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Barock - 30jähriger Krieg - Vorgeschichte


Spätrenaissance
Barock  

Stände und Kurfürsten

Einführung in den Krieg

Europa am Vorabend
des 30jährigen Krieges

Böhmen und die Pfalz
(1618 - 1625)

Dänemark und Schweden
(1625 - 1636)

Schwedisch-Französischer Krieg
(1630 -1648)

Der lange Friedensprozeß
(1645 - 1648)

Die Nachwehen
(1648 - 1815

Der Krieg in der Literatur

Grimmelshausen 
Der abenteuerliche Simplicissimus

Andreas Gryphius
Tränen des Vaterlands

Conrad Ferdinand Meyer
(Die Füße im Feuer)

 

Der Krieg in der Musik

Heinrich Schütz 1621
Fürstentag 1629

 

Quellen und Literatur

Anfang - 30jähriger Krieg - Kurfürsten

Einführung: Die Situation im 16. Jahrhundert
zusammengestellt von Martin Schlu © 2006

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1555
Der Augsburger Religionsfrieden hat am Ende der Reformation zu einem Waffenstillstand zwischen Protestanten und Katholiken geführt und mit der Duldung der protestantischen Religion für eine gewisse Zeit der Ruhe gesorgt. Jedoch gibt es seitens des katholischen Kaisers Karl V. und einiger eifrigen Reichsfürsten durchaus Bestrebungen, diesen Zustand nicht für die Ewigkeit zu zementieren und man kann sich eine Gegenreformation auch vorstellen, wenn man denn dürfte. Karls Nachfolger Ferdinand I. , geb. 1503 (1558 - 1564) denkt da auch nicht anders.
 
1564 - Seitenanfang
Kaiser Maximilian II. geb. 1527 (1564-1576) teilt nach seinem Antritt das Habsburger Reich, die "Erblande" in drei Teile: Er selbst sympathisiert mit den Reformatoren und stärkt dadurch die Stände insbesondere in Böhmen, die beiden Brüder Rudolf und Mathias denken eher katholisch und bauen von ihren Residenzen Innsbruck und Graz die Gegenreformation auf. Erzherzog Mathias entmachtet später seinen Bruder und herrscht lieber alleine neben dem Kaiser.
 
1576  - Seitenanfang
Am Ende des 16. Jahrhunderts ist das Haus Habsburg unumschränkter Herrscher im alten Europa. Die Macht des neuen habsburgischen Kaisers Rudolf II. , geb. 1552 (1576 - 1612). umfaßt den Territorialbereich Österreich, Tirol, Steiermark, Kärnten, Krain, Ungarn (bis auf die paar türkischen Teile), Schlesien, Böhmen und Mähren, die Lausitz, Burgund, die Niederlande und Teile des Elsaß. Im südlichen Europa herrscht man in Italien über das Herzogtum Mailand, das Königreich Neapel, die ganze südliche Hälfte der Halbinsel einschließlich Siziliens und Sardiniens. Durch das Erbe Karl V. besitzt man außerdem noch Mexiko, Brasilien, Peru und Chile und ist im Nebenberuf König von Spanien und Portugal. Das Reich ist zwar immer noch so groß, daß "die Sonne .... <im eigenen Land> nicht untergeht", aber das Gebilde ist kurz vor dem Kollaps und in seiner Gesamtheit nicht mehr beherrschbar - die Episode um Martin Luther hat es gezeigt, denn Karl V. hatte diesen Mönch nicht ernstgenommen, weil er soviel in Südamerika zu tun hatte um die Schulden bei den Fugger abzuzahlen.
 
Rudolf gilt als schwacher, manche sagen "geisteskranker" Kaiser, der nicht von Wien aus residiert, wie es sich gehört, sondern vom Prager Hradschin. Dies sorgt für Probleme innerhalb der kaiserlichen Familie und in seinem Bruder Mathias hat Rudolf II. einen ernstzunehmenden Gegner. Eine "kleine Eiszeit" sorgt außerdem für Mißernten, Hungersnöte und einen ständig steigenden Brotpreis. Immer mehr Bauern verarmen und die Unzufriedenheit mit dem Steuersystem, das die Fürsten einseitig bevorzugt, wächst - innenpolitisch entsteht ein neuer Brandherd.
 
1583
Am 14. September wird Graf Albrecht Wenzel Eusebius Wallenstein geboren.
 
1598 - Seitenanfang
Als der französische König Henri Quatre den protestantischen Hugenotten freie Religionsausübung gewährt, stehen die Zeichen für die Protestanten eigentlich sehr gut. Oft wurden die gesellschaftlichen Eliten protestantisch, so daß seit 1555 die Gesellschaft in zwei Teile zerfällt: auf der einen Seite die gut ausgebildeten (und daher kritischen) Protestanten, auf der andren Seite die Traditionalisten, die in der Regel katholisch sind und auf wörtlicher Lesart der Bibel bestehen (Parallelen zu den heutigen islamischen Fundamentalisten sind nicht von der Hand zu weisen)
 
1600 - Seitenanfang
Im päpstlichen Rom nimmt man einige kritische Stimmen argwöhnisch zur Kenntnis und als Giordano Bruno als Ketzer verbrannt wird, merken auch die letzten Intellektuellen, daß die päpstliche Kirche nervös wird. Dabei sind die Machtverhältnisse eigentlich eindeutig: Kaiserliche Macht ist nicht erst seit Karl V. katholische Macht und die wichtigen Stimmen der Kurfürsten, die den Kaiser zu wählen haben, sind nach wie vor die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, außerdem der König von Böhmen (traditionell katholisch). Die protestantischen Kräfte sind der Pfalzgraf zu Rhein und ein paar Kurfürsten wie der von Brandenburg oder Sachsen, die das Mehrheitsverhältnis aber nicht umkehren können. Der König von Bayern ist zwar traditionelle katholisch, hat aber nicht das Gewicht der sieben anderen. Dieses Machtverhältnis hat seit 1555 eine gewisse Stabilität und man sieht den ostdeutschen Kurfürsten ihre liberale Gesinnung nach, sie dürfen regieren und glauben, was sie wollen, denn ihre paar protestantischen Stimmen spielen bei der Kaiserwahl keine Rolle, so daß das Heilige Römische Reich Deutscher Nation als katholisches kaiserliches Reich nicht gefährdet ist, solange die Erzbischöfe und der böhmische König bei ihrer Religion bleiben.
 
1601 - Seitenanfang
Die protestantischen Vertreter der Kurpfalz, Kurbrandenburgs und Braunschweigs setzen ein Zeichen gegen die katholische Mehrheit und verlassen den Deputationstag. Damit ist dieser beschlußunfähig, obwohl man entscheiden müßte, ob der Augsburger Religionsfrieden weiter gelten soll oder ob die Protestanten nicht als Ketzer zu verbrennen sind - die Enteignungen der Katholiken seit 1552 würde man auch gerne rückgängig machen. Man braucht auf dem nächsten Reichstag also eine stabile Mehrheit, der soll es dann entscheiden.
 
1605
Problematisch ist, daß Rudolf II. kinderlos bleibt und es keine Erben gibt. So wird Mathias immer mächtiger und bekommt sogar die Vollmacht, gegen die Ungarn vorzugehen um damit auch die Türken in Schach zu halten. Gleichzeitig kann er damit gegen die Lutheraner vorgehen und seinem liberalen Bruder eins auswischen.
 
 
1608 - Seitenanfang
In Donauwörth will die protestantische Mehrheit die Alleinherrschaft und verbietet als Machtdemonstration den Katholiken ihre Fronleichnamsprozession. Darauf verfügt Kaiser Rudolf II. über die Stadt die Reichsacht und beauftragt Kurfürst Maximilian von Bayern, die Interessen der Katholiken zu vertreten. Der schickt seine Truppen, erobert die Stadt und setzt die Rekatholisierung durch. Damit hat er sich in die Nesseln gesetzt, denn wenn, hätte der protestantische Herzog von Württemberg das Militär schicken müssen und nicht der katholische Bayer. Auf dem von Rudolf II. einberufenen Regensburger Reichstag gründen die Protestanten daher als Zeichen ihres Unmuts die "Protestantische Union" um ihre Interessen in Zukunft besser durchsetzen zu können. Die drängenden Probleme kann der Reichstag aber nicht in absehbarer Zeit lösen, schließlich ist Rudolf nicht selber da, sondern hat seinen Neffen, Erzherzog Ferdinand geschickt. Der wiederum vertagt die Probleme sie auf das nächste Jahr - der nächste Reichstag findet allerdings erst 1640 statt und da ist dieser Ferdinand als Kaiser längst übermächtig stark geworden.
 
Zwischendurch ist Mathias mit 20.000 Mann nach Böhmen einmarschiert und erzwingt von Rudolf die Verwaltung Österreichs, Mährens und Ungarns. Da Rudolf nicht weiß, was er gegen seinen Bruder machen soll, macht er lieber nichts und stärkt damit einen Gegenkaiser.
 
1609 - Seitenanfang
Kaiser Rudolf II. garantiert den Böhmen am 9. Juli in einem Majestätsbrief Glaubensfreiheit und stellt sie den Reichsständen gleich. Das sorgt in Wien für Unmut, denn als Habsburger ist man katholisch und fürchtet um den rechten Glauben. Schlimmer wird empfunden, daß Rudolf durch seinen Neffen, Erzherzog Leopold, ein Heer anwerben läßt.
 
1610 - Seitenanfang
Die Katholiken antworten auf die Provokation der "Protestantischen Union" mit der Gründung der "Katholischen Liga". Die politische Situation wird brenzlig, als am 14. Mai der französische König Henri Quatre (Heinrich IV.) ermordet wird, denn mit ihm sterben auch die religiösen Freiheiten und der Weg zur Gegenreformation wird nicht nur in Frankreich beschritten, sondern auch in Deutschland. Böhmen und Mähren sind dabei noch eine protestantische Zone.
 
1611 - Seitenanfang
Daß in Schweden Gustav II. Adolf König wird, hat - noch - keine europäischen Auswirkungen. Sowohl Union als auch Liga schaffen es allerdings nicht, die Interessen aller Fürsten und Reichsstädte zu bündeln und eine gemeinsame Linie zu finden. Zwischendurch hat Rudolfs Heer Prag erreicht und fast besetzt. Mathias wird von den Böhmen gegen den kaiserlichen Bruder zur Hilfe gerufen, denn allmählich müßte eine Entscheidung fallen, ob sich Katholizismus oder Glaubensfreiheit durchsetzen.
 
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