

»Ich gebe Ihnen Nachricht, daß der Minister in Erfahrung gebracht hat, daß die Staatsgefängnisse, denen Sie vorstehen, mehrere Opfer willkürlicher Gewalt enthalten. Er reist morgen ab, um Sie mit einer Untersuchung zu überraschen. Seien Sie auf Ihrer Hut und suchen Sie sich sicherzustellen.«

Betreten.

Ah,wenn er entdeckte, daß ich diesen Florestan in Ketten liegen habe, den er längst tot glaubt, ihn, der so oft meine Rache reizte, der mich vor dem Minister enthüllen und mir seine Gunst entziehen wollte. -
Doch, es gibt ein Mittel! Rasch. Eine kühne Tat kann alle Besorgnisse zerstreuen!

Nr. 7 Arie mit Chor

Pizarro
Ha, welch ein Augenblick!
Die Rache werd ich kühlen,
Dich rufet dein Geschick!
In seinem Herzen wühlen,
O Wonne, großes Glück!
Schon war ich nah, im Staube,
Dem lauten Spott zum Raube,
Dahingestreckt zu sein.
Nun ist es mir geworden,
Den Mörder selbst zu morden;
In seiner letzten Stunde,
Den Stahl in seiner Wunde,
Ihm noch ins Ohr zu schrein:
Triumph! Der Sieg ist mein!

Chor der Wache
halblaut unter sich.
Er spricht von Tod und Wunde!
Nun fort auf unsre Runde,
Wie wichtig muß es sein!

Er spricht von Tod und Wunde!
Wacht scharf auf eurer Runde,
Wie wichtig muß es sein!

Pizarro
Ich darf keinen Augenblick säumen, alle Anstalten zu meinem Vorhaben zu treffen. Heute soll der Minister ankommen. Nur die größte Vorsicht und Eile können mich retten.

Zu dem Offizier.
Hauptmann! Hören Sie.

Er führt ihn vor und spricht leise mit ihm.
Besteigen Sie mit einem Trompeter sogleich den Turm. Sehen Sie unablässig und mit der größten Achtsamkeit auf die Straße von Sevilla. Sobald Sie einen Wagen von Reitern begleitet erblicken, lassen Sie augenblicklich ein Zeichen geben. Verstehn Sie, augenblicklich! Ich erwarte die größte Pünktlichkeit. Sie haften mir mit Ihrem Kopf dafür.

Der Offizier geht ab.

Pizarro zur Wache.
Fort auf eure Posten!
Die Wache geht.
Pizarro zu Rocco.
Alter!

Rocco
Herr!

Pizarro
betrachtet ihn eine Weile aufmerksam, für sich.

Ich muß ihn zu gewinnen suchen. Ohne seine Hilfe kann ich es nicht ausführen.

Laut.
Komm näher!

Nr. 8 Duett

Pizarro
Jetzt, Alter, hat es Eile!
Dir wird ein Glück zuteile,
Du wirst ein reicher Mann;
 
Er wirft ihm einen Beutel zu.
Das geb ich nur daran.
 
Rocco
So sagt doch nur in Eile,
Womit ich dienen kann.
 
Pizarro
Du bist von kaltem Blute,
Von unverzagtem Mute
Durch langen Dienst geworden.

Rocco
Was soll ich? Redet!

Pizarro
Morden!

Rocco
erschreckt
Wie?

Pizarro
Höre mich nur an!
Du bebst? Bist du ein Mann?
Wir dürfen gar nicht säumen;
Dem Staate liegt daran,
Den bösen Untertan
Schnell aus dem Weg zu räumen.

ROCCO.
O Herr!

Pizarro
Du stehst noch an?

Für sich.
 
Er darf nicht länger leben,
Sonst ist's um mich geschehn,
Pizarro sollte beben?
Du fällst - ich werde stehn.
 
Rocco
Die Glieder fühl ich beben,
Wie könnt' ich das bestehn?
Ich nehm ihm nicht das Leben,
Mag, was da will, geschehn. -
Nein, Herr, das Leben nehmen,
Das ist nicht meine Pflicht.
 
Pizarro
Ich will mich selbst bequemen,
Wenn dir's am Mut gebricht;
Nun eile rasch und munter
Zu jenem Mann hinunter -
Du weißt -

Rocco
Der kaum mehr lebt
Und wie ein Schatten schwebt?

Pizarro
mit Grimm.
Zu dem, zu dem hinab!
Ich wart in kleiner Ferne,
Du gräbst in der Zisterne
Sehr schnell ein Grab.

Rocco
Und dann?

Pizarro
Dann werd ich selbst, vermummt,
Mich in den Kerker schleichen -

Er zeigt den Dolch.
Ein Stoß - und er verstummt!

Rocco
Verhungernd in den Ketten
Ertrug er lange Pein,
Ihn töten, heißt ihn retten,
Der Dolch wird ihn befrein.

Pizarro
Er sterb' in seinen Ketten,
Zu kurz war seine Pein,
Sein Tod nur kann mich retten,
Dann werd ich ruhig sein.

Jetzt, Alter, jetzt hat es Eile!
Hast du mich verstanden?
Du gibst ein Zeichen!
Dann werd ich selbst, vermummt,
Mich in den Kerker schleichen -
Ein Stoß - und er verstummt!

Rocco
Verhungernd in den Ketten
Ertrug er lange Pein,
Ihn töten, heißt ihn retten,
Der Dolch wird ihn befrein.

Pizarro.
Er sterb' in seinen Ketten,
Zu kurz war seine Pein,
Sein Tod nur kann mich retten,
Dann werd ich ruhig sein.

Ab gegen den Garten. Rocco folgt ihm.
 
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